Dies- und jenseits der Our

Die schönen Wanderwege im Ourtal, im Grenzgebiet des Islek mit dem luxemburgischen Ösling, sind eher unbekannt. Diese Runde über 18 Kilometer führt zur „Felsenmadonna“ und Resten ehemaliger Bunkeranlagen.

An der Tintesmillen (Tintesmühle) auf der luxemburgischen Seite der Ourtalbrücke beginnt dieser Rundweg und damit gleich an einem historisch bedeutsamen Ort. Hier setzte die US-Army bei der Ardennenoffensive erstmals über den Grenzfluss. Heute ist der Fluss, wo er zwischen den beiden Ländern fließt,  ein Kondiminium: gemeinsames Hoheitsgebiet. Die einem Staat zuzuordnenden Hoheitsgebiete beginnen am jeweiligen Ufer.

Abwechslungsreicher ist der Weg auf der Luxemburger Seite.

Auf der luxemburgischen Seite, die auch entlang des Oberen und Unteren Ourtals als die abwechslungsreichere und naturbelassenere gilt, spürt man von der Geschichte zunächst nichts. Ehemalige Bunkeranlangen, Überreste der im typischen Pathos der nationalsozialistischen Propagandasprache genannten „Siegfriedlinie“, sind auf dem Rückweg oberhalb von Dasburg auf der deutschen Seite zu finden.

Auenwald unterhalb von Tintesmillen.

Dies- und jenseits der Our standen einst zahlreiche Mühlen, häufiger im unteren Bereich bis oberhalb von Vianden, der ebenfalls im NaturWanderPark DeLux über einen anschließenden Rundweg erschlossen ist. Mehl und Eichenrinde wurde gemahlen. Die Eichenrinde wurde in den Eichenniederwäldern, den Lohewäldern, die auch an den Hängen dieses Weges zahlreich sind, gewonnen. Die Rinde enthält Gerbstoffe zum Ledergerben.

Manchmal etwas überraschend: scharfe Kehre am Felshang.

Am Start- und Endpunkt dieser 18 Kilometer langen Runde ist das Ourtal breit, eine Wiesenlandschaft. Ein Campingplatz befindet sich unterhalb des ehemaligen Mühlengebäudes. Von hier aus geht es auf einen in der Folge abwechslungsreichen Weg, der mal auf Talhöhe durch Auenwald führt, dann jäh in die Höhe, sich schmal an Kalkfelsen entlang windend. Steil stürzt dann der Hang zur Our hin ab.

„Notre Dame de la Roche“ an der Kasselslay.

Drei Anstiege gilt es bis Dasburg zu überwinden. Nach der Abzweigung nach Heinerscheid geht es hoch zur Kasselslay. Die steilen engen Kehren sind fast schon ausgesetzt, sogar Stufen führen den Felssporn hinauf.  Ziel ist in einer kleinen Nische die Statue der „Notre Dame de La Roche“, ein Pilgerziel wie Kerzenreste zeigen. Der Blick fällt unterhalb der Passage in das hier schmale, tief eingeschnittenen Kerbtal der Our. Noch einige Meter höher markiert eine kleine Wanderhüte auf dem Plateau im Niederwald den höchsten Punkt des Weges mit dem Blick über das Tal hinaus.

Blick von der Kasselslay.

Über eine steile Betontreppe geht es wieder fast bis auf Talniveau hinab. Fichten- und Eichen-Buchenwald wechseln sich in der Folge ab. In einer großen Schleife weitet sich dann das Tal erneut, unten weiden friedlich Schafe. Oben kommt kurze Zeit später die Trutzburg von Dasburg, dem westlichsten Ort von Rheinland-Pfalz,  in den Blick. Schließlich ist die Station einer Tankstellenkette unübersehbar: Dasburger Brück, die Hälfte der Strecke ist erreicht.

Das ist für viele Anwohner in der diesseits der Brücke angrenzenden Verbandsgemeinde Arzfeld zwar durchaus bemerkenswert – sie können hier günstig tanken und einkaufen – wichtiger ist aber eigentlich eine Bronzetafel am Brückengeländer: 2006 wurde im deutsch-luxemburgischen „Abwasserverband Ourtal“ auch der kleine Grenzweiler Dasburg Brücke ans Netz genommen. Nicht nur die Touristiker arbeiten hier zusammen.

Zunächst ist der nun folgende zweite Teil des Weges nun ein Gang über einen breiten, bekiesten Wirtschaftsweg. Er führt zur Rollesmühle, einst eine kleine Wollfabrik. Oberhalb der alten Gebäude sind Bunkerreste im Hang gut erkennbar.

Der Geschichtsweg „Von Grau zu Grün“ erklärt die Geschichte der ehemaligen Bunkeranlagen und stellt Renaturierungsprojekte in der Our vor.

Die Anlage ist Teil des Geschichtsweges „Von Grau zu Grün“, der die Bedeutung dieser und anderer Verteidigungsanlagen erklärt, aber auch wasserwirtschaftliche Projekte am Grenzfluss vorstellt. Ein deutsch-luxemburgisches Gemeinschaftsprojekt sind mehrere Fischtreppen anstelle der einstigen Bachwehre, die das Wasser an den Mühlen stauten.

Im weiteren Verlauf führt der Weg kurz nach einem Schieferabbau dann doch steil den Hang hinauf, in Höhe des Felsensteigs der Kasselslay  gegenüber hat man auch hier einen schönen Blick über das Bachtal. Das war der letzte Anstieg der Runde, nun geht es am Bachlauf oder am Waldrand entlang im Tal weiter. Die Our glitzert in der Sonne, Libellen ziehen ihre Kreise. Am Ufer bieten sich unter schattigen Bäumen Gelegenheiten zur Wanderpause.

Idylle: Die Our im Hochsommer.

Nach knapp fünf Stunden ist die Grenzbrücke zur Tintesmillen wieder erreicht. Wer jetzt noch Zeit hat, dem ist die Weiterfahrt über Dahnen nach Lützkampen empfohlen. Im Ortsteil Welchenhausen im Oberen Ourtal steht das – mindestens in der Eifel – kleinste Museum der Welt: Das „wArtehalle Museum Welchenhausen“ ist im Buswartehäuschen des Ortes. Zehn Quadratmeter Ausstellungsfläche und immer geöffnet.

Titelbild: Our zwischen Tintesmillen und Dasburg, gesehen von der deutschen Uferseite.