Im Schatten des Münsters

Ein Abstecher nach Münstermaifeld mit seiner Stiftskirche, deren mächtiges Westwerk das Maifeld beherrscht. Ein kleiner historischer Rundgang führt durch die Gassen der weltlichen Stadt unterhalb des einst ummauerten Stiftsbereichs. Vor zu viel Romantik sei gewarnt.

Von vielen Aussichtspunkten der Umgebung, auch von der A48 sieht man das 40 Meter hohe Westwerk der Stiftskirche von Münstermaifeld. Die Kirche, die auf eine merowingische Gründung im 6. oder 7. Jahrhundert zurückgeht, war Mittelpunkt einer Urpfarrei. Von hier aus wurde die Umgebung christianisiert.

Auf den Fundamenten einer römischen Wachturmanlage sei das Westwerk erbaut worden, so der Trierische Geschichtsschreiber Hontheim. Das Gotteshaus wurde bis in die Hochgotik hinein erweitert. Die Breite des Querhauses beträgt 29, die des Langhauses 22-24 Meter, das Chorrechteck ist 24 Meter hoch.

Nicht nur von außen, auch im Innern ist St. Martin und St. Severus bemerkenswert: Auf der Empore steht eine Orgel der Orgelbauerfamilie Stumm aus dem Barock. Ein spätgotisches Antwerpener Retabel beherrscht den Chor. Unterlebensgroße Darstellungen der Grablegung von um 1500, ein acht Meter hohes Gemälde des hl. Christophorus aus dem 13. Jahrhundert auf der Stirnwand des nördliche Querschiffs, Epitaphen der Grafen der nahen Burg Eltz gehören unter anderem zur weiteren Innenausstattung des Münsters.

Der Stiftsbereich war einst ummauert. Der Übergang von der weltlichen Stadt zum geistlichen Bereich war ein Tor an der Gasse zum Stiftsplatz, der Bogenansatz ist heute noch im Mauerwerk des zwischen 1575 und 1583 erbauten Rathauses zu erkennen. Hier, etwas unterhalb an der Ecke zur Hauptachse der Stadt aus Unter- und Obertorstraße, befindet sich der Martinsplatz.

Das Rathaus von Münstermaifeld wurde zwischen 1575-1583 im Renaissancestil erbaut.

Seit 1277 bestand in Münstermaifeld eine Stadtverwaltung. Am Martinsplatz bündelte sich das kleinstädtische Leben, hier war Markt und Festplatz, hier standen aber auch Trillhaus, Pranger und Halseisen zur Abschreckung und Ausstellung der Verurteilten, wie als Mittel der Demonstration städtischer Macht und Gesetze.

Die Unterstorstraße nun ein paar Meter entlang, biegt man links in die Severusstraße ab, die stadtauswärts leicht bergab zum gleichnamigen Brunnenplatz führt. Bis zum Bau einer Wasserleitung 1893 diente der „Severusbrunnen“ neben neun weiteren öffentlichen und privaten Ziehbrunnen der Wasserversorgung der Bevölkerung von Münstermaifeld.

Der Severusbrunnen

Das Wasser des „Bur“, wie der Severusbrunnen im Volksmund genannt wurde, erfüllte aber noch andere Zwecke: Pilger aus dem Maifeld füllten es ab und ließen es in der Stiftskirche weihen, der hl. Severus wurde als Fürsprecher und Heiliger verehrt.

Um die alten Quellzuläufe zum Brunnen – zuletzt 1772 neu gefasst – standen einige der bis Ende des 19. Jahrhunderts neun Gerbereien von Münstermaifeld. Auf den Steinen am Brunnen wurde gewaschen und gebleicht. Ein altes Gerberhaus am Platz ist noch erhalten, ebenso das kleine gotische Fachwerkhäuschen der Wäscherinnen.

Blick auf den einstigen Flucht- und Pulverturm der Lauffenburg.

Vom Severusbrunen fällt der Blick auf Mauerreste der „Lauffenburg“, die Teil der unter Balduin von Luxemburg im 14. Jahrhundert vollendeten Stadtbefestigung war. Vollständig erhalten ist der Flucht- und Pulverturm der Burganlage von 1343. 1981 wurde der Turm restauriert, ein weiteres Stockwerk samt Kegeldach aufgesetzt. Im von den Münstermaifeldern so genannten „Eulenturm“ war auch das Gefängnis und im 17. Jahrhundert der Folterraum von 26 namentlich bekannten „Hexen“ und „Hexern“. Unweit des Turms befindet sich das kleine Fachwerkhäuschen von Theodor Herschler, letzter Scharfrichter und Abdecker von Münstermaifeld.

Mit Rüstungen, Gold und Silber ausgestattete mittelalterliche Gräber wurden entdeckt.

Münstermaifelds einstige Bedeutung in der Region, deren Verwaltungszentrum die Stadt bis heute ist, zeigt sich zum Beispiel am seit dem Mittelalter bestehenden Münzrecht als kurtrierisches Oberamt. Aber auch am Wohlstand seiner Bürger: Bei Ausgrabungen durch Archäologen der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz in Koblenz seit 2009 wurde unter anderem auf dem Stiftsplatz ein mittelalterliches Gräberfeld mit an die 400 Gräbern freigelegt. Rund 40 Gräber enthielten Beigaben aus der jüngeren Merowingerzeit, darunter komplette Waffenrüstungen, Schmuckstücke aus Gold, Silber, Bronze, wertvolle Glasgefäße. Das Archäologische Museum Münstermaifeld zeigt einige Exponate.

Münstermaifeld, Ansicht von Westen. Bild: „Wichtelmann der Zweite“/Wikipedia

Eine historische Ansicht Münstermaifelds von 1575 am Martinsplatz führt unter anderem noch zu Stiftsherrenhaus, Ordt’schen Haus, Probstei oder dem Heilig-Geist-Spital, alles Gebäude aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Der alte Plan kann auch heute noch durch die alten Gassen führen.

In Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Münstermaifeld weitgehend zerstört.

Münstermaifeld wurde zwar in Folge des Pfälzischen Erbfolgekrieges im 17. Jahrhundert weitgehend zerstört, einige der ganz alten Häuser – vor allem im Immunität genießenden geistlichen Stiftsbezirk -blieben aber offenbar weitgehend verschont, und die Stadt um den Schutzbereich herum wurde wieder aufgebaut. Das mächtige Westwerk des Münsters im Maifeld überstand alle diese Zeitläufte unbeschadet und ist bis heute weithin sichtbares Zeichen einer großen Geschichte.

Quellen: „Historischer Stadtrundgang Münstermaifeld“, Führer Stiftskirche St. Martin und St. Severus, Wikipedia

Titelbild: Das Münster vom Petersplatz gesehen.