Mandrack-Passage und Bildcheslay

Auf einer faszinierenden deutsch-luxemburgischen Wanderreise über 27 Kilometer geht es auf halber Strecke zur „Mandrack Passage“ und kein Weg vorbei. Hier ist Schluss – wenn man breiter als 40 Zentimeter ist.

1964 wurde der Deutsch-Luxemburgische Naturpark gegründet, in dem der „NaturWanderpark delux“ mit 23 Rundwanderwegen über 400 Kilometer das „Felsenland Südeifel“ und die „Kleine Luxemburger Schweiz“ verbindet. Der „Felsenweg 3 Ferschweiler – Berdorf“ über 27 Kilometer ist eine wunderbare Runde. Start ist am Barockschloss Weilerbach.

Der letzte Abt von Echternach, Emmanuel Limpach, ließ das Barockschloss nach Plänen des Tiroler Baumeisters Paul Mungenast 1777-1780 errichten. Eine feudale Sommerresidenz für die Äbte, zudem war ein Teil der Gebäude die Verwaltung der in der nahen Umgebung angesiedelten Weilerbacher Eisenhütte, die noch bis 1958 in Betrieb war.

Heute ist die Kirchenfürstenresidenz in Besitz des Eifelkreises Bitburg-Prüm und steht seit 1981 sogar unter Denkmalschutz. Doch zuvor waren die Gebäude, stark kriegszerstört, fast schon eine Ruine, nur notdürftig vor dem Verfall gesichert. Erst der Vorbesitzer, die Gewerbe- und Treuhand GmbH Trier, dann der Eifelkreis investierten in die Restaurierung. Alleine die neuen Fassaden kosteten seinerzeit rund 550.000 D-Mark.

Ein stilvoller Auftakt: Die Wanderung beginnt im barocken Schlossgarten.

Im Schlossaal finden jetzt Konzerte statt, in der ehemaligen Remise ist ein Café, das Schloss ist Hochzeitskulisse als Standesamt der Verbandsgemeinde Südeifel und der wieder hergestellte barocke Schlossgarten öffentlich zugänglich.

Ein stilvoller Auftakt für eine rund achtstündige Route. Vorbei an Wasserspielen und in Form geschnittenen Zierbüschen geht es durch den Park und hinab auf den Weg, der bald mit der Alfred-Töpfer-Brücke über die Sauer auf die luxemburgische Seite wechselt.

Die Aussichtskanzel an der Geierlay.

In der Folgezeit gilt es ein genaues Auge auf das grün-weiße Blattlogo, das Markierungszeichen der „Felsenwege“, und die Zwischenziele auf den Hinweistafeln an den Wegepfählen zu haben. Auch weil man an oder zwischen hohen Sandsteinfelsen kaum Smartphone-Empfang hat, empfiehlt sich in diesem Fall vorab der Kauf der Wanderkarte 28, „Naturpark Südeifel, Blatt 3“ im Online-Shop des Eifelvereins, auch erhältlich im „Haus des Gastes“ in Bollendorf.

Blick aus der Welkeschkummer.

Nach wenigen hundert Metern geht es nach Überqueren der Landesstraße unmittelbar in den Hang und hinauf. Mit einem trockenen Anstieg werden Höhenmeter gewonnen, Ziel ist die Aussichtskanzel auf der Geierlay. Es folgt die versteckartige „Welkeschkummer“, eine kleine Höhle oberhalb des Steilhangs, dann führt eine Passage auf mittlerer Höhe durch den Wald zur Hohllay, unterhalb von Berdorf. In der kleineren Piteschkammer davor kann man an den Wänden noch deutlich die Abbauspuren im Sandstein erkennen.

Berdorf ist ein bekannter Wanderhotspot, entsprechend viele Wanderfreunde sind hier vor allem an den Wochenenden unterwegs. Wer es gerne etwas ruhiger mag, sollte diese und andere Touren rund um den Ort daher unter der Woche gehen.

Zunächst führt der Weg – eine erste Wegesperrung oberhalb der Raiberthiel sollte mittlerweile behoben sein – in die Naturbühne aus umstehenden Felsmassiven wie „Mandarin“ und hinauf über steile Sandsteinstufen auf das Plateau. Solche kleinen Abstecher, von denen auch auf dieser Runde einige angeboten werden, lohnen immer die Mühe: Die Ausblicke über die Baumwipfel, über Täler und zu den nächsten Dörfern sind grandios.

Oberhalb des großen Campingplatzes von Berdorf heißt es dann aufpassen: Eine Vielzahl von Wegen läuft hier zusammen, es kommen Wegesperrungen und Umleitungen dazu. Erst mit Verlassen des Hotspots, oberhalb des Klettergartens Wanterbach wird die Wegführung wieder übersichtlicher.

Immerhin: Eine Taschenlampe zur Orientierung braucht man in dieser Felsenpassage nicht.

Über den Felsenweg 3 geht es an einer Abbiegung kurz über die hier parallel verlaufenden lokalen Wanderwege B2 und B8 zum Aussichtspunkt Casselt, und dann heißt das nächste Etappenziel auf dem Felsenweg 2 und 3 schon Bollendorf-Pont. Mit der Brücke über die Sauer wechselt man auf die deutsche Seite zurück.

Jedenfalls dann, wenn man im Schulterbereich nicht breiter als 40 Zentimeter ist. Das ist die Abmessung der „Mandrack Passage“. Die Engstelle kann nicht umgangen werden. Immerhin fällt Tageslicht in den folgenden gewundenen, schmalen Schlauch zwischen den schroffen Felsenwänden. Eine Taschenlampe wie an vergleichbaren Engstellen auf dem Mullerthal Trail ist nicht nötig.

Danach heißt es entspannt den Pfad den Berg hinab schlendern nach Bollendorf. Hier empfiehlt sich eine Pause am Sauerufer.

Kajak-Fahren auf der Sauer bei Bollendorf.

Denn der nächste, bis zu 20 Prozent steile, Anstieg führt auf Asphalt aus dem Ort hinaus, an der römischen Villa vorbei, und weiter hoch in den Wald. Auf dem Felsenweg 3 ist die Sandsteinkulisse zwar nicht so spektakulär wie auf der gegenüberliegenden Seite, dafür aber voller Überraschungen.

Zur „Bauchbütt“ weist eine kleine Hinweistafel wenig später. Es geht in einen kleinen Felsenkessel hinter dem Weg: Eine große, fast quadratische, in einen Sandsteinblock gehauene Viehtränke ist gemeint. Nur wenige Meter weiter deutet ein Schildchen zur „Bildcheslay“: In einem Monolithen ist eine kleine Nische für eine Muttergottesstatue geschlagen worden, auf der Spitze des Sandsteinklotzes ein grobes Kreuz. Wie Blumenschmuck zeigt, wird das Bildchen in der Lay immer noch verehrt, ein altes Pilgerziel.

Ein Weg, der in diesem Abschnitt rätselhaft bleibt.

Dieser schöne Weg, der in dieser Passage ohne größere Höhenunterschiede ist, bleibt weiter rätselhaft: Erst wird in der Folge der „Artistenplatz“ passiert, dann die Aussichtshütte auf dem ausgesetzten Felsen an der „Fahnenstange“; die „Verborg“ heißt eine Zuflucht der Bevölkerung im Dreissigjährigen Krieg, zugänglich nur über einen versteckten Spalt im Fels.

Werbeträger mit Mund-Nase-Schutz für den Dinosaurierpark auf dem Ferschweiler Plateau vor dem „Haus des Gastes“ in Bollendorf.

Nach gut sechs Stunden Wanderung ändert sich die Landschaft unvermutet: Die Felsen und Wälder werden verlassen, es geht an Feldrändern auf dem Ferschweiler Plateau zum gleichnamigen Ort. Genauer mündet der Wanderweg abrupt an einer T-Kreuzung am Mühlenberg am südwestlichen Ortseingang. Doch wie geht es weiter? Jede Markierung fehlt.

Des Rätsels Lösung ist die Straße hinauf in den Ort, an einem groben Wasserbecken aus Holz und umstehenden kruden Holzfiguren finden sich auf der gegenüber liegenden Straßenseite Wegemarkierungen und wenige Meter später auch die des Wanderweges.

Das „Jegerkreuz“

Das ist der Beginn der Schlussetappe.  Vorbei am Massiv der Schlösserlay endet sie an den „Schweineställen“ unterhalb von Ernzen. Ein unscheinbares, in einen Sandstein gehauenes Kreuz aus dem 18. Jahrhundert wird inmitten der Felsenkulisse drum herum leicht übersehen: Das „Jegerkreuz“ erinnert an eine Tragödie: Hier soll Friedrich August Jeger 1733 bei Steinbrucharbeiten einen tödlichen Unfall erlitten haben. Ein Freund habe ihm die Gedenkstätte geschaffen, heißt es auf einer erläuternden Texttafel.

Kurze Zeit später ist der Wanderparkplatz oberhalb von Schloss Weilerbach erreicht. Das Ende einer faszinierenden Tagestour. Zum Nachgehen empfohlen.

Titelbild: Die „Bildcheslay“ oberhalb von Bollendorf.