Mit der Osteifel und der Vulkaneifel teilt sich das „Felsenland Südeifel“ den Titel der schönsten Wanderregion des Mittelgebirges. Hier ist der 16,7 Kilometer lange „Klausner Weg“ zwischen Schankweiler, Holsthum und dem Ferschweiler Plateau eine abwechslungsreiche Runde mit einigen Höhenmetern und reichlich Kulturgeschichte am Wegesrand.
Die ersten Schneeglöckchen blühen, am Himmel ziehen Kraniche von Süden zurück in Richtung der Brutgebiete im Norden: Frühlingsstimmung auf dem „Klausner Weg“, obwohl die Temperaturen noch eher spätwinterlich knapp über Null Grad sind. Doch der Himmel ist bis auf wenige Schleierwolkenstreifen an diesem Tag blau, die Sonne lacht. So beginnt die 16,7 Kilometer lange Runde – in diesem Fall – in Schankweiler am Parkplatz oberhalb der Pfarrkirche, und mit dem Uhrzeigersinn. Wanderführer schlagen stattdessen als Startpunkt die Schankweiler Klause auf dem Ferschweiler Plateau vor, doch das ist zugleich der Höhepunkt des rund vierstündigen Weges, warum sich ihn nicht aufsparen.

Vorbei am kleinen Feuerwehrhaus der Schankweiler Aktiven geht es über die Brücke der kräftig fließenden Enz aus dem Ort hinaus und schnell bergan, später in zahlreichen Schleifen weiter hoch, die Wiesen des weit ausgeschwungenen Enztals und Schankweiler noch einige Zeit im Blick. Ein herrlicher Buchenwald empfängt den Wanderer, und dann geht es steil eine weitere Wiese hinauf: Der Abstecher zum „Steinkistengrab“ auf dem Hardtberg ist eine erste Begegnung mit der rund um das Ferschweiler Plateau, einer rund 200 Meter über dem Enz- und Prümtal auf rund 8 mal 4 Kilometer sich erstreckenden Hochfläche, reichen Geschichte antiker und sogar steinzeitlicher Begräbnisstätten und noch heute auffindbarer Besiedlungsspuren.




Das „Steinkistengrab“ auf dem Hardtberg wurde um 3000 vor Christus errichtet, also in der späten Jungsteinzeit, und war mutmaßlich an die 1000 Jahre in Gebrauch. Viele der einst im Umkreis lebenden Bauernfamilien hätten hier ihre Verstorbenen bestattet, heißt es. In der 2 mal 1,20 Meter großen Hauptkammer und der Vorkammer mit dem 70 Zentimeter im Durchmesser großen „Seelenloch“ wurden Knochenreste, sowie Teile von Tongefäßen, Messer und Pfeilspitzen aus Feuerstein, Teile eines Steinbeils und eine längliche Steinstele gefunden. Das Grab selbst wurde bis auf Teile des „Seelenlochs“, einige Wandplatten und Reste der Deckenplatte zerstört.
Vom Hardtberg hat man heute wie vielleicht einst einen wunderbaren Blick über sanfte Hangwiesen hinab Richtung Holsthum und ins Prümtal. Rechter Hand erhebt sich hingegen die dicht bewaldete Wand des Ferschweiler Plateaus, das eigentliche Ziel des „Klausner Weges“.
Streuobstwiesen führen zum Anstieg auf das Ferschweiler Plateau.
Der führt nun zunächst über Wiesen hinunter schließlich zur Mündung der Enz in die hier schon breite Prüm am „Schloss Holsthum“. Der Barockbau ist heute zum Teil Standesamt der Ortsgemeinde, vor allem aber ein Gebäude mit einer bemerkenswerten Geschichte:
„Hier wurde 1769 die Glashütte Holsthum von Domink Laeis mit Förderung der damals österreichischen Verwaltung gegründet. Die Hütte hatte zwei Arbeitsperioden: Von 1774 bis 1811/12 und von 1843 bis 1850/51. Von dem großen Rundbau – der eigentlichen kreisrunden Glashütte mit dem Schmelzofen – steht heute nur noch ein kleiner Teil der Wand mit einem Ansatz des ehemals freitragenden, kegelförmigen Daches. An dieses Gebäude schloss sich ein Anbau an: das Lager- und Sortierhaus, welches geschweifte Giebel besaß. Von den übrigen Gebäuden sind das Haus des Glasmeisters, das sogenannte Fritzenhaus (heute rechts an der unteren Straßenkurve gelegen), das Direktions- und Verwaltungsgebäude, Reste des Mühlenhauses und die Schleiferei (an der Straße nach links am Bach entlang) erhalten. Gegenüber der Glashütte auf der anderen Seite der Enz steht das 1789 erbaute Haus Laeis.“ (Quelle: Schloss-holsthum.de)

Der „Klausner Weg“ passiert die einzelnen Gebäude und führt dann schnell wieder aus dem warmen Holsthum – in der Umgebung wird auch der „Bitburger Siegelhopfen“ angebaut – über Streuobstwiesen bergan. Ein kurioses Hüttchen auf einem Anhänger wird passiert. Vermutlich vom letzten Holsthumer Rosenmontagszug übrig geblieben, denkbare Weiterverwendung als Wanderhütte nicht ausgeschlossen.
Erst durch Mischwald, dann auch mal entlang hohen Fichtenbestands geht es weiter bergauf, Felsen stehen aus den Hängen hervor, später wird eine erste größere Formation aus Buntsandstein am Rand eines steilen Geröllpfades passiert.

Hier am nördlichen Rand des Ferschweiler Plateaus deutet das an, was weiter südlich die spektakuläre Kulisse der Wege entlang der Plateaukante ist: Steil aufragende Felsformationen, Schluchten, von eiszeitlichen Frostsprengungen ausgelöste Rutschungen von Riesenbrocken, die talwärts gerollt sind. Die Rutschungen des Gesteins bildeten letztlich das Tal der bekannten „Irreler Wasserfälle“ der Prüm, die Frostsprengungen verursachten auch die mehr als 20 Meter hohe fast senkrechte Spalte der „Teufelsschlucht“.
Schon bisher auf dem „Klausner Weg“ wurden weitere Fundstellen keltischer und römischer Gräber passiert, sogar ganze Gräberfelder. Archäologen haben Erdlöcher für die Urnengräber entdeckt, Reste von Deckelplatten, sogar einer Feuerstätte.
Vom Menhir Langenstein hat man einen weiten Blick ins Enztal.
Ziel ist auf dem Weg hinauf auf das Plateau nun einer der drei bisher im Areal entdeckten Menhire, mutmaßlich keltische Kultsteine, die alle an besonderen Orten aufgestellt wurden. Der bekannteste ist das „Fraubillenkreuz“ mitten im Wald auf dem Plateau, weiter südlich.
Hier geht es nun zum „Langenstein“, der möglicherweise ebenfalls kultischen Zwecken diente – jedenfalls steht er an einem Aussichtspunkt von dem aus man einen Kilometer weiten Blick ins Enztal hat.



Die Schankweiler Klause.
Weiter zurück geht es vom offenen Feld der Gemarkung „Langenstein“ schnell wieder in den Wald. Bald wird ein Parkplatz erreicht: Von hier sind es nur noch 400 Meter zur Schankweiler Klause, Ziel des „Klausner Weges“ und seit mehr als 250 Jahren Pilgerstätte zur „Mutter vom guten Rat“. Der traditionelle Prozessionsweg hinauf zur Kapelle auf dem Berg ist eigens markiert.
Die heutige Kapelle entstand 1762/63 und ist ein Bauwerk aus dem Rokoko mit Hochaltar und Gnadenbild sowie Seitenaltären. Im Anbau des Gotteshauses ist seit alters her eine Klause vorgesehen. Einst für einen Mönch, der die Anlage pflegte, Küsterarbeiten übernahm und sich um die Pilger kümmerte. Die Tradition ist seit einigen Jahren zumindest in den Sommermonaten wieder lebendig: Ein Priester im Ruhestand führt sie offenbar fort.

Hier an der Schankweiler Klause hat man die 489 Meter Aufstieg des „Klausner Weges“ hinter sich und nur noch eine gute Stunde Abstieg den Hang hinab ins Enztal und nach Schankweiler vor sich. Die Rundtour, auf der man sich die Zeit lassen sollte für die vielen Besonderheiten am Wegesrand, ist ein guter Einstieg ins Wandergebiet „Felsenland Südeifel“ und den Naturwanderpark DeLux. Von hier aus öffnet sich eine ganze Welt weiterer wunderbarer Routen. (sli)
Titelbild: Der Menhir Langenstein auf dem Ferschweiler Plateau.