In und um Sayn herum

Einen schönen Wanderweg zeichnet die Mischung aus Naturgenuss und Besonderheiten entlang einer abwechslungsreichen Route aus. Das gilt für den „Saynsteig“, der zu den „Traumpfaden“ am Rhein gehört. Wie immer gilt in Corona-Zeiten: Unterwegs Abstand halten und ansonsten viel Vergnügen!

Viel inspirierender kann eine „Traumpfad“-Wanderung wohl nicht starten: Vom nach englischem Vorbild im 19. Jahrhundert von Heinrich Siesmayer  gestalteten Landschaftspark gegenüber dem Burgberg in Sayn und vis a vis des neogotischen Neuen Schlosses mit dem markanten Schaugiebel geht es auf diese 15,6 Kilometer lange Runde.

Als steiler Pfad führt der „Saynsteig“ hinauf zur Teilruine der alten Burg Sayn auf einem Felssattel. Oben angekommen hat man einen ersten beeindruckenden Rundblick ins Neuwieder Becken des Rheins – doch das wird im weiteren Wegverlauf noch besser werden!

Im Brexbachtal

Kurz an Felsen vorbei, dann durch dichten Laubwald geht es teilweise auf engem Pfad  jetzt weiter hinauf, Windwurfflächen werden passiert, bis Stromberg auf dem Rheinplateau erreicht ist. Streckenweise ebenso steil führt der „Saynsteig“ danach wieder hinab und ins Brexbachtal. Die Route kreuzt nun immer mal wieder die ebenfalls im Tal verlaufende Strecke der Regionalbahn, doch das stört das besondere Naturerlebnis nicht, das sich jetzt dem Wanderer bietet.

Verwunschen wirkt die Auenlandschaft des Tals, der Steig führt den Schleifen und Windungen des Brexbachs entlang. Es gibt viele Wanderwege parallel zu Bachläufen, auch in der Eifel. Die Strecke durchs Brexbachtal – streng genommen ja schon im Westerwald – ist eine besonders schöne Route.

Rekonstruierte Grenzanlagen des römischen Limes

Ein erneuter Aufstieg bei Öffnung des Tals zum Campingplatz der Pfadfinder beendet den Aufenthalt in der Idylle. Vom breiten Waldweg mit Talblick zweigt schließlich ein steiler Serpentinenpfad ab. Hier geht es ausweislich der Wegemarkierungen nach „ROM“.

Des Rätsels Lösung tut sich unvermittelt bei Erreichen der Höhe und dem Austritt aus dem Bergwald auf: Holzpalisaden, ein Graben, ein Wall, ein wuchtiger dreigeschossiger Turm: Hier wurden ein Wachturm und die Befestigungsanlagen des römischen Limes am Originalplatz rekonstruiert. Und „ROM“ weist die Passage hierhin als Weg zu besonderen Baudenkmälern aus.

Die Örtlichkeit wurde von den römischen Planern strategisch gut gewählt: Von hier aus geht der Blick weit hinab erst über den Felssporn mit der Burg Sayn, dann ins Neuwieder Becken, den Rheinbogen bis zu den Kegeln des Vulkanparks in der Osteifel. Im Fall einer Bedrohungslage an den Genzbauwerken waren Warnfeuer von hier oben auf dem Rheinplateau weithin sichtbar.

Blick ins Neuwieder Becken mit Burg Sayn und den Vulkankegeln der Osteifel

Entspannt schlendert man danach am Waldrand entlang, dann zwischen Feldern, der Rheintalblick ist die lohnende Zugabe gegen Ende dieser Runde. Erst langsam, dann steil als Pfad im Wald bergab, führt der Weg ins obere Brexbachtal und zurück nach Sayn.

Im Ort angekommen lohnt sich ein kurzer Abstecher zur Abtei Sayn. Sie wurde 1202 geweiht, ist nach der Säkularisation im Zuge der französischen Revolution erneut besiedelt und geweiht worden. Im Altar befindet sich im vergoldeten mittelalterlichen Schrein eine Armreliquie des hl. Simon. Doch gehen Sie einmal durch die alte Eichentür zum mittelalterlichen Kreuzgang von 1230: Seine Gewölbedecken und Rippen sind komplett ausgemalt. Die Restauratoren konnten entdeckte alte Farb- und Mustervorlagen im Kreuzgang für die Rekonstruktion nutzen. Ein seltener Anblick.

Architekturspiegelungen in Sayn

Eine rundum gelungene Tour in Sayn und um Sayn herum, die abwechslungsreich, auch mal fordernd ist. Dieser „Traumpfad“ ist ein Kandidat für den „Wanderweg des Jahres“ – so wurden bisher immerhin schon drei andere „Traumpfade“ ausgezeichnet.

Titelbid: Blick vom Schlosspark auf das Neue Schloss Sayn und die Burg.