Ein „Steig“ und kleine Kirchen

2015 war der „Pyrmonter Felsensteig“ Deutschlands „Wanderweg des Jahres“. Von der Burg Pyrmont geht es hinab ins idyllische Elzbachtal und zur Pyrmonter Mühle unterhalb der Burg an den kräftig sprudelnden Wasserfällen des Eifelbaches. Das ist definitiv eines der Top-Fotomotive der Eifel.

Dieser tollen Ouvertüre auf dem rund 12 Kilometer langen „Traumpfad“ folgt eine gewisse Ernüchterung im Mittelteil der Runde. Von den „Drei Kreuzen“ oberhalb der „Pyrmonter Mühle“ – sie wurden 1652 errichtet aus Dankbarkeit für das Ende des 30-Jährigen Krieges – geht es steil bergan, dann in der Folge weiter leicht ansteigend erst zu einer Wallfahrtskapelle mit offenkundig frisch angelegtem neuen Kreuzweg.

Die Skulpturengruppe „Drei Kreuze“

Das Kapellchen wurde 1856 von der Franziskanernonne Salome Braun aus dem nahen Naunheim aus tiefer Gläubigkeit errichtet, war aber seit der letzten Renovierung sichtbar in die Jahre gekommen. Die Nischen eines alten Kreuzweges, der zur Kapelle führt, waren ins Innere des Bethauses gebracht worden, die Fundamente der Stationshäuschen waren mittlerweile schadhaft und teilweise aus dem Lot geraten.

Blick Richtung Münstermaifeld, Braun-Kapelle (unten)

2005 war der Befund so, dass ohne umfangreche Sanierungsarbeiten der Kapelle „der Verfall drohe“, erklärt eine verblichene Hinweistafel vor dem kleinen Gotteshaus. Es hat dann doch bis April dieses Jahres gedauert, bis es zu einer umfassenden Sanierung gekommen ist.

Die Kapelle erhielt ein neues Dach, einen neuen Fassadenanstrich – und der Kreuzweg davor wurde ebenfalls erneuert. Die vormals hier stehenden wilden Hecken sind gerodet, Rasen neu eingesät.

Ginsterhecken säumten zunächst den Anstieg bis hier hinauf, jetzt sind es blühende Rapsfelder. Also zweimal in unterschiedlichem Sättigungsgrad die typische Eifelfarbe im Frühling: leuchtendes Gelb. Einige „Haken“, die man zwischen den Feldern bald „schlagen“ muss, wirken willkürlich gesetzt. Es geht mit dem orangefarbenen „Traumpfade“-Logo mal nach rechts, dann wieder nach links – dabei wäre eine Abkürzung in Sichtweite ebenfalls wählbar. Sie ist aber nicht markiert. Etwas unsinnig.

Am Elzbach

Ein Schlenker führt zum höchsten Punkt der Tour. Der Rundumblick von 341 Metern Höhe auf dem Sammetzkopf lohnt allemal: Bis ins Maifeld und nach Münstermaifeld mit wechselnden Gelb-Grün aus Rapsfeldern, Weizenfeldern noch vor dem Austrieb, Wiesen und Waldstücken. Bei klarer Sicht sind auch die Vulkanberge der Osteifel und die Höhen jenseits des Rheintals zu sehen.

Ein steiler Abstieg entlang eines schmalen Bachzulaufs führt kurz darauf schnell von der Plateauhöhe an einer Höhle vorbei hinab ins Elzbachtal. Es ist hier wild und schroff eingeschnitten mit dicht bewaldeten Hängen an den engen Biegungen des Bachlaufs. Immer wieder ergeben sich so spannende Perspektiven.

Eine Brücke über den Bach wurde beim Julihochwasser des vergangenen Jahres mitgerissen, der Neubau ist zwar schon fertig, angeblich aber aus statischen Gründen nicht zu betreten. Wanderer hat das bisher nicht daran gehindert, dennoch trockenen Fußes ans andere Ufer zu kommen. Aber: Es gibt eine Warnung vor der Streckensperrung an einer letzten Abbiegung mit einer Alternativstrecke.

Burg Pyrmont

Der „Felsensteig“ führt nun mehrere Male ganz hinab entlang des breit und schnell fließenden Elzbaches und unvermittelt wieder hinauf, auch über Stufen, etwa zur „Teufelskammer“, einem kleinen Felsensattel. Schließlich endet diese traumhafte Passage wieder am Parkplatz unterhalb der Burg Pyrmont.

Auch wenn die Aufräumarbeiten nach dem Julihochwasser 2021 andernorts in vollem Gange sind, offenbar auch im Bereich des Elzbachs, den der „Felsensteig“ passiert, sollte man doch die angeblich nicht standfeste Brücke über den Bach, die derzeit zur offiziellen Sperrung des „Traumpfads“ führt, so schnell wie möglich ertüchtigen. Wanderer und Gastronomen wären dankbar. Nach zwei Jahren Corona bedingter Mindereinnahmen befürchtet man auch in der „Pyrmonter Mühle“, das sonst die Wandersaison 2022 ein erneutes Minusgeschäft werden könnte.

In der Schwanenkirche von Roes.

Die Schwanenkirche
Wenige Kilometer entfernt lohnt ein Abstecher zur „Schwanenkirche“ bei Roes. An einer ehemaligen römischen Wegkreuzung wurde schon im 12. Jahrhundert durch die Ritter von Pyrmont  eine erste Kapelle errichtet, 1460 die erste Kirche. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg komplett zerstört. Der Neubau von 1950 wurde 1994 renoviert. Die Kirche ist eine Wallfahrtsstätte und Ort der Marienverehrung.

Wer die „Schwanenkirche“ betritt, kommt nicht nur in ein Gotteshaus. Er taucht ein in eine wahre Licht-Sinfonie: Durch an beiden Längsseiten hohe, gotisch anmutende Fenster fällt das Licht vielfach gebrochen durch wechselnd dreifarbige Scherbenmuster. Der einschiffige, zeltartige Kirchenraum scheint in einem hellen Rosa-Rot zu flirren.

Von außen wirkt der in nüchtern grauem Sichtbeton gehaltene Bau verglichen mit diesem überwältigenden Sinneseindruck betont unscheinbar. Christoph Anders aus Senheim hat im kleinen Kirchengarten in sieben Bildstöcken Reliefs aus Ton mit Bibelzitaten gestaltet.

Titelbild: Pyrmonter Mühle mit Elzbach-Wasserfällen und Burg Pyrmont.