Zum Ende der Arbeitswoche war früher auch in der Eifel „Badetag“. Von Klein bis Groß ging es in die Zinkwanne, die auch als Waschtrog diente. Samstag war der Badetag für die Familie.
Sie war aus Zink, fasste laut Markierung 70 Liter – und war früher die „Badewanne“ in vielen ländlichen Regionen, auch in der Eifel. Am Samstag, dem Badetag. Denn das war bis in die 1960er Jahre hinein, da sind sich Heimatforscher in der Eifel sicher, der Tag in der Woche, in dem Kinder wie Erwachsene ein „Vollbad“ nahmen.
„Unter der Woche war dafür auf dem Dorf keine Zeit, es wurde auf dem Feld oder im Stall bis in die Abendstunden gearbeitet“, so Josef Stiel, Regionalhistoriker aus Eschweiler. Samstag, das war das Ende der Arbeitswoche: Am Nachmittag im Winter, im Sommer am frühen Abend, weil es später dunkel wurde, wurde gebadet.

Doch das war noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen dörflichen Haushalten nicht nur in der Eifel eine aufwändige Prozedur: Bevor es fließend warmes und kaltes Wasser in den Häusern gab, wurde in der Küche auf dem Herd „im großen Einkochkessel Wasser erhitzt“, so Stiel. Das Wasser war zuvor aus dem „Pütz“, dem Hausbrunnen, hochgepumpt und in Eimern in die Küche gebracht worden. „Gestocht“ nannte man das Beheizen des Herdes mit Brennholz aus dem Garten.

„Die Küche war deshalb der Baderaum, weil sie als einziger Raum im Haus immer warm war“, so Stiels Kollege Joachim Schröder aus Pronsfeld im Landkreis Bitburg-Prüm. „Die Mischung war 2:1. Zwei Teile kaltes, ein Teil heißes Wasser. Die ovale Zinkwanne wurde bis auf ungefähr 20 Zentimeter unter den Rand gefüllt“, so Schröder.
Und dann ging es von Klein nach Groß: Die Mutter wusch zuerst die Kinder, so sie noch klein waren. Jungs und Mädchen wurden nicht immer getrennt. Danach erst der Wasserwechsel für die Erwachsenen. Wurde so in der Küche gebadet, waren die Fenster zur Straße etwa mit Decken verhängt, vor der Wanne über Stuhllehnen Blick versperrende Decken aus Gründen der Scham gespannt.
Parfümierte Seifen für die Körperpflege – das gilt auch für das tägliche Waschen am Waschtisch – gab es erst ab den 1960er Jahren. Stattdessen: Kernseife, die vom Block geschnitten wurde. „Ich habe noch den Geruch in der Nase, wenn ich daran denke“, so Josef Stiel. Die Haare wurden mit Wasser zum Beispiel aus einer kleinen Emaille-Kanne gewaschen: „Unsere fasste einen Liter, zwei Kännchen mussten reichen“, so Joachim Schröder über seine Kindheitserinnerungen.
Für die Familien in der Eifel begann mit dem Badetag-Samstag, was heute „Wochenende“ heißt. Der Begriff kam erst später auf, „es war einfach der Beginn der arbeitsfreien Zeit“, so Josef Stiel. „Und auch ein bisschen schon so etwas wie ein Sonntagsgefühl“, meint Joachim Schröder.
Frisch gebadet ging es für die Kinder – wenn es in den Haushalten später sogar einen Fernseher gab – nach dem „Sandmännchen“ ab ins Bett. Am Sonntag war man für den Kirchgang frisch gebadet und im Sonntagsstaat.
Die alten Zinkwannen von einst gibt es heute auf vielen Trödelmärkten und meistens werden sie zweckentfremdet: Bepflanzt zieren sie in der Eifel manche Gärten. Wofür sie einst dienten – auch zum Waschen der Wäsche – die, die einst am Badetag drin saßen oder standen, sind froh, dass diese „alten Zeiten“ vorbei sind.

INFO
Samstag – Badetag, das ist schon seit dem Mittelalter so. Anna Herber, wissenschaftliche Referentin bei den Römerthermen Zülpich – Museum für Badekultur: „Schon damals wurden an Samstagen die Badestuben aufgesucht. Der feste Termin war allgemein wichtiger, als der eigene Raum. Der Badezuber wurde da aufgestellt, wo es als praktisch erschien: in Küchen, Schlafzimmern oder Wohnstuben. Das Badezimmer als separater Raum mit festen Einbauten, wie wir es heute kennen, gibt es tatsächlich erst seit einigen Jahrzehnten.“