Eine kleine Winterrunde

Diese Tour ist kein „Traumpfad“ und auch keine „Eifelspur“, sondern einfach ein abwechslungsreicher, schöner Rundwanderweg von Kerpen nach Niederehe, Loogh und zurück. Sozusagen Eifelschreibers „Haus- und Hof-Kurzwanderweg“. Hier die „Winterrunde“ vom 17. Januar 2021.

Wenn wanderfreudige Gäste einen kompakten „Eifeleindruck“ haben sollen, dann empfiehlt sich diese je nach Variante drei- bis viereinhalbstündige Runde, die auf dem Parkplatz oberhalb der Freizeitanlagen von Kerpen beginnt. Auf der Anfahrt ist schon die Burg Kerpen unübersehbar, die seit einigen Jahren in Privatbesitz ist und berühmte Vorbesitzer hat: Der „Eifelmaler“ Fritz von Wille wohnte hier, danach der Schriftsteller Alfred Andersch („Winterspelt“).

Zunächst geht es auf der „15“ – die Markierung ist sporadisch gesetzt – links am Höhen Berg vorbei in Richtung der offenen Felder, an einer Wegekreuzung geradeaus weiter hinab in den „Meerbusch“ und unten im Wald an einer Wegkreuzung rechts ab.  Wenige Meter weiter muss man darauf achten, den Anstieg nach links hinauf in den Buchenwald nicht zu verpassen.

Im „Meerbusch“ oberhalb von Kerpen.

Der Weg führt zu einer Wegkreuzung – rechter Hand ein Kalksteinbruch – hier geht es wieder nach rechts, am Steinbruch vorbei und weiter geradeaus an der Höhe „Auf den Bänken“ und nahe am Waldrand entlang. Immer wieder gibt es – je nach Witterung versteht sich – weite Blicke über die Felder Richtung Üxheim, und auf den Vulkankegel des Arembergs. Die Landmark in der westlichen Vulkaneifel nennen Manche den „Eifel Fujiyama“.

Weitblick Richtung Aremberg vom Wanderweg oberhalb des Kalksteinbruchs.

An einer geteerten Zufahrt zu mehreren Wochenendhäusern geht es links, dann über die Kreisstraße geradeaus, jetzt der Markierung „Wasserfall“ am Waldrand entlang, unterhalb eines Feldes links an einer Wanderhüte vorbei schließlich geradeaus in den Buchenwald. Hier muss man bald erneut ein bisschen auf eine Abbiegung halb links, dann geradeaus über einen alten Waldwirtschaftsweg achten. Der Weg führt zu einer Wiese: Rechts geht es hinab zum „Dreimühlen-“ oder „Nohner- Wasserfall“.

Der „Dreimühen-Wasserfall“.

Die geologische Besonderheit dieses Kalksinterhangs wird davor auf einer Tafel in aller Ausführlichkeit erklärt. Über die Moss- und Efeukuppe stürzt das Wasser aus den oberen drei schmalen Zuläufen hinunter in den Ahbach. Der „Dreimühlen Wasserfall“ zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Region.

Am Ahbach.

Ab hier kann man nun bis Niederehe problemlos der Eifelsteig-Markierung folgen. Zuvor allerdings empfiehlt sich ein Abstecher zur historischen „Nohner Mühle“. In Nicht-Corona-Zeiten ist die „Mühle“ ein beliebtes Ausflugslokal mit einem bekannt guten Kuchenangebot. Wie überhaupt dieser Wanderweg auch seine kulinarische Seite hat: In Niederehe etwa gibt es den „Landgasthof Schröder“, Lesern der Eifelkrimis von Jacques Berndorf gut bekannt, in Loogh die Käserei und Restaurant „Gröner Hof“, in Kerpen schließlich das bekannte „Kleine Landcafe“.

Auf dem Weg nach Niederehe mit dem Hönselberg im Hintergrund.

Gegenüber des Landgasthofs Schröder in Niederehe ist die schöne alte Klosterkirche St. Leodegar einen Besuch wert. Die Kirche hat eine Orgel von Balthasar König – in seltener frühbarocker Stimmung. Es gibt ein Konzertprogramm. Im westlichen Seitenschiff befindet sich das Hochgrab des 1613 verstorbenen Grafen Philipp von der Mark und seiner Gemahlin Katharina von Manderscheid-Schleiden, die schon 1593 verstarb. Ein unbekannter Künstler schuf um 1625 das Werk aus belgischem Marmor mit dreiviertelfigürlichen Reliefabbildungen der Grafenpaares.

In Niederehe gibt es zum ersten Mal die Wahl zwischen zwei Wegvarianten.

In Niederehe gibt es nun zwei Varianten für die weitere Tour: Die schnelle Abkürzung dem Eifelsteig-Logo folgend am ehemaligen „Marmorsteinbruch“ vorbei über den „Panoramaweg“ zurück zur Burg Kerpen, oder – was natürlich wesentlich schöner ist – kurz über die Stroheicher Straße, dann rechts ab durch die Gasse Auf der Britz zum Fuß des Hönselberges.

St. Leodegar in Niederehe.

Hier beginnt ein steiler Pfad hinauf ins Naturschutzgebiet mit Wacholderheide. Oben angekommen locken mehrere Sitzbänke und ein wunderschöner Panoramablick bis in die Hocheifel mit Nürburgring, Nürburg, Hoher Acht und Aremberg.

Weiter in Richtung Hönselbergkuppe geht es im Wald rechts ab, kurz noch leicht ansteigend. Orientierung ist das Kaffeetassen-Logo des „Genusspfades“. Ziel ist der Weiler Loogh und die Käserei Gröner Hof, wo Gelegenheit zum Einkauf im Hofladen besteht.

Im Wacholdergebiet auf dem Hönselberg, Blickrichtung Nürburg und Nürburgring..

Vorbei an der gotischen Loogher Kapelle – im kleinen Kirchlein stehen barocke Skulpturenreihen der 14 „Nothelfer“ – geht es über den „Alten Weg“ schnell hinaus aus dem Ort und in den Wald hinauf zur Lay. Am „Schwedenkreuz“ auf der Höhe am Wegesrand führt der Weg vorbei und wieder aus dem Wald hinaus. Erste Häuser von Kerpen sind schon zu sehen.

An der Nothelfer-Kapelle in Loogh.

Die „Winterrunde“ führt weiter in den Ort hinein, dann aus dem Ort heraus und unterhalb der Burg zurück zum Parkplatz an den Freizeitanlangen.

Bei der „Sommerrunde“ beginnt eine Alternativstrecke an der zweiten Abbiegung ab der Kuppe des Hönselbergs, jetzt durch den schönen Mischwald oberhalb des kleinen Felschbachs. Nach rund 30 Minuten erreicht man die Kreisstraße in Höhe des Marmorsteinbruchs vor Niederehe und quert die Straße geradeaus zu einem Abstecher in einen unscheinbaren Waldweg, der in ein verschwiegenes Bachtal führt.

Ein Abstecher führt ins Nonnenbachtal und zur längst verlassenen „Rodeo-Ranch“ von Sheriff Harry.

Nach einer Linkskurve entdeckt man ein verlassenes Ensemble aus Schuppen und Verschlägen: Hier lebte bis zu seinem Tod vor wenigen Jahren „Harry Der letzte Sheriff der Eifel“. Harry war ein Unikum und Einsiedler, der in ganz Deutschland seine Fans und Freunde hatte. An ihn erinnert an einer alten Feuerstelle auf dem Grundstück nur noch ein Friedhofslicht, ab und an stellen Unbekannte ein kleines Blümchen dazu.

Fritz von Wille trägt einen Mund-Nase-Schutz in Kerpen.

Zurück zum Steinbruch hält man sich parallel zur Straße nach rechts, vorbei am „Jägerkreuz“, dann steil den erwähnten Pfad auf dem Eifelsteig in den Wald hinauf, oben vorbei an einem Hochbehälter in Richtung der Felder am Hang und zum „Panoramaweg“. Blühende Bäume begleiten den Wanderer auf dieser Passage, der Blick geht links bis nach Niederehe, geradeaus tauchen die kantigen Umrisse des Burgfrieds der Burg Kerpen im Wald auf.

Bevor man das Gemäuer erreicht, passiert man im Wald das Grab des Eifelmalers Fritz von Wille, den das kleine Kerpen aus Dankbarkeit zu seinem Ehrenbürger ernannt hat. Willes Bilder aus der Vulkaneifel hängen unter anderem in der Dauner Kreisverwaltung und in Filialen der Kreissparkasse Vulkaneifel.

Der Burgort Kerpen.

Über den unteren der drei Burgringe geht es wenig später an der gotischen Burgkapelle – innen drin ist sie zum Teil barockisiert – über Stufen hinab ins idyllische Kapelleneck, dann ins kleine Zentrum des Burgortes. Kerpen hat – vorbildhaft – sogar einen historischen Lehrpfad entlang der Gebäude und Gassen im Ortskern angelegt. Vorbei an der Vollkornbäckerei Epp-Emondts wird wieder der Parkplatz oberhalb der Freizeitanlagen erreicht.

Diese Runde die sich so unspektakulär gibt, bietet vieles, was die Eifel ausmacht: Wasser, Felsen, Wacholderheide, kleine Dörfer, Kultur und Geschichte, Kulinarisches  – diese Mischung kann man längst nicht auf jedem „Premium-Wanderwerg“ finden.

Titelbild: Start der Runde oberhalb der Freizeitanlagen von Kerpen.

Die „Sommerrunde“ auf dieser Tour finden Sie hier.