Die schönste Wanderhütte

Die Wanderhütte am „Brotpfad“ zwischen Blankenheim und Ripsdorf begeistert nicht nur die Eifelsteig-Freunde. Nachzulesen im Hüttenbuch. Aber warum?

Seit 1973 steht die knuffige Pausen-Idylle an einer Wegekreuzung mitten im Salchenbusch. Zum Moos bedeckten Dach weitet sich der Grundriss, die beiden Türflügel sind mit einem Band zusammengehalten. Denn verschlossen ist die „Hütte am Brotpfad“ nie. „Ja, die ist ganzjährig geöfffnet“, betont Werner Schwarz. Er, 85 Jahre alt, und seine Frau Rita betreuen als Hüttenwarte das Häuschen seit über 20 Jahren – Wanderers Traumhaus auf dem Eifelsteig.

Von Aussen wirkt die Hütte seltsam verschlossen, doch wer die beiden Flügel der Türe öffnet, ist überrascht.

Wer die Hüttentüren öffnet, reibt sich verwundert die Augen: Ein mit einer Decke gedeckter Tisch in der Mitte, darauf in einer kleine Vase – in der Regel –  frische Blumen. An der Wand zwei kleine Erste-Hilfe-Kästen. Worunter Wanderer offenkundig auch zwei Skatspiele verstehen, die neben dem Verbandszeug liegen. Vom Tisch mit den gemütlichen Sitzbänken an den Wänden drum herum geht der Blick durch ein kleines Fenster mit weißen Gardinen ins Grüne.

Das Kreuz neben der Hütte.

Das alles ist für eine Wanderhütte in der Eifel so selten wie einfach gemütlich und einladend. Damit es auch so bleibt, darauf hat das Ehepaar aus Nonnenbach, Mitglied in der Ortsgruppe Blankenheim des Eifelvereins, auf dessen Gebiet die Hütte steht,  ein Auge. Auch auf die Sitzgruppe davor, die Wegekreuze der verschiedenen Wanderwege, die sich hier kreuzen. Un auch auf ein weiteres Kreuz aus Eisen von 2012. Es ersetzt ein Holzkreuz, das an ein Unglück vor über 100 Jahren erinnert. Damals wurde hier im Winter ein erfrorenes Kind gefunden, so Werner Schwarz.

Der ehemalige Busfahrer sammelt in und um die Hütte herum auf, was eigentlich im   Müllsack an der Außenwand hängen sollte, erneuert bei Bedarf die am Haken in der Hütte hängende Toilettenpapierrolle, tauscht das Hüttenbuch aus, wenn es wieder einmal vollgeschrieben ist. Eventuelle Reste eines erkalteten kleinen Feuerchens draußen werden sofort verstreut:  „Damit es keine Nachahmer gibt. Ein Brand hier oben, das wäre eine Katastrophe“, so der Hüttenwart.

Doch das hat es seit 1973 – toi, toi, toi – an der „Hütte am Brotpfad“ nicht gegeben. Und auch ins Hüttenholz geritzte Grußbotschaften sind eher selten. Dafür sind die Einträge ins aktuelle Hüttenbuch – der Kugelschreiber liegt daneben – umso zahlreicher. Die allermeisten loben das kleine Pausenhäuschen übereinstimmend als „schönste Hütte des Eifelsteigs“. Es sind seit der Eröffnung des Weitwanderweges 2009 deutlich mehr geworden. Aus aller Welt. „Hello from Sydney, Australia!“ grüßt etwa „Sam“ am 18. September 2017. Und „Marc“, der laut Bucheintrag in der Nacht vom 11. auf den 12. September hier geschlafen hat: „Vielen Dank für Hege und Pflege, da fühlt man sich heimisch. Nun bin ich gut erholt und ausgeruht auf meinem Weg auf dem Eifelsteig!“

Wer es hier hinauf auf 521 Meter geschafft hat, weiß eben, was er getan hat. Ob von Blankenheim oder von Ripsdorf: immer steht das Häuschen am Ende eines recht steilen Anstiegs durch den Eifelwald.

Dank des einstigen Revierförsters des Staatsforstes Salchenbusch Otto Premper! Der erteilte Schreiner Ulrich Kass aus Ripsdorf 1973 den Auftrag für den Hüttenbau. Mittlerweile gehört der umliegende Wald zwar der Bofrost-Stiftung und ist so gesehen Privateigentum – öffentlich zugänglich blieb die Hütte trotzdem.

Nicht nur „Marc“ fühlte sich hier wohl.

„Zum 1. Mai stellen wir vor der Hütte einen Maibaum auf, Ostern hängen bunte Osterkugeln drin und Weihnachten steht hier ein geschmückter Weihnachtsbaum“, erklärt Werner Schwarz. Dass die Pflege seiner Hütte anerkannt wird, weiß er nebenbei bemerkt nicht nur aus den Dankesworten im Hüttenbuch.

Hüttenwart Werner Schwarz. Foto: Heinrich Bertram

Über dem Eingang hängt ein grober Besen: „Meine Frau kehrte damit wie immer eines Tages die Hütte aus, da meinte sie: Guck mal, da ist ein Papier drin.“ Verloren hatte den gefalteten Zettel offenkundig niemand. Werner Schwarz schaute nach:  Ein Dankeschön in Form eines 50-Euro-Scheins war ins Papier geklemmt!

 

 

Die „Hütte am Brotpfad“ ist das „Vereinslokal“ der Eifelschreiber-Gruppe.