„Eifelspur“ und „Eifelschleifen“

„Wanderwelt der Zukunft“ heißt ein ehrgeiziges neues Rundwegeprojekt im „Eifelteil“ des Kreises Euskirchen in Nordrhein-Westfalen. Wir haben mal eine der 18 neuen „Eifelspuren“ und zwei der 94 „Eifelschleifen“ getestet. Wie immer gilt in Corona-Zeiten: Unterwegs Abstand halten und ansonsten viel Vergnügen!

So sehen die neuen Logos aus – hier eine „Eifelschleife“ ohne Richtungspfeil im freien weißen Quadrat. Bei den „Eifelspuren“ kommt ein stilisierter Wanderschuhsohlenabdruck als grafisches Element dazu.

112 neue Rundwanderwege, davon 94 „Eifelschleifen“ und 18 „Eifelspuren“, sind auf 1100 Kilometern in den vergangenen Jahren von den fleißigen Wegepaten der Ortsvereine des Eifelvereins im Kreis Euskirchen neu markiert worden: Es gibt neue Logos für alle Wege, es wurden XXL-Liegen, Sitzgruppen, sogar „Fotorahmen“ für garantiert schöne Eifelweitblickfotos angeschafft und an ausgewählten Punkten der neuen Rundwanderwege aufgestellt.

Auch die Wasserscheide Ahr-Eifel wird auf der „Eifelspur Münstereifelsteig“ passiert: ein schlichter Kreisverkehr.

Es wurde also federführend von der Nordeifel Tourismus GmbH (NeT) in Kall viel Geld investiert und mit der Umsetzung der neuen „Wanderwelt“ die Agentur beauftragt, die schon erfolgreich die „Traumpfade“ vermarktet hat. Was sollte da schief gehen?

Einiges, wie sich zeigt, und das ist zunächst „Corona“ geschuldet. Denn die in Kraft getretenen Kontaktbeschränkungen führten zur Absage der für Anfang April geplanten großen Eröffnungsfeier der 112 Wege. Man verzichte derzeit „auf alle weiteren Marketingaktivitäten“, so Iris Poth, Geschäftsführerin der NeT.

Die Eifelwanderfreunde haben natürlich trotzdem Wind vom neuen Angebot bekommen und schnell – obwohl noch jede Suchmaschinenoptimierung fehlt – die entsprechenden Internetseiten gefunden. Dort sind die Basics zwar alle vorhanden, Sitemap und Content orientieren sich am Aufbau der Webseiten der „Traumpfade“. Doch die erläuternden Texte zu den Routen sind teilweise doch recht lieblos, kurz und wenig einladend. Ein analoger Pocketguide sei derzeit aber nicht geplant, heißt es von Seiten der NeT. Immerhin sind Übersichtskarten in Druck gelegt und bald erhältlich.

Für solche Ausblicke lohnt sich der Weg auf dem „Münstereifelsteig“.

Als Wanderer wird man so derzeit etwas stumpf auf die neuen Strecken geschickt, wo an den Start-/Zielpunkten der „Eifelspuren“ oder „Eifelschleifen“ bis auf Ausnahmen sogar noch Transparente oder Fahnen fehlen, auch  Übersichtskarten auf Tafeln müssen erst noch aufgebaut werden. Kurz: mehr Selbstbewusstsein in der Außendarstellung wäre dem Projekt  zu wünschen. Aber das kann ja noch kommen.

Markante Landmark im Feld: Die Bruder-Klaus-Kapelle von Peter Zumthor oberhalb von Wachendorf, nicht nur bei Architekturstudenten ein bekanntes Ausflugsziel in der Nordeifel. Eine neue „Eifelschleife“ passiert das Bauwerk.

Egal – Wandern ist auf der Strecke, also hat sich Eifelschreiber auf die „Eifelspur“ mit dem Namen „Münstereifelsteig“ rund um Bad Münstereifel gemacht. Die „Spuren“ sind ja tatsächlich neue Wanderwege, die zu kulturhistorisch und naturkundlich Besonderem und Typischem der entsprechenden Region führen sollen.

Der „Münstereifelsteig“ beginnt an einem Wanderparkplatz im Bodenbachtal, unweit von Eicherscheid, und mutet dem Wanderfreund zunächst einen 45-minütigen Aufstieg auf breitem Waldwirtschaftsweg zu. Okay, denkt man, ohne Anstieg geht es in der Eifel kaum, und tatsächlich öffnet sich dann beim Austreten aus dem Wald schon bald die Landschaft. Der Blick geht auf die Höhen rund um die Kurstadt: Felder, Wiesen, Waldgebiete, kleinen Dörfer im Wechsel. Idyllisch und friedlich.

Das größte Rätsel des „Münstereifelsteigs“ ist sein Name.

Ziel dieses ersten Anstiegs ist die Wallfahrtskapelle St. Michael auf dem Michelsberg. Ein alter Kreuzweg führt hinauf zur Kirche. Wenige Meter unterhalb ist sogar einer der – schon seit einigen Jahren in der ganzen NRW-Eifel installierten – „Eifelblicke“. In diesem Fall kann man etwa zur Hohen Acht, die Nürburg oder den Aremberg sehen.

Nur warum steht keine 200 Meter unterhalb dieses Aussichtspunktes einer dieser „Blickrahmen“, durch die man einen sogar schlechteren, weil eingeschränkteren Blick in die Umgebung hat?

Raps vor Siebengebirge. Blick von der „Eifelschleife Stockertblick und Herkelsstein“.

Doch das größte Rätsel dieses Weges ist eigentlich sein Name, denn ein „Steig“  ist es nun wirklich nicht. Stattdessen eine streckenweise schlicht monotone Begehung ausgedehnter gerader Wald-, Wirtschafts- und Feldwege. Dazu kommen unnötige „Haken“ ohne Streckengewinn nah an Wohngebieten. Das wirkt etwas kurios in der Routenführung, ging aber vielleicht aus wegerechtlichen Gründen einfach nicht anders.

Am Ende, nach rund fünf Stunden, bleibt als Fazit: Ehrlicher wär’s, den „Steig“ so zu nennen, wie er ist: etwa als „Münstereifeler Höhenweg“, oder „Rund um den Michelsberg“.

Nun zwei der „Kurzvarianten“ in einem ersten Test. Die 94 „Eifelschleifen“ auf den Routen der alten örtlichen Wanderwege sind im Schnitt alle nur zehn Kilometer lang – doch es kommt darauf an, was man daraus macht, wie sich zeigen wird.

Am Prethbach auf dem „Eisvogelwanderweg“

Ein insgesamt eher gelungenes Beispiel ist die knapp dreistündige Runde „Stockertblick und Herkelstein“ bei Wachendorf (Stadtgebiet Mechernich). Der Weg führt zunächst den Wiesen- und Feldhang hinauf zur bekannten Bruder-Klaus-Kapelle. Dann geht es weiter bis auf die Höhe des Stockert mit Blick auf den Astropeiler und schließlich durch Kiefern- und Mischwald wieder zurück. Der „Herkelsstein“ ist übrigens vermutlich ein Felsblock im Wald, vom Weg aus mit etwas geübtem Auge zu sehen. Doch sicher kann man sich mangels Hinweisschild nicht sein. Fazit: Insgesamt ist diese Runde abwechslungsreich, nicht unanstrengend, mit schönen Perspektiven etwa von blühenden Rapsfeldern bis zum Siebengebirge.

Reste einer „Höckerlinie“ des „Westwalls“ im Prethbachtal mit „Hoffnungsträger“.

Eine etwas kürzere zweite hier getestete „Eifelschleife“ befindet sich am entgegengesetzten Ende des Kreises Euskirchen in der Gemeinde Hellenthal. Der „Eisvogelwanderweg“ entlang des Prethbaches wurde schon vor einigen Jahren sogar von „Wanderpapst“ Manuel Andrack groß eingeweiht. Nun ist daraus eine rund zweieinhalbstündige „Eifelschleife“ geworden.

Auf diesem wenig anspruchsvollen Spazierweg entlang des Bachlaufs kommt so etwas wie ein Wandergefühl kaum auf. Schon bald ist der Umkehrpunkt an der Udenbrether Mühle erreicht. Wenig später ist es mit der Wanderlaune dann dahin: Ab dem Wohnplatz Unterpreth geht es schlicht über Asphalt, erst die Zufahrt, dann sogar parallel der Landesstraße, bis endlich der Startpunkt, ein Campingplatz vor Hellenthal, erreicht ist.

Nach diesen sehr gemischten ersten Wandererfahrungen auf „Spur“ und „Schleifen“ ist man überzeugt:  Das kann andernorts nur besser werden! Weiteres folgt.

Titelbild: Auf dem „Münstereifelsteig“

EXTRA
18 „Eifelspuren“ sind die eigentliche Neuerung der „Wanderwelt der Zukunft“ im Kreis Euskirchen in der nordrhein-westfälischen Eifel. Eine ganze Reihe dieser Rundwege wurde zudem vom „Deutschen Wanderinstitut“ als „Premiumweg“ klassifiziert. Die neu markierten Strecken sind meist um die 15 Kilometer lang, die kürzeste nur 2,5 Kilometer („Auf Tuchmachers Fährte“ rund um die Steinbachtalsperre), die längste 41,5 Kilometer (der „Kräuterpfad“ zwischen Nettersheim und Bad Münstereifel). Im Einzelnen wurden folgende „Eifelspuren“ markiert und sind schon abgehbar (nach Gemeinden):
Blankenheim: „Wo die Ahr entspringt“ und „Toskana der Eifel“
Dahlem: „Dahlemer Quellpfad“ und „Wildnispfad“
Hellenthal: „Auf den Spuren der Raubritter“ und „Westwall“
Kall: „Heideheimat“ und „Pingenwanderweg“
Stadt Euskirchen „Auf Tuchmachers Fährte“
Bad Münstereifel: „Kneipp-Wanderweg“ und „Münstereifelsteig“
Nettersheim: „Kräuterpfad“ (mit Bad Münstereifel) und „Silberschatz“
Zülpich: „Ritter, Römer, Rüben“
Schleiden: „Sonne, Mond und Sterne“
Mechernich: „So weit das Auge reicht“ und „Wasser für Köln“
Weilerswist: „Zwischen Ville und Eifel“

INFO
www.eifelspuren.de
www.eifelschleifen.de