„Wieverfastelovend“, Weiberfastnacht, heißt bis heute in vielen Eifeldörfern „Fetter Donnerstag“ – in den Dialekten entsprechend übersetzt. Und da ist man schon mitten drin in den Besonderheiten des Eifel-Karnevals. In dem es auch den Ähzebär und das Schelleböumche gibt.
Es gibt verschiedene Theorien, warum der „Weiberdonnerstag“ in weiten Teilen der Vulkan- und Südeifel „Fetter Donnnerstag“ heißt. Eine geht so: An diesem Tag sollen sich die Dorffrauen in früheren Jahrhunderten den dicksten Baum im Gemeindewald ausgesucht haben, den sie im Kreis mit den Händen noch umfassen konnten. (u.a. so in Joachim Schröder, Brauchtumslandschaft Eifel, Geschichtsverein Prümer Land/Helios Verlag, 1996). Das Holz des Baumes gehörte den Frauen und wurde als Brennholz genutzt. Die Tradition sei auf eine Dankesgabe zurückzuführen: Die Frauen im Dorf übernahmen noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts viele allgemeine Aufgaben im Dorf. Das Brennholz war ihr Lohn.

Vom Begrifflichen zu Konkretem: Zwischen dem Montag vor Weiberfastnacht und bis Karnevalsfreitag ist in den Abendstunden in den alten Gassen und Straßen von Blankenheim seit Jahrzehnten eine seltsame Musik zu hören: Ein Läuten kleiner Schellenglocken, verbunden mit dem Ton eines auf den Boden gestampften Holzstabs, drei fröhliche Querflöten erklingen, eine kleine Trommel wird geschlagen. Das Schelleböumche ist mit dem „Juh-Jah“-Lied des Karnevalsvereins Blankenheim (KV) unterwegs.
„Das Schelleböumche ist der Weckruf des Karnevals in Blankenheim“, so Stefan Leisen vom KV. In der „Ahrquellenstadt“ wird der Ursprung des organisierten Karnevals auf das Jahr 1613 zurückgeführt. Damals wurde hier eine Art Bürgerwehr gegründet, die „Jecke Böhnche“, bis heute eine Art Geleitschutz des Karnevalsprinzen. Zwischen 18 und 22 Uhr geht vor Beginn der „tollen Tage“ so das Schelleböumche. Punkt Zehn soll Schluss sein. Dass es tatsächlich auch wesentlich später werden kann, liegt an den spontanen Haltepunkten unterwegs, wenn Blankenheimer dem Schelleböumche flüssige wie feste Stärkung „aufnötigen“.

Er gehe seit über zehn Jahren mit dem Schelleböumche mit, erklärt Stefan Leisen, „das hat schon mein Vater gemacht. Manche waren 30 Jahre lang dabei. Es ist eben Tradition, die von Generation zu Generation weiter gegeben wird“. Auf Blankenheims Straßen, nachts, bei Wind und Wetter, Schnee und Eis. „Das macht uns nichts“, meint Leisen, „es ist einfach wunderschön!“ Seinen letzten Auftritt wird das Schelleböumchens wie immer an der Spitze des bekannten Geisterzuges am Karnevalssamstag haben. Danach wird der Schellenbaum wieder an seinen gewohnten Standort zu sehen sein: im Karnevalsmuseum im historischen Georgstor.
Der Name ist rätselhaft: „Ähzebär“. In einigen Orten der Eifel, wie bei den Karnevalisten der KG Greesberger in Kommern, steht an „Veilchendienstag“ (Karnevalsdienstag) der Umzug mit dem Ähzebär, in anderen Dörfern auch Äerzebär oder Strohbär genannt, auf dem Programm.
Sein Träger wird traditionell in ein Kostüm aus Erbsenstroh eingewickelt: Ein brummiger Dämon entsteht, der den Legenden nach den Winter austreiben soll, wie die „Burgfeuer“ in der Eifel, entstanden aus einem heidnischen Vegetationskult und Wachstumszauber, am ersten Sonntag nach Aschermittwoch.

In Kommern hat der Ähzebär nach der aufwändigen Kostümierung – sie kann eine gute Stunde dauern – noch den Weg mit Musikzug, Gefolge und Tollitätenpaar, wenn vorhanden, durch den Ort vor sich. Am Ende des Umzuges folgt die traditionelle Austreibung des Winters: Der Ähzebär wird von seinem Kostüm befreit und das Erbsenstroh nach uraltem Brauch verbrannt. Das führt schon in Richtung eines anderen Brauchtums, das in der Eifel noch lebendig ist.
Auch die KG Äzebbelleg (siehe oben!) in Glehn praktiziert die Nubbelverbrennung am Abend des Veilchendienstags. Natürlich mit „Pastor“, „Trauergemeinde“ und dem „Leichenzug“ des aufgebahrtem „Sündenbocks“ in den Feuertod – aber erst nach Verlesen der Beschuldigungen und der Entscheidung der Gemeinde: Ab ins Feuer mit ihm!
Bis zu einem halben Dutzend „Haus- und Familiennubbel“, herbeigeschafft von den Gästen, waren es allerdings schon in Broich, wo Bernd und Sonja Sommer ihr kleines Kunstzentrum „Gezeitenpumpe“ betreiben. Von groß und bunt im Clownskostüm bis zum kleinen Holznubbel aus wenigen Ästen – nach einem „Trauerzug“, das Trömmelche vorneweg, die symbolischen „Sündenträger“ auf dem Bollerwagen, geht es zum Ritualtod in den Flammen.
„Always look on the bride side of Life“ aus Monty Pythons „Das Leben des Brian“ erklingt dann aus der CD-Anlage. Der finale Spott für die gleich Brennenden. Die Gemeinde singt und schunkelte dazu. Und die Nubbel verfallen langsam zu Asche. Wie der beschwörende Spruch des „Geistlichen“ zuvor die „wartenden“ Tod-Geweihten mahnte: „Nix es ömesöns!“ Und in wenigen Stunden Aschermittwoch.

Die Serie:
Teil 1: Jecke Eifel
Teil 3: Der Zochleiter (25.02.)
Titelbild: Der Ähzebär in Kommern (Bild 2017). Foto: Paul Düster