Besondere Dörfer (1)

In der Eifel zwischen Koblenz, Trier, Aachen und Bonn gibt es hunderte Dörfer, und eine ganze Reihe von ihnen sind einen Besuch wert. Die weithin bekannten Adressen wie etwa das zweifache „Gold-Dorf“ Höfen im Monschauer Land oder Monreal bei Kaisersesch werden hier nicht noch einmal vorgestellt. Eifelschreiber hat stattdessen ein paar eher unbekannte Ortschaften  ausgesucht. Tipps für Neugierige in loser Folge. Heute: Simonskall  im Hürtgenwald und „Drei auf einen Streich“ in Mechernichs „Wildem Westen“.

Simonskall, Landkreis Düren, Gemeinde Hürtgenwald (Rureifel).

In engen Serpentinen geht es immer weiter bergab. Wer nach Simonskall im Hürtgenwald will, der sollte vor allem bei Eis und Schnee zuvor wissen, ob Reifen und Bremsen in Ordnung sind. Und dann, tief im engen Tal der Kall, erreicht man eine sehenswerte Idylle nicht nur für den, der alte Bruchsteinarchitektur bewundern will.

Simonskall in der Gemeinde Hürtgenwald.

Am 3. Juli 1608 wurde der Grundstein für den Ort gelegt. Das weist eine Urkunde des Herzogs von Jülich nach, der den Gebrüdern Schobinger den Bau einer Glashütte und Seifensiederei im Gebiet „op der callen“ genehmigte. Der Ortsname geht auf den Hüttenmeister Simon Kremer zurück. Der Kremer-Hof, die sogenannte „Burg“, entstand 1643 und ist in Privatbesitz. Vieles im kleinen Weiler an der wild gewundenen Kall stammt aus dem 17. Jahrhundert und steht unter Denkmalschutz.

Auch das  „Junkerhaus“, ein Doppelhaus mit einem mit Schießscharten versehenen vorgebauten Wehrturm. Es wurde schon 1608 erbaut und nach seinem letzten Besitzer Otto Junker benannt. Zwischen 1919 und 1921 traf sich hier die Künstlergruppe „Kalltal-Gemeinschaft“, der unter anderem die „Kölner Progressiven“ Otto Freundlich, Franz Wilhelm Seiwert und Anton Räderscheidt angehörten. Heute ist hier die Tourist-Information des Verkehrsvereins Vossenack-Simonskall untergebracht.

Simonskall in der Gemeinde Hürtgenwald.

Simonskall liegt im Nationalpark Eifel und ist eine bekannte Ausflugadresse und Etappenort für Wanderer. Eine ganze Reihe von markierten Wegen gehen von hier ab oder passieren den Ort, etwa der Rundweg „Kall-Trail“. Er erinnert an die verheerenden Schlachten um Schmidt, Vossenack und im Kalltal während des Zweiten Weltkrieges im Herbst 1944. Zwischen dem 7. und 8. November dieses Jahres kam es auf der schmalen alten Steinbrücke über die Kall in Höhe der nahen Mestrenger Mühle zu einer bemerkenswerten Geste der Humanität. Der deutsche Militärarzt Dr. Günter Stüttgen vereinbarte in eigener Verantwortung mit den Amerikanern und dem Arzt Dr. Bedford Davis eine mehrstündige Waffenpause. Beide Seiten bargen ihre Verwundeten, die im völlig unübersichtlichen Kampfgebiet auf beiden Seiten hilferufend zurückgeblieben waren. 2004 wurde an der Brücke die Dolomitstein Skulptur „Zeit zu heilen“ des aus Vettweiß stammenden Künstlers Michael Pohlmann enthüllt.

Lust auf Cafe und Kuchen? In Simonskall gibt es eines der beliebtesten „Eifelcafés“, das Café Kern.

Drei auf einen Streich: Hostel, Glehn und Eicks. Kreis Euskirchen, Stadt Mechernich (Nordeifel)

Ganze vier Kilometer liegen zwischen diesen drei Dörfern im sanft gewellten „Wilden Westen“ von Mechernich, die man am besten von der B 266 (Abfahrt: Hostel/Hergarten) erreicht. Zweimal viel Fachwerk – und zum guten Schluss Barockes am Wasser: Das gibt es so nah beieinander nicht so häufig in der Eifel.

Detail an einer Fachwerkfassade am Frankenring in Hostel.

In Hostel – 250 Einwohner – liegen Bauernhöfe aus dem 17. Jahrhundert rund um den einstigen Dorfanger, dem heutigen Frankenring. Die original erhaltene Inschrift an der Fassade an einem herrschaftlichen Hof von 1682 erzählt im damaligen gebrochenem Deutsch wer der Besitzer des Anwesens war und wer der Erbauer. Zum Dorf gehört die Kapelle „Zu den Heiligen Mauren“, die im Jahr 1492 erstmals erwähnt wurde. Im Langhaus der Kapelle zwischen romanischem Turm und gotischem Chor  von 1696 wurden mittelalterliche Malereien freigelegt.

Glehn im „Wilden Westen“ von Mechernich.

Nur einen Kilometer weiter, und nach einer weiteren grünen Talsenke, von denen es hier genügend gibt, ist Glehn die zweite Station. In der Ortsmitte thront das mittlerweile leider geschlossene traditionsreiche „Gasthaus zur Post“ – natürlich mit Fachwerkfassade. Ein Eifeler Dorfgasthaus hat einen „Saal“ – der ist hier allerdings im Obergeschoss. Kurios. Glehns Fachwerkschätzchen – eins sogar mit blauem Fachwerk – stehen am historischen Frohnhof bei der Pfarrkirche St. Andreas mit einem Turm aus dem 12. Jahrhundert. Im Pfarrhaus wurde sogar ein Verlies entdeckt.

Schlusspunkt dieser 3-Dörfer-Tour, die auch auf einem Radwanderweg zu absolvieren ist, ist Eicks mit dem weithin bekannten spätbarocken Wasserschloss im Bruchbachtal unterhalb des LVR-Freilichtmuseums in Kommern. Die ältesten Gebäude des in leuchtend gelb gestrichenen Gemäuers stammen aus dem 14. Jahrhundert. Schloss Eicks ist seit rund 500 Jahren im Familienbesitz und gilt als eines der hübschesten Beispiele dafür, wie der Rheinische Landadel einst lebte – und noch lebt. Vorbei an einer barocken Nepomukstatue auf der alten Brücke über den Bruchbach blickt man frontal aufs Schloss, das für Events geöffnet ist. Etwa zu den „Country Homes“. Dann bevölkern Aussteller und mehrere hundert Besucher den Schlosspark oder besichtigen den „Gelben Saal“.

Schloss Eicks.