Eifelschreiber geht dieses Mal unter Tage. Denn in der Eifel gibt es eine ganze Welt aus Tunneln, Bunkern, Eiskellern, Höhlen, oder auch ehemalige Regierungssitze. Pars pro toto wird eingefahren in drei Besucherbergwerke der Großregion.
SCHIEFERSTOLLEN RECHT
Es war ein merkwürdiger Zufall, der Didier Landers auf die Idee brachte, in dem seit 1914 geschlossenen ehemaligen Schieferbergwerk der Gebrüder Margraff im kleinen Ort Recht bei St. Vith ein Besucherbergwerk zu schaffen. „Eines Tages im Jahr 1997 wollte ich mal wieder den Schlüssel für eine Besucherführung abholen. Man gelangte in den heute begehbaren unteren Stollen über eine 45 Meter lange Strickleiter des Belüftungsschachtes. Da wurde mir mitgeteilt: Der Zugang zum oberen Stollen wird mit Beton verfüllt und so für immer gesperrt.“

Für den heute 69-Jährigen muss es so gewesen sein, als ob man ihm einen Teil seiner Heimat stehlen wollte: „Wir haben natürlich als Kinder im Bergwerk gespielt“. Und der „Rechter Blaustein“, wie der hier gewonnene Werkstein aufgrund seiner Färbung genannt wird, hat immerhin einen Ruf: „Im Blaustein gibt es Lagen, die wir ‚Coticule‘ nennen, ein Wetzstein mit einer Körnung von etwa 8000“, so Landers. Als Baumaterial ist der Blaustein an vielen alten Häusern im Dorf aber auch in der näheren Umgebung zu finden: Türstürze, Fensterbänke, auch „Kreuze und Schweinetröge haben die Rechter in Brot gehalten“, lautet ein Spruch in der Gegend.
Seit dem 17. Jahrhundert war der Ort von der obertägigen Blausteingewinnung in Steinbrüchen geprägt. Als die Gruben immer tiefer wurden – mehr als 30 Meter – hatte man Probleme mit dem Grundwasser und es wurde immer gefährlicher, die Steinblöcke zu fördern. Da kamen die Gebrüder Margraff, deren Vorfahren eine aus Tirol eingewanderte Steinmetzfamilie war, auf die Idee, auch einmal unter Tage zu gehen: Ließe sich dort vielleicht sogar Dachschiefer erschließen?
Zu Zehnt arbeiteten sie rund neun Jahre um das stillgelegte Bergwerk wieder zu öffnen.
1886 begannen die Arbeiten am oberen Stollen, von 1890 bis 1895 wurde der untere Stollen in den Fels getrieben, der 60 bis 80 Meter unter der Erdoberfläche liegt. So hat es der 1998 gegründete gemeinnützige Betreiberverein VoG Schieferstollen Recht dokumentiert. Didier Landers ist der Vorsitzende. Sein Ziel 1997: Den Stollen zum Bergwerk offenhalten und der Allgemeinheit zugänglich machen!



Stollen zu den Blaustein-Abbauhallen im belgischen Recht. Ein Tisch und Stühle aus „Rechter Blaustein“ und das Eingangsgebäude des Schieferstollens.
„Wir waren zu Zehnt und haben rund neun Jahre gearbeitet, um das Besucherbergwerk zu schaffen, es wurde 2007 eröffnet“, so Landers. Er meint, „dass das durchaus kompliziert war“, eine sehr zurückhaltende Beschreibung. Immerhin: Es gab für die Idee Gelder der Europäischen Union über den Interreg-Fonds, es gab Unterstützung durch die Bergwerkfreunde aus Bleialf und aus Rescheid. Und auch von der Gemeinde St. Vith, deren langjähriger Bürgermeister Christian Krings die Idee von Anfang an unterstützte.
Wer heute die Stufen zum Stollenzugang im Besucherbergwerkhäuschen hinabsteigt – nachdem er sich zuvor den 20-minütigen Film zum Thema im Filmsaal angesehen hat -, der muss zunächst einige hundert Meter gehen. Doch dann betritt er die Hallen in denen einst bis zu 25 Bergleute den Schiefer aus dem Fels gebrochen haben. Die größte ist bis zu 14 Meter hoch und wird bei den Rechtern nur „Kathedrale“ genannt.
Es gibt noch Schienenstränge der einstigen Lorenbahn, die den gebrochenen Schiefer aus der Grube beförderte. In Bergmannskluft gekleidete Puppen stellen die Arbeit unter Tage nach. In „normalen Jahren“, so Landers, kommen „bis zu 12.000 Besucher“ hierhin.
Der Schieferabbau war für die Betreiberfamilie kein Erfolg – dafür aber des des „Rechter Blausteins“.
Was heute als Besucherbergwerk beliebt ist, war damals wirtschaftlich gesehen für die Gebrüder Margraff eine Enttäuschung: „Die Dachschiefer waren mindestens einen Zentimeter dick, also sehr schwer. Hinzu kommt, dass man im Stollen nur nesterweise Stein gefunden hat, den man so dünn spalten konnte. Deshalb hat man dann vor allem große Steinblöcke für die Steinmetze gefördert“, so Didier Landers.
Der „Rechter Blaustein“ wurde dagegen weithin bekannt: Als Material für Platten, Bänke oder Kunsthandwerk. Auch das erläutert das Team der ehrenamtlichen Bergwerksführer, die die Besucher wie der Audioguide an einem markanten Platz vorbeiführen: einem Gedenkkreuz.
Schon seit dem 18. Jahrhundert waren Tiroler Steinmetze aus der Umgebung von Kappl im Paznauntal nach Recht gekommen um hier ihr Glück zu finden. Auch Nicolas Zangerle. Am 2. August 1884 fand er den Tod, erschlagen von einer Schieferplatte. Unter Tage ist das Grabkreuz für ihn aufgestellt.
BESUCHERBERGWERK MECHERNICH

2000 Jahre Eifeler Bergbaugeschichte gingen am Silvestertag 1957 in Mechernich zu Ende. Mehr als 1000 Bergleute, beschäftigt bei der Preussag-Tochter „Gewerkschaft Mechernicher Werke“, verloren ihren Arbeitsplatz. Und das, obwohl der Betreiber noch zwischen 1948 und 1955 rund 27,5 Millionen Mark in die damals modernste Bleimine Europas investiert hatte. Zwei Jahre später musste die Preussag AG erkennen: Das auf „Spandau“ und über Tage gewonnene Bleierz ist angesichts der Weltmarktpreise nicht mehr wirtschaftlich zu gewinnen.
Alles das ist im 1995 eröffneten Bergbaumuseum von Mechernich in Dokumenten und Ausstellungsstücken zu besichtigen. Bergmann Jakob Baumann aus Mechernich streicht versonnen an der Festtagstracht der Knappen der Bergkapelle des Traditionsvereins „Berg- und Hüttenleute“ entlang.

Er hat selbst von 1953 bis zur Schließung von „Spandau“ am 31. Dezember 1957 „die meiste Zeit unter Tage“ für die Gewerkschaft Mechernicher Werke gearbeitet, „wenn auch nicht als Hauer“. Das waren die, die bei der Arbeit mit dem Schlangenbohrer den meisten Sand einatmen mussten. Nach der Schließung in Mechernich hatte Baumann noch ein Jahr lang Arbeit im Aachener Steinkohlerevier gefunden, unter Tage in bis zu 750 Meter Tiefe.
„Es war der Zusammenhalt unter den Bergleuten, das war das Wichtigste!“, beschreibt er das Leben der Gemeinschaft im Stollen. Man habe sich bedingungslos aufeinander verlassen müssen. Erst recht, als er selbst in eine Situation geriet, die für ihn lebensgefährlich wurde. 1958, drei Tage vor Weihnachten, war er mit 19 anderen Bergmännern in einem Schacht im Steinkohlerevier bei Aachen nach einem Strebensturz sechs Stunden lang verschüttet. Es gab zwei Tote. Danach habe er für sich den Bergbau beendet und zum Chemielaboranten umgeschult, so Baumann.
Heute kann er im 1994 für 3,1 Millionen Mark erbauten Bergbaumuseum seine Geschichte erzählen. Wenige Meter weiter geht es am Zugang zu einer schrägen Rampe hinab in die „Grube Günnersdorf“, dem Mechernicher Besucherbergwerk des einst zwölf Quadratkilometer großen Bergwerks, genannt „Spandau“. Der Name bezog sich auf die Härte der Arbeitsbedingungen, vergleichbar den Haftbedingungen im einstigen preußischen Staatsgefängnis Berlin-Spandau.
Ein Kohleofen beheizte unter Tage den OP-Raum des Notlazaretts.
Hier hinein kommen jährlich an die 8000 Besucher ja nur deshalb, weil es die Gruppe der Sieben gab. Ab 1990 hatten sieben ehemalige Bergmänner ihr verdientes Rentnerdasein unterbrochen und zusammen mit ABM-Kräften viereinhalb Jahre lang die mit Schlamm vollgespülte erste Sohle in 30 bis 40 Metern Tiefe der „Grube Günnersdorf“ frei geräumt. Zehntausende Arbeitsstunden, um an Mechernichs große Bergbaugeschichte mit einem Besucherbergwerk zu erinnern.
Günter Nießen, Vorsitzender des Fördervereins des Besucherbergwerks, steckt erst einmal eine Steckschraube in ein kleines Brett: „Das zeigt an, dass ein Führer mit einer Besuchergruppe unter Tage ist“, so Nießen. Eineinhalb Kilometer lang ist der nun folgende Fußweg. Es wirkt erstaunlich aufgeräumt, die Wände – bergmännisch „Stöße“ – sind über weite Strecken sogar gemauert vor dem anstehenden Sandstein, der Boden wirkt wie gefegt.

Nießen führt mal nach links, mal nach rechts: Es geht zu einem besonderen Platz. Ein Teil der „Grube Günnersdorf“ diente im Zweiten Weltkrieg als Lazarett. „Sehen Sie, das war der OP-Raum. Hier war es dank eines Kohleofens immer 18-20 Grad warm, zehn Grad wärmer als in den übrigen Stollen und Abbaukammern.“ Nießen betritt einen offenbar einmal komplett gefliesten Raum am Ende eines langen gebogenen Ganges. Das Loch fürs Ofenrohr ist im Licht einer Deckenlampe gut erkennbar. Entlang des Ganges, der damals noch nicht gemauert und also breiter war „standen die Krankenbetten“, so Nießen.
Nicht nur das Notlazarett unter Tage war gegen eine mögliche Druckwelle durch eine eventuelle Bombenexplosion im Grubeneingang geschützt: Eine Mauer sollte der Druckumleitung dienen. Die Explosionswelle wäre so zurückgeworfen und über einen Seitengang abgeschwächt worden.
Im „Kalten Krieg“ wurde überlegt, hier atombombensichere Bunker anzulegen.
Nach Schließung von „Spandau“ 1957 habe sich das Verteidigungsministerium für die unterirdischen Anlage interessiert, so der Kölner Stadt Anzeiger, dem das Ministerium das erst 40 Jahre später, 1997, auf Anfrage bestätigte. Im „Kalten Krieg“ habe man ernsthaft überlegt hier Atombomben sichere Bunker für die Luftwaffenleitung einzurichten, hieß es. Realität ist dagegen, dass die Bundeswehr seit Jahrzehnten Teile des einstigen Untertagebaus nutzt. Am Bleiberg ist die „Bleibergkaserne“ stationiert, unter anderem ein bundesweit wichtiges Kalibrierzentrum und einer der größten Arbeitgeber in Mechernich.
Der Bergbau ist in Mechernich so eigentlich immer noch ein Thema, und sei es nur mit der jährlichen Pauschale fürs Museum, die der Stadtrat beschließt. Immerhin war die Montanindustrie fürs Städtchen ja auch über Jahrhunderte identitätsstiftend. Entlang der Bergstraße am Rand des heutigen Stadtkerns stehen die schmalen Reihenhäuser der einstigen Werkswohnungen noch heute.
Bis zu 4400 Arbeitsplätzen, zuletzt noch um die 1200, gab es auf „Spandau“ und in den Tagebauen der Gewerkschaft Mechernicher Werke, einige hundert kamen in den Gruben und kleineren Bleierzbergwerken der nahen und größeren Umgebung dazu.

Günter Nießen führt nun weiter bis zum 19 Meter hohen und mit 51 Meter Länge größten für die Besucher zugänglichen Hohlraum, geschaffen mit Schlägel, Schlangenbohrer und Schaufel von bis zu 150 Bergleuten, die hier gleichzeitig tätig waren. Nießen deutet auf die Wände drum herum: Die Gesteinsschichten sind bunt. Neben dem hellen Sandstein leuchtet rot Eisen, schwarze Streifen Mangan sind zu erkennen, und ein Netz feiner dunkler Punkte: Bleierz. Der eigentliche Erzanteil im Mechernicher Abbaugebiet habe ja nur „1-1,5 Prozent“ betragen, so Nießen. Es musste aufwändig aufbereitet werden.

Um das Bleisulfit zu verhütten, fuhren Jahrzehnte lang Pferdefuhrwerke zur Hütte in Stolberg bei Aachen. Für die Fuhrwerksbetreiber, die Gebrüder Kreuser, war das so rentabel, dass sie eine eigene Hütte bauten, die 1869 eröffnet wurde.
Um die Bleierzstadt in der Nordeifel herum entstanden in den Jahrzehnten zudem riesige Abraumhalden, die heute teilweise Baugebiete geworden sind. „Auf der Wäsch“ heißt eines, für die Stadt ein Millionengrab. Bodenuntersuchungen haben einen so hohen Bleigehalt festgestellt, dass das gesamte Erdreich ausgetauscht werden muss.
Mechernichs große Bergbautradition prägt heute noch Teile des Stadtbildes.
Mechernich hat eine große Bergbautradition – das sei aber kein Anlass für Romantik, warnt Manfred Lang, Verfasser einer lesenswerten Artikelserie zum Thema, die als kostenloser Sonderdruck im Bergbaumuseum erhältlich ist: „Es ist eine lange Geschichte von Arbeit und Elend, von Phasen der Ausbeutung und der kleinen Alltagsfreuden.“ Übrigens: Bei Probebohrungen in den 1960er Jahren wurde festgestellt, dass „noch an die fünf Prozent des Welt-Bleivorkommens in der Erde im Raum Mechernich lagern“, so Günter Nießen, „nur leider kann man Blei wie auch Kohle billiger importieren als im eigenen Land fördern.“
In der „Grube Günnersdorf“. in rund 30 Metern Tiefe, ist an einer mit braunem festen Schlammgestein bis knapp unter den First versperrten Stollenabzweigung ein kleines Schildchen oben am alten Eichenpfahl eines „Deutschen Türstocks“ befestigt. Die Pfähle stützen die Firste des geteuften Gangs und die Stöße. „Standesamt der Stadt Mechernich“ steht auf dem Schildchen. Nein, das sei kein Wirtz, schmunzelt Günter Nießen, der es wissen muss: „Hier unten wird auch geheiratet!“
BESUCHERBERGWERK RESCHEID

Entlang eines 60 Kilometer langen Streifens, an dem in sechs Bergwerken Bleierz gefördert wurde – im ostbelgischen Reuland, in Bleialf, Milzenhäuschen bei Schmidtheim, Kall und Mechernich -, ist das Erzvorkommen der „Grube Wohlfahrt“ bei Rescheid „mit einer Mächtigkeit von bis zu zwei Metern eines der ergiebigsten gewesen“, weiß Marian Trinkel vom Heimatverein Rescheid. Mit ihm geht es 200 Meter vom einstigen ebenerdigen Mundloch entfernt einige Stufen im Eingangshäuschen des Besucherbergwerks hinab. Er empfiehlt das Aufsetzen eines Schutzhelms, denn die Firste sind auf den folgenden rund 900 Metern, die für die Besucher befahrbar sind, stellenweise doch recht niedrig.
Man merkt kaum, dass es nun kontinuierlich leicht bergauf geht. Unverändert ist dabei das „Wetter“: Acht Grad ist es kühl bei fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit. Der Weg führt streckenweise über alte Eisenbahnschwellen, ein kleines Rinnsal fließt parallel entlang in einer schmalen Rösche: Grundwasser.

Das war bei der Erschließung tieferer Erzgänge, die senkrecht zu den Schichten aus Ton, Schiefer und Grauwacke stehen, das Problem, je tiefer man in den Berg hineindrang. Man begann mit der Auffahrung des „Tiefen Stollens“. Mit 21 senkrechten „Lichtlöchern“ sei man Ende des 16. Jahrhunderts schrittweise vorangekommen, so Trinkel. Am Ende war die Entwässerung gelungen. Der Abbau in den vier hintereinander fast senkrecht stehenden Erzgängen war so leichter möglich: Im „Astert-Gang“, dem „Eiserne-Thür-Gang“, dem Bärwurzel-Gang und dem „Gang Nr.4“.
Dabei nutzten die Bergleute wie bei der ersten urkundlichen Erwähnung einer Erschließung aus dem Jahre 1543 noch Schlegel und Eisen, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit Schwarzpulver „geschossen“: Mit dem Rohrmeißel wurden dafür Bohrlöcher ins Gestein geschlagen. Pro Sprengung habe man einen Meter Vortrieb gehabt.
Ein „Stempel“ genannter Seismograph im Berg.
Erst mit Loren, ab 1906 mit der „einzigen Elektroeisenbahn der Eifel“, wurde das Haufwerk aus Erz und Gestein schließlich aus dem torbogenartigen Stollenmundloch herausgefahren. Es kam zur „Bleiwäsche“, der „Aufbereitung“. Die „Grubenbahn“ verfügte über eine 500-Volt-Oberleitung von der heute noch Isolatoren aus Porzellan zu sehen sind.
Eine „Stempel“ genannte Stütze aus Nadelholz wiederum diente gewissermaßen als Seismograph: „Nadelholz hat lange Fasern, es gibt Geräusche ab, wenn es Druck bekommt“, so der Bergwerkführer. So wurden die Bergleute gewarnt, wenn der Fels einzustürzen drohte.
Entlang des Weges ist das kein Problem, weil das Gestein der „Grube Wohlfahrt“ sehr standsicher ist. Am „Astert“-Gang werden leuchtend orange-rote Eisen-Sinter passiert, und auch Stellen unergiebiger Untersuchungsarbeiten. Über der Rösche befindet sich an einer Stelle sogar ein sich bedächtig drehendes kleines Wasserrad. Das Wasser sei trinkbar, so Trinkel, „denn das Bleierz geht nicht in die Lösung“. Das Grubenwasser könne daher bedenkenlos in die umgebenden Eifelbäche abfließen.
Jenseits der Besucherwegs, ein Stück hinter dem „Bärwurzel-Gang“, steht das Wasser allerdings brusthoch im „Tiefen Stollen“. Weiter kommt man nur noch mit dem Boot und da es dort keine Bewetterung mehr gibt, sei die Atemluft dort weniger gut, so Marian Trinkel.
Nach etwa 2,4 Kilometern liegt der „Tiefe Stollen“ schon 100 Meter unter der Erdoberfläche. Dort trifft er auf einen Schacht des Nachbarbergwerks „Grube Schwalenbach“. „Das haben die um 1890 ganz ohne Lasertechnik in einer Abweichung von wenigen Zentimetern ausgefahren“, so Trinkel voller Bewunderung.

Ein Besuch in der „Grube Wohlfahrt“ ist vor allem bei Schulklassen und Gruppen beliebt, weil die Befahrung zu Fuß vergleichsweise mühelos ist und einige weitere Besonderheiten jenseits des eigentlichen Bergbaus bietet. Etwa einen Einblick in 400 Millionen Jahre Erdgeschichte der Eifel, als die Großregion im Devon-Zeitalter ein tropisches Meer war. An einer Gesteinsschicht wurden Muscheln und andere Fossilien gefunden, weiter hinten im Bergwerk sind in der Wand waschbrettartige Strukturen, musterartige Rippelmarken des ursprünglichen Meeresbodens, gut erkennbar.
Das Lichtloch mitten im Wald ist verschlossen – Partygäste sind hier nicht erwünscht.

In diesem Bereich des Besucherbergwerks ist man unter dem Wald jenseits von Rescheid. Unweit, so Marian Trinkel, befinde sich ein weiteres einstiges Lichtloch, heute der mit einem Deckel versehene Notausstieg. „Der ist aber von unten verschlossen, um unerwünschte Gäste, die hier Party machen wollen, fern zu halten“. Das sei ja alles schon vorgekommen. Andere Gäste sind willkommen: Eine Fledermaus etwa, die gerade dicht über den Köpfen der Besucher fliegt, auch eine Art Sauerstoffindikator für die Bergwerksbesucher.
Wer sich nach dem Besuch unter Tage Stationen des Bleierzbergbaus in Rescheid über Tage anschauen will, kann das entlang des elf Kilometer langen „Bergbaupfads“ tun. Er ist als „Eifelschleife“ markiert und führt zu alten Schächten, Pingenzügen, Stollen und Lichtlöchern. Informationstafeln sind aufgestellt.
Wie in Recht und Mechernich ist auch in Rescheid ein rühriger Verein für den Betrieb des Besucherbergwerkes und den Erhalt wichtiger Stätten der einstigen in der Eifel verbreiteten Montanindustrie verantwortlich. Die Arbeit des Heimatvereins Rescheid kann man dabei sogar mit „Aktien“ (Kuxe) unterstützen, die man kaufen kann. Einmal im Jahr lädt der Verein seine Aktionäre zur „Kuxgewerken-Versammlung“ ein. Eine besondere Bilanzveranstaltung – tatsächlich ein bunter Abend, bei dem die Anteilseigner eine garantiert hochprozentige Gewinnausschüttung erwartet: Eifeler Schnaps und Bier. (sli)

INFO:
www.bergbaumuseum-mechernich.de
www.grubewohlfahrt.de
www.schieferstollen-recht.be
www.deutsches-schieferbergwerk.de
In Bleialf gibt es mit dem „Mühlenberger Stollen“ ebenfalls ein Besucherbergwerk (www.besucherberwerk.bleialf.org).
Für den Schieferbergbau in der Eifel ist vor allem die Osteifel bekannt. Mayen ist ein traditionelles Zentrum, wo der Dach- und Fassadenschieferhersteller Rathscheck bis vor einigen Jahren den „Barbara-Stollen“ zum Abbau des besonders hochwertigen „Moselschiefers“ betrieben hat. Zur Geschichte des Schieferbergbaus in der Eifel informiert das Deutsche Schiefermuseum in der Genoveva-Burg in Mayen, ebenfalls mit einem kleinen Besucherbergwerk. (sli)
Titelbild: Im Besuchergang der „Grube Wohlfarth“ in Rescheid bei Hellenthal. Fotos: Stefan Lieser