Sommerjob: Der „Tretboot-Pate“

Schon Hochbetrieb am Kronenburger See, einem der schönsten Badeseen der Region. Doch Einer hat trotz des Trubels die sprichwörtliche Ruhe weg: Franz Vilz aus Frauenkron: Der „Tretboot-Pate“.
Jetzt mal langsam! Auf dem 67.000 Euro knapp einen Jahr alten Metallsteg  – finanziert vom Zweckverband Kronenburger See und EU-Mitteln aus dem LEADER-Programm – steht ein weißer Gartenstuhl, und darüber der Sonnenschirm wird nun zuerst aufgespannt. Relaxt nimmt Franz Vilz, die Designersonnenbrille ist aufgesetzt, Platz. Lässig werden die Beine übereinander geschlagen. Ein breites Grinsen. „Man muss ja auch Andere einfach mal arbeiten lassen können“, lacht der Aufgabendelegierer. Jillian Thieme, 15-jährige Schülerin, greift zur Kette. Drei haben auf dem „Rutsche-Tretboot“ Platz genommen. Thieme löst die Kette am Anleger. Einer paddelt zügig los, Eine sonnt sich, Einer eilt zum ersten Mal die paar Stufen hoch – und hinein gerutscht in den See.

„Die Rutschen, die Sonnenboote und die Ferraris sind die Renner“, meint Franz Vilz. 20 Tretboote und Ruderboote und  ein Elektroboot liegen am Kronenburger See, neun hat er am Freilinger See und 20 am Gemündener Maar in der Vulkaneifel. 50 insgesamt. Vilz, 52, aus Dahlem-Frauenkron:  der „Tretboot-Pate“.

Er schwamm an der alten Anlage vorbei. Da hatte er die Geschäftsidee.

Es war 2010 und er war gerade im Wasser. „Ich bin an der alten Anlage hier am Kronenburger See vorbei geschwommen. Da hatte ich die Idee: Tretboot-Verleih!“meint der, der weiter entspannt unter dem Sonnenschirm sitzt und der Dinge harrt, die hoffentlich innerhalb des bezahlten Zeitlimits von 30 oder 60 Minuten wieder vor ihm anlegen wollen. Nach Vereinbarung darf Mann oder/und Frau aber auch gerne länger „draußen bleiben“.

Gilt als einer der schönsten Badeseen der Region: Der Kronenburger See.

Die alte Anlage aus Holz, mehr oder weniger zusammengestückelt, war jedenfalls wie ein Dutzend Tretboote in die Jahre gekommen. Der Vorgänger  wollte den Betrieb am liebsten abgeben. Vilz und der Kollege wurden handelseinig, der Zweckverband Kronenburger See als Eigentümer gab das Ok, Vilz investierte nach und nach: „Ein gutes Tretboot kostet zwischen 3500 und 4000 Euro. Aber die taugen auch was“, so der Experte aus Leidenschaft.

Zwei „Ferraris“ hat er 2018 in Rimini gekauft, Kostenpunkt: 4700 Euro pro Stück. „Die haben mehr Auftrieb, weil sie größer sind. Für bis zu vier Erwachsene geeignet“, so Vilz. Der eine Ferrari ist blau, der andere – natürlich – rot, der Schriftzug steht an den Seiten. Mehr Ferrari geht nicht auf dem Wasser. „Das kann wirklich Jeder“, so der Experte zum benötigten Know-How seiner Kundschaft. Ein „Sechssitzer“, den er gerade ebenfalls in Rimini gekauft hat, ist in dieser Saison neu verfügbar.

Der „Pate“ weiß Bescheid: „Sie liegt vorne in der Sonne, er tritt in die Pedale“

Unterdessen hat der „Tretboot-Pate“ kurz auf sein Handy geschaut: Alles ok an den beiden anderen Liegeplätzen. Also bleibt Franz Vilz wie er war: entspannt. Er habe mal was „Neues“ machen wollen, damals, vor acht Jahren, nimmt er den Faden wieder auf. 22 Jahre lang habe er im Sägewerk in Losheim gearbeitet, „das habe ich mit aufgebaut!“

Jetzt aber Tapetenwechsel: Vom Holz zum  Wasser. „Am besten ist es, wenn hier erst gar kein Boot liegt, weil alle draußen sind“, meint er zur aktuellen Tageskonjunktur. Die Umsatzkurve zeigt an einem guten Tag schnell nach oben: Ein Pärchen bucht für eine „Ganze Stunde“, wie es korrekt auf der Preistafel vor dem Stegzugang heißt, ein „Sonnenboot“. Extra breite Liegefläche! „Sie liegt vorne, er tritt hinten in die Pedale“, prognostiziert Vilz die Rollenaufteilung bei den Kunden seines Business.  Natürlich hat er wieder Recht.

Im See ist der „Wasserseilgarten“ (hinten) die größte Attraktion. Der „Eisberg“ davor ist gerade durch den TÜV gesperrt.

Das hätten an die 30 Jugendliche „inklusive Mädels“ vor einem Jahr  nicht so optimal hinbekommen. „Zehn Boote brauchten die“, erinnert sich Vilz. Aber „abgesoffen sind sie nicht. Das verhindern die Luftkammern der Boote.“ Kinder unter 15 lässt er nur mit Schwimmweste raus, die ganz kleinen Gäste nur in Begleitung eines Erwachsenen, und  die zwei „Ferraris“ sind mit 16 Euro für die „Ganze Stunde“ am Teuersten. Was sonst?

Jan Lembach. Foto: S. Freitag/ Gemeinde Dahlem

Auch für Jan Lembach hat sich das Investment erst durch die Gemeinde und die EU, dann durch Franz Vilz vermutlich gelohnt. Der Bürgermeister von Dahlem ist zwar grundsätzlich nach wie vor eher unzufrieden mit der Tatsache, dass man nur ganze sieben Kilometer des Eifelflüsschens Kyll im Gemeindegebiet habe, dafür aber den Hochwasserschutz für Rheinland-Pfalz im weiteren Flussverlauf mit dem Stausee garantiere, also im Klartext 5/9 der Kosten bei der Gemeinde blieben. An die 200.000 Euro sind das alleine für den Seebetrieb und die Staudammwartung – pro Jahr. Aber ohne den See wäre der Ferienpark oberhalb nicht gekommen. 80.000 Gästeübernachtungen im Jahr würden fehlen.

Zum See ist der Eintritt frei – es fallen nur Parkplatzgebühren an.

„Bis auf die Parkgebühren bleibt der Zugang kostenlos“, stellt Lembach trotzdem fest. Bis auf weiteres, fügt er hinzu. Nähme man zusätzlichen Eintritt, müsste man ja zuvor den ganzen See einzäunen. Dafür sei das Areal dann einfach zu groß. So ist eine der „Top-5 Badesee-Destinationen der Eifel“, wie Lembach es einschätzt, im Vergleich zu den Preisen von Talsperren oder Ähnlichem im weiten Umkreis konkurrenzlos günstig.

Der „Tretboot-Pate“ kann derweil weiter das tun, was für ihn alternativlos ist. Das Geschehen am und vor seinem Steg im Blick haben. Läuft doch! „Ich hatte schon Banker und Geschäftsführer hier, die einfach mal den Verleih machen wollten.“ Da hat er sie dankend ein paar Stunden beschäftigt.

Jetzt muss er doch einmal den bequemen Sitz verlassen und am Freilinger See bei seinem Bootsverleih nach dem Rechten sehen. Oder am Gemündener Maar. Und was macht er nach Saisonende?  „Die Boote müssen vom Wasser weg. Ich lagere sie bei mir auf einer Wiese.“  Reparaturen, wenn nötig, stehen an. Monate füllend bis zum nächsten Sommer ist das nicht. Also hat Franz Vilz einen Hausmeisterservice angemeldet. „Dadurch war ich im Winter 2018 zum Beispiel für ein paar Wochen auf Malle.“ Und kein Tretboot weit und breit. Davon hat der „Tretboot-Pate“ über den Winter „ erst mal genug“.

INFO
Der Tretbootverleih am Kronenburger See ist je nach Witterung in den Sommermonaten täglich von elf bis circa 1 9/20 Uhr geöffnet. Am Freilinger See stehen Tret- und Ruderboote von 12 bis circa 18.30 Uhr zur Verfügung.
Preise am KronenburgerSee: Tretboote/Ruderboote: halbe Stunde7 €, ganze Stunde 13 €; Boote mit Rutsche und Ferraris/Sonnenboote: 9 €/ 16 Euro. 6-Sitzer: 13 €/22 €
Öffnungszeiten Kronenburger See:
Am Kronenburger See stehen ausreichend Parkplätze für PKW zur Verfügung. Von Mai bis Oktober in der Zeit von 10.00 bis 17.00 Uhr sind die Parkplätze kostenpflichtig: 4,00 € pro Tag pro Fahrzeug. Die Parkscheine können an den Automaten gezogen werden. Für Motorräder und Fahrräder gibt es eine gekennzeichnete Parkfläche vor der Schranke.  E-Bike-Ladestation der Energie Nordeifel und ein Schlauchautomat sind vorhanden. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Kronenburger See über den Bahnhof Dahlem und Taxibusse zu erreichen.
Freizeitangebote: Segelschule, Tretbootverleih, Wasserseilgarten, Spielgeräte am Badestrand, Minigolfanlage.
Öffnungszeiten des Restaurants „Seeterrasse“: Montag bis Sonntag 11-21 Uhr, durchgehend warme Küche ab 12 Uhr. Imbiss: Öffnungszeiten nach Wetterlage
www.kronenburger-see.de