Hochstein und Höhle

Dieser Weg ist auch für Freunde von Höhlen und historischem Tagebau ein Vergnügen. Zwischen Obermendig, Bell, Rieden und Ettringen ergibt sich eine abwechslungsreiche Runde im „Vulkanpark“ mit einem herzhaften Anstieg fast zum Schluss.

Der „Traumpfad  Vier-Berge-Tour“ hört sich ein bisschen nichtssagend an, doch er führt schließlich zur „Genovevahöhle“ an der Flanke des markanten Hochsteins und damit zu einer Örtlichkeit, die eine in der Region bekannte Sage umgibt. Doch bis dahin ist die Montanindustrie der Region das Thema Nummer 1. Heute verbindet man in der Osteifel damit neben dem Gesteinsabbau der Vulkane – in der Eifel ein umstrittenes Thema – vor allem die Schieferindustrie. Auf dem kleinen Katzenberg vor Mayen hat das bekannte Unternehmen Rathscheck seinen Sitz.

Start und Ziel: Der „Erlenbrunnen“ oberhalb von Obermendig.

Vom „Erlenbrunnen“ oberhalb von Obermendig startet die rund 14 Kilometer lange Runde, die schnell zu einem ersten Tuffsteinabbaugebiet führt. Steil ragen die Abbauwände empor, zwei Stollen führen in den unterirdischen Teil des Felsens, in dem der Abbau noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts stattfand. Am Ende eines 30 Meter langen Gangs soll sich eine Quelle befinden, mundartlich Buur für Brunnen, die dem Areal den Namen gab: „Rauhbuur“.

Tuffsteinabbau an der Rauhbuur.

Aus dem Tuffstein wurden Platten für den Backofenbau geschlagen, die Reste in schon ausgebeutete Gruben gekippt. Die Backofenbauindustrie besteht in Bell noch heute. Einst wurden die Produkte weltweit exportiert.

Im weiteren Verlauf des Weges kommt man auch im Gebiet des „Schweinsgraben“ immer wieder zu solchen „Layen“, wie die Abbaugruben in Familienbesitz genannt wurden. Mitten im Wald, jenseits des Wanderparkplatzes oberhalb von Bell, haben die „Traumpfad-Explorer“ vor einigen Jahren die „Marxe Lay“ entdeckt. Über einen wenige hundert Meter langen Zuweg, dann durch einen schluchtartigen Eingang, erreicht man die Abbaustelle mit bis zu zwölf Meter hohen Gesteinswänden.

Zurück auf dem „Traumpfad“ heißt es auf dem Weg mit dem bekannten Logo zu bleiben, der jetzt den Gänsehals hinauf führt. Der Turm auf der Kuppe ist derzeit (Mitte April) wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. So fehlt der Rundumblick bis ins Neuwieder Becken und die Hohe Acht, doch kurze Zeit später wird die „Gänsehalshütte“ passiert, hier tun sich ebenfalls traumhafte Weitblicke auf, der Weg kreuzt den „Waldseepfad Rieden“.

Blick auf den Hochstein und in Richtung Hunsrück.

Im weiteren Verlauf geht unterhalb der Kuppe des Schmitzkopfes der Blick Richtung Mendig und die Ausläufer der Pellenz zwischen Mayen und Andernach,  jetzt markiert der Hochstein den Blickrand, die letzte Etappe des „Vier-Berge-Weges“.

Zunächst aber wandert man entlang des vergleichsweise flachen Sülzbuschs, im Busch bietet die Florianhütte – so sie nicht wegen des Kontaktverbots in der Coronakrise von übereifrigen Ordnungsbehörden gesperrt ist – einen schönen Blick tief hinab ins Nettetal.

Der Hochstein ist ein Vulkankegel wie aus dem Lehrbuch und zunächst führt der „Traumpfad“ nur gemächlich am Fuß des Bergs entlang, vorbei an einer Motoross-Strecke und zum Parkplatz an Aschesteinhöhlen. Hier hatte die Beller Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs Zuflucht gefunden.

Selbstoptimierer wählen den direkten Weg, Wanderer die Serpentinen.

Doch dann weist das „Traumpfade“-Logo in Richtung Bergflanke steil nach oben. Der direkte Weg ist ideal für Selbstoptimierer mit Tracing Apps am Handgelenk, die Blutdruck, Herzfrequenz und Kalorienverbrauch vor den Naturgenuss stellen. Wer gerne wandert, dem steht eine Alternative mit einigen Serpentinen zur Verfügung. Ziel ist in beiden Fällen eine Bank mit erneutem Fernblick ins Rheintal, Westerwald und Hunsrück.

Aschehöhlen am Fuß des Hochsteins.

Weiter oberhalb, noch unter der Bergkuppe, führt ein bequemer Waldweg zu einer Aussichtskanzel auf einem Felsen – entfernt leuchtet das Wasser des Laacher Sees tiefblau im Sonnenlicht. Unterhalb des Blickpunktes führen Stufen schnell zur „Genovevahöhle“, deren Geschichte zum Sagenschatz der Region gehört: Pfalzgraf Siegfried soll hier seine geliebte – von ihm nach Rückkehr vom Kreuzzug zu Unrecht verstoßene – Genoveva wiedergefunden haben. Die Dame lebte Jahre lang als Eremitin. Und der verlogene Hofmarschall Golo, zurückgewiesen von Genoveva, der die Schöne des Ehebruchs beschuldigte, wurde zur Strafe am „Goloring“ im Koberner Wald gevierteilt.

Egal ob die Höhle tatsächlich nur ein stillgelegter Mühlsteinbruch ist – das angebliche Versteck ist heute zugänglich, eine Taschenlampe vorausgesetzt. Obacht: Stellenweise ist die Höhlendecke nur knappe 1,50 Meter hoch.

Die „Dicke Buche“.

Zurück am Tageslicht geht es schon auf die Schlusskurve des Wegs. Bergab durch schönsten Buchen- und Eichenwald leitet der Pfad direkt auf die „Dicke Buche“ zu, ein im Umfang mehrere Meter breites, hoch aufragendes Naturdenkmal.

Durch die Gemarkung „Auf em Sprung“ – ein alter Kirchweg der Gläubigen aus Volkesfeld nach Mendig – führt der „Traumpfad“ schließlich über den Bohlenweg einer Sumpfwiese zurück zum „Erlenbrunnen“.

Holzsteg über eine Sumpfwiese kurz vor dem „Erlenbrunnen“.

Die „Vier-Berge-Tour“ ist wie fast alle „Traumpfade“ abwechslungsreich und gekonnt gelegt und bis auf den Anstieg zum Hochstein eine mittelschwere Route über vier Stunden. Der Weg ist nicht so spektakulär wie der „Pellenzer Seeuferweg“, der „Saynsteig“, oder der „Hatzenporter Laysteig“, aber er macht durch seine Vielseitigkeit gute Laune. Das kann man nicht von jedem Wanderweg in der Eifel behaupten.

Titelbild: Die Genovevahöhle am Hochstein.