Manche Dörfer wirken „lebendiger“ als andere. Der Zusammenhalt der Bevölkerung ist hier einfach größer, Ideen werden verwirklicht, die ungewöhnlich sind. Zum Beispiel in Eiserfey.
Zuletzt vor zwei Jahren konnte man in Eiserfey Privathöhlen besichtigen. Im Hang hinter manchen der alten Häuser an der Hauserbachstraße wurde einst Eisenerz abgebaut. Später dienten die bis zu 60 Meter langen Stollen als Kühlkammern, im Zweiten Weltkrieg auch als Zufluchtsstätten der Bevölkerung vor Luftbomberangriffen.

Schon das macht Eiserfey, Teil der Stadt Mechernich im Kreis Euskirchen mit 413 Einwohnern (Stand: 30.6.2017) besonders. Oder wie wäre es mit den beiden alten Gaststuben im Ort: „Zum Feytal“, oder „Em Stöffje“, mit dem Zusatz: „Gastwirtschaft von Heinrich Nassheuer“. Das „Stübchen“ wird von einer Initiative Eiserfeyer Idealisten nach wie vor offen gehalten. Insgesamt hat Eiserfey noch drei Gaststätten. Auch wenn ein gewisser Tourismus im Feybachtal vorhanden ist, eine bemerkenswerte Zahl!
Weil das alte übergeordnete „Vereinskartell“ eher inaktiv geworden war, gründeten die Eiserfeyer flugs einen neuen Verein für ihre Interessen: den Bürgerverein.
Sieben Vereine hat Eiserfey, darunter den 2016 gegründeten Bürgerverein Eiserfey, Dreimühlen, Vollem.V., der vor zwei Jahren ein fulminantes Straßenfest zum 1150-jährigen Bestehen des Ortes organisiert hat. „Feykultur“ wurde 2011 gegründet und organisiert alle zwei Jahre ein Musikfestival, im „Brückenjahr“ Konzerte oder Autorenlesungen. Unter den sieben Aktiven von Feykutur ist auch Metallbildhauer Peter Ratz, der mit seiner Familie vor einigen Jahren in die alte Bürgermeisterei oberhalb der Pfarrkirche gezogen ist.
Der Neu-Eiserfeyer hat sich gleich mal um die „Möblierung“ seiner Wahlheimat gekümmert: Am Ortseingang von Weyer kommend begrüßt einer seiner skurrilen Metallhelden überlebensgroß die Besucher am Straßenrand.

Ratz und seinem Kumpel Tobias Mallmann ist es auch zu verdanken, dass das Eifeldorf sich wie Hollywood fühlt: „Das Dorf der Träume und Illusionen“. Zur 1150-Jahr-Feier haben die Zwei 2,50 Meter hohe weiße Siebdruckplatten mit den Buchstaben des Ortsnamens auf einer weithin sichtbaren Hangwiese oberhalb des Ortes verankert.
Viele in der Region kennen Eiserfey auch durch den hier exzessiv gefeierten Karneval – nicht nur auf der Kappensitzung im Saal des Gasthofes und Hotels „Zur Römerstube“. Vor allem der seit vier Jahren von der KG Feytaler Jecken am Karnevalsfreitag veranstaltete „Lichterzug“ hat den Ort bekannt gemacht. Alle Festwagen, die Kostüme der Aktiven auf dem Wagen und in den Fußgruppen sind mit unzähligen bunten LED-Lichterketten beleuchtet. Ein nächtliches Spektakel, zu dem die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird. Mehrere tausend Besucher wollen sich das am Zochweg nicht entgehen lassen.

Auch wer historisches Ambiente zu schätzen weiß, wird in Eiserfey fündig: Die heute noch funktionsfähige Falkensteinsmühle von 1597 mit ihrem großen Bauerngarten ist am Ortseingang von Vussem kommend zu sehen, in der Ortsmitte steht der „Alte Hammer“, ein 30 Meter langes Fachwerkgebäude, das einst als Lagerhaus, Kohlelager und Stallung für Tragetiere für eine Hammermühle gegenüber diente.
Ein abwechslungsreicher Wanderweg verbindet Eiserfey mit der Kakushöhle bei Dreimühlen, der römischen Brunnenstube vor Kallmuth und dem Viadukt der römischen Wasserleitung bei Vussem.
So eng die Ortsdurchfahrt ist, wer Glück hat, kann vielleicht einen der schönen Gärten und Innenhöfe hinter den Hoftoren an der Hausbachstraße besichtigen – oder er fährt weiter zur nahen Kakushöhle im Weiler Dreimühlen, alternativ biegt er Richtung Kallmuth ab. Kurz vor dem Dorf, am Hang am Wiesenrand, steht die eingefasste und überdachte römische Brunnenstube, einst eine wichtige Sammelstelle verschiedener Wasserzuläufe und ein Ausgangspunkt der römischen Wasserleitung aus der Eifel bis nach Brühl im Rheinland. Die Trasse der Wasserleitung quert das Feybachtal. Am Ortsrand von Vussem führt sie sogar über einen in Resten noch erhaltenen römischen Viadukt.
Beide Bauwerke kann man auch bei einer abwechslungsreichen Wanderung von Vussem über Eiserfey, die Kakushöhle und zurück erleben. Der Weg passiert in Eiserfey die alte Bürgermeisterei. Bitte nicht über seltsame Gestalten aus Stahlblech an den Außenwänden des alten Gemäuers und ein schräges Personal im Sonntagsstaat vor dem Hofeingang wundern.
