Auf „Traumpfaden“

Die 27 „Traumpfade“ und 14 kurzen „Traumpfädchen“ im Landkreis Mayen-Koblenz haben in der gesamten Eifel Maßstäbe gesetzt. Wie funktioniert das Erfolgsmodell? Und wie geht es sich eigentlich auf den teilweise als „Deutschlands schönster Wanderweg“ ausgezeichneten Rundwanderwegen in der östlichen Eifel?

Als der Landkreis Mayen-Koblenz und sein damaliger Landrat Dr. Georg Klinkhammer 1972 zusammen mit den Kommunen im Landkreis den „Zweckverband Rhein-Mosel-Eifel“ (REMET) gründeten, hätten sie nicht zu träumen gewagt, dass es einmal „Traumpfade“ geben würde. Heute gehören die 27 Rundwanderwege und 14 kurzen „Traumpfädchen“ zu den beliebtesten Mittelgebirgswanderrouten in der Region.

Sie stehen, so Michael Schwippert, stellvertretender Geschäftsführer des REMET-Zweckverbandes, „für die Alleinstellungsmerkmale der Region zwischen Neuwieder Becken, der Pellenz mit dem Laacher See, der Vordereifel mit dem schönen Monreal, dem Maifeld mit Burg Eltz und Münstermaifeld, dem Wandergebiet des östlichen Vulkanparks zwischen Mayen und Mendig, der Hocheifel bis zur Hohen Acht und der Untermosel.

Denn diese Region war vor 51 Jahren vor allem für die Winzerfeste an der Untermosel, die Hocheifel für den Motorsport am Nürburgring, das Kloster Maria Laach als geistige Zentrum, Burg Eltz als eine der schönsten Burgen Deutschlands und Mendig für sein gutes Bier bekannt. Alles in allem also ein punktueller Tourismus, als Region war dieser Teil der Eifel und ihrer Randgebiete selten ein Begriff.

Das Modell des „Rheinsteigs“ stand Pate.

Angefangen hat der „neue Tourismus“ in der Region zunächst in den 1990er Jahren mit dem „Vulkanpark“-Projekt oberhalb von Mendig und Mayen. Thema ist der Vulkanismus in der Osteifel, dazu die Bedeutung der vulkanischen Gesteinsarten Basalt, Bims und Tuff. In etwa zeitlich parallel wurde ein – immer wieder erweitertes – neues Radwanderwegenetz aufgebaut.

Sie kontrollieren, dass auf den „Traumpfaden“ und den „Traumpfädchen“ alles in Ordnung ist: Die Wegepaten bei einem Treffen. Foto: REMET-Zweckverband, Landkreis Mayen-Koblenz

Bekannt wurden dann aber vor allen Dingen die mehr als 300 Kilometer „Traumpfade“ und „Trampfädchen“, die ab 2006 und bis 2010 von Landkreis, Wirtschaftsfördergesellschaft, den anliegenden Kommunen, elf lokalen Tourenteams, dem „Traumpfade“-Projektbüro und vor allem 80 Ehrenamtlichen aus der Region entwickelt worden sind.

Die Federführung hatte Dr. Rainer Brähmer, der ‚Wanderpapst‘ hatte auch die Idee. „Er hatte schon kurz zuvor erfolgreich den ‚Rheinsteig‘ umgesetzt“, erklärt Michael Schwippert. Den bekannten Fernwanderweg zeichnet vor allem das hohe Niveau der Streckenführung mit tollen Ausblicken, steilen Passagen, und natürlich die Kette weniger original mittelalterlicher, dafür aber zahlreicher romantischer Burgenrekonstruktionen zwischen Koblenz und Bingen aus. Entsprechend wurde auch für das „Traumpfade“-Projekt eine professionelle Wegemarkierung und Vermarktung als Ziel des Zweckverbands im Landkreis Mayen-Koblenz umgesetzt.

Heute betreuen mehr als 20 geschulte Wegepaten, die Kommunen über ihre Bauhöfe, oder beauftragte Unternehmen die Wanderwege. Auf der Strecke soll verlässlich auf Sicht das markante orange-weiße „Traumpfad“-Logos, beziehungsweise das weiß-blaue der „Traumpfädchen“ zu sehen sein. Auch dafür gibt der REMET-Zweckverband pro Jahr rund 47.500 Euro aus.

Dass sich die Mühe lohnte, zeigte sich schnell: 2008 wurde der „Virne-Burgweg“ „Deutschlands schönster Wanderweg“, 2011 der „Monrealer Ritterschlag“, 2013 das „Eltzer Burgpanorama“, 2015 der „Pyrmonter Felsensteig“. Immer gewählt von den Lesern des „Wandermagazins“.

Traumpfade-Momente“ (von links oben): Am Laacher See, Trasssteinhöhlen bei Tönisstein, Schloss Bürresheim, die „Teufelskammer“ oberhalb des Elzbaches, Blick ins Maifeld vom Krufter Ofen, St. Jost bei Langenfeld.

Parallel zum Wegenetz wurden kreisweit rund vier Millionen Euro in die Verbesserung der gastronomischen Infrastruktur investiert. Heute haben mehr als 40 Gastbetriebe das Gütesiegel „Qualitätsgastgeber wanderbares Deutschland“. Es gibt mehr als 300 zertifizierte Unterkünfte. Die Zahl der Übernachtungen im Landkreis ist auch durch die „Traumpfade“ von rund 640.000 im Jahre 2006 auf „rund 940.000 Euro 2020 gestiegen“, so Michael Schwippert. Jährlich sind mehr als 300.000 Wanderer auf „Traumpfaden“ und „Traumpfädchen“ unterwegs.

Mit den „Traumpfaden“ hat sich der REMET-Zweckverband der bundesweiten Marketingkooperation „PremiumWanderWelten“ angeschlossen – schließlich sind alle „Traumpfade“ als „Premium Wanderwege“ klassifiziert, der höchsten Auszeichnung für Zu-Fuß-Routen hierzulande.

Qualitativ hochstehende Rundwanderwege sind im Trend.

So hatte „Wanderpapst“ Dr. Rainer Brähmer vor 14 Jahren Recht: „Damals hat er vorhergesagt, dass qualitativ hochstehende Rundwanderwege der Megatrend werden, nicht mehr die Fernwanderwege“, so Michael Schwippert.

Dem Erfolgsbeispiel aus dem Osten der Eifel folgten in der Gesamtregion bald Andere: Der wie die „Traumpfade“ vor 13 Jahren eröffnete „Eifelsteig“ hat ein ähnliches Konzept allerdings als Weitwanderweg, wie auch der jüngere „Moselsteig“. 2021 eröffnete die Nordeifel Tourismus GmbH in Kall im Kreis Euskirchen mit den Rundwegen „Eifelspuren“ und „Eifelschleifen“ ein ähnliches Konzept, die „Heimatspuren“ in der Vulkaneifel rund um Bad Bertrich kamen 2022 dazu. Zwischen Hoher Acht, Neuwieder Becken des Rheins und Untermosel allerdings findet sich das Original.

INFO: www.traumpfade.info

Blick von der „Gänsehalshütte“ auf Bell, den Laacher See und das Maifeld.

AUSGEWÄHLTE TRAUMPFADE

Teufelskanzel und Mofetten
Die Vielseitigkeit dieses „Traumpfads“, einer fünfstündigen Rundreise zwischen lichten Wäldern, dem Lavaberg „Krufter Ofen“ und dem Laacher See, ist schwer zu übertreffen. Mehr

Zur Genoveva-Höhle
Dieser Weg ist auch für Freunde von Höhlen und historischem Tagebau ein Vergnügen. Zwischen Obermendig, Bell, Rieden und Ettringen ergibt sich eine abwechslungsreiche Runde im „Vulkanpark“ mit einem herzhaften Anstieg fast zum Schluss. Mehr

Jodokus und Eifel-Toskana
Zwei nahe beieinander liegende kürzere „Traumpfade“ bei Langenfeld lassen sich gut kombinieren.
Der rund dreistündige „Wanderather“ und der „Bergheidenweg“. Mehr

Burg Pyrmont, Pyrmonter Mühle und Rauscher des Elzbaches.

Zu den Trasshöhlen
Knapp vier Stunden dauert diese zwölf Kilometer lange Strecke, die auf einem Parkplatz mitten im Feld beginnt: Der „Traumpfad Höhlen- und Schluchtensteig“ führt zu Trasshöhlen und dem „Vulkan Express“. Mehr

Der „Pyrmonter Felsensteig“
2015 war dieser „Steig“ Deutschlands „Wanderweg des Jahres“. Der Start ist spektakulär: Hoch zur Burg Pyrmont, dann über einen breiten Felsenpfad ins idyllische Wahlbachtal und zur Pyrmonter Mühle unterhalb der Burg an den kräftig sprudelnden Wasserfällen des Elzbaches. Mehr

Der „Monrealer Ritterschlag“
Schon lange sind die Wanderwege um das pittoreske Monreal in der Verbandsgemeinde Vordereifel beliebt. 2011 wurde der „Monrealer Ritterschlag“, eine Variante, „Deutschlands schönster Wanderweg“. Mehr

Ehrenburg und Teufelslay
Das ist ein „Traumpfad“, der seinen Namen verdient! Von Brodenbach an der Untermosel führt er zur Ehrenburg und schließlich zu einer spektakulären Aussichtshütte über dem Moseltal. Mehr

Auf dem „Hatzenporter Laysteig“.

Talblicke und Bärlauch
Der „Förstersteig“ gehört zu den bekanntesten „Traumpfaden“ – wohl auch wegen des Waidmanns-Heil-seligen Namens. Mehr

Rebzeilen und Felsensteige
Der „Traumpfad Hatzenporter Laysteig“ ist über gut drei Stunden eine komprimierte Sache: Mit Wein-Lehrpfad, felsigen Abschnitten, weiten Hochflächen, verträumten Waldpassagen – und sogar zwei Leitern, die es zu besteigen gilt. Mehr

In und um Sayn herum
Einen schönen Wanderweg zeichnet die Mischung aus Naturgenuss und Besonderheiten entlang einer abwechslungsreichen Route aus. Das gilt auch für den „Saynsteig“. Mehr

Bleidenberger Ausblicke
Dieser rund vierstündige „Traumpfad“ hat es in sich. Keine 100 Meter hinter der Pfarrkirche von Oberfell geht es steil bis sehr steil durch die Weinberge hinauf – ein munterer Einstieg, über den man nach rund 25 Minuten die Höhe erreicht hat. Mehr

Titelbild: Nepomuk-Brücke in Monreal