Im zweiten Teil der Frühlingswanderung geht es in die Südeifel und die Luxemburgische Schweiz, neben der Vulkaneifel und der Rureifel eine der spektakulärsten Ecken der Großregion.

Von Neuerburg zunächst nach Vianden, über einen steilen Pfad hinunter nach Bivels im Ourtal, vorbei an der Ruine Falkenstein – eines von über 1000 Objekten, das französische Truppen im 18. Jahrhundert zerstörten. Es gab eine offizielle Liste der Burgen, Schlösser und Städte, die mehr oder weniger unbewohnbar zu machen waren. Unten im Ourtal führt die Wanderung erstmals nach Luxemburg. Der Fluss ist die natürliche Landesgrenze. Durch Buchenwälder wird Vianden erreicht, ein Städtchen mit französischem Flair. Von dort aus geht es am Flussufer der Our und später der Sauer entlang nach Bollendorf, eine von zwei Überführungsetappen der Gesamtroute. Hier führt sie zum spektakulären Schlussteil des Weitwanderweges.
Der ist allemal einen eigenen Wanderurlaub wert! Es geht schon oberhalb von Bollendorf mit dem Etappenziel Echternach unterhalb dramatischer Buntsandsteinfelsen-Kulissen, durch Höhlen und Labyrinthe, über Stufen und Treppen hinauf und hinab. Die Strecke führt dann auf das Ferschweiler Plateau, seit Jahrtausenden ein mythischer Ort. Archäologen haben hier Reste einer keltischen Ringwallanlage, keltische Kistengräber und natürlich – wie in der gesamten Eifel – zahlreiche römische Spuren gefunden.

Mitten im lichten Buchenwald des Plateaus steht am Wegesrand ein 2,5 Meter hoher Menhir, das Fraubillenkreuz, das der Sage nach von dem schon erwähnten Willibrord aus dem zuvor ungestalteten Sandstein gehauen worden sein soll. Die Christianisierung durch Formgebung des alten heidnischen Heiligtums änderte nichts an der ursprünglichen Bestimmung. Demnach soll im Stein eine „Sibylle“ gehaust haben. So bezeichnete man im Mittelalter Frauen, denen die Gabe der Weissagung zugesprochen wurde. Dass da der Schritt zur Denunziation starker Frauen als Hexe nicht weit war, liegt nahe. Vereinzelt – auf dieser Route zum Beispiel zwischen Brohl und Maria Laach sowie oberhalb von Neuerburg – finden sich in der Eifel noch heute „Hexentanzplätze“, eine euphemistische Umschreibung für historische Hinrichtungsstätten.
Unterhalb des Ferschweiler Plateaus und der zuvor durchstiegenen Teufelsschlucht bei Irrel erreicht die Tour Echternach. Die mächtige Basilika im Sauertal wirkt einschüchternd, das Städtchen selbst, das älteste im Großherzogtum Luxemburg, nennt sich gerne „Klein Paris“, was einfach stimmt. Die Atmosphäre ist leicht, die zahlreichen Cafés und Restaurants mit ihren Außenterrassen sind gut gefüllt – Savoir Vivre.
Von hier aus ist die vorletzte Etappe ein Rundweg durch die erwähnte Luxemburgische Schweiz. Sicherlich der Höhepunkt des Weitwanderweges durch die südliche Eifel, und wie fast alle Etappen gleichermaßen schön wie anstrengend. Es geht über Berdorf und der Houllay, einer Sandsteinhöhle, in der seit den Römern bis ins 19. Jahrhundert Mühlsteine gebrochen wurden, nach Consdorf und dann zurück nach Echternach. Die größten der spektakulären Sandsteinriesen am Weg tragen Namen wie „Der Mandarin“, „Predigtstuhl“, „Binzelt-Schloeff“, „Adlerhorst“ oder „Schelmenlay“, ein Felsen am Rande eines Siefens mit einer überwältigenden Fülle an Farnen, Efeu, Moos und Frühjahrsblühern.

Denn diese Wanderung ist zwischen Ende März und Anfang Mai ein Weg in den Frühling. Zu Beginn ab und zu erste Wildnarzissen an kleinen Bachläufen, in den Orten und an den Hängen in den Wochen danach Forsythien, und gegen Ende Löwenzahnwiesen, leuchtende Rapsfelder und der Beginn der Ginsterblüte, dem „Eifel-Gold“. Die Farbe des Landstrichs, den man „Preußisch Sibirien“ nannte, ist leuchtendes Gelb.
Auf dem Weg zum Ziel und schon einige Tage zuvor dann sommerliche Temperaturen. Zunächst über die Mindener Layen, einem Muschelkalkfelsen, durch einen idyllischen Hohlweg aus Beerensträuchern mit Blick auf unten am Sauerufer angelegte reaktivierte ehemals römische Weingärten; später wieder hinunter nach Wintersdorf in eine Vegetation, die an südliche Länder denken lässt.
Dann der lange letzte Anstieg nach Trierweiler und schließlich bis zur Mariensäule oberhalb von Trier auf dem Kamm der Basaltfelsen, die wie ein Riegel das Moseltal von der Eifel abtrennen. „Lieber zweimal im Jahr die Mosel im Keller, als immer in der Eifel leben“, heißt es in Trier. Die Eifler nehmen das zur Kenntnis und kontern ihrerseits zum Beispiel mit dem Witz von den Schneckensammlern: Ein Eifler und ein Moselaner sammeln Weinbergschnecken. Nach einer Stunde hat der fleißige Eifler sein Körbchen voll, der Trier aber nur zwei Schnecken aufgesammelt. Auf die Frage des Eiflers, warum das so sei, antwortet der Kollege: „Die sind so schnell…“
Das allerdings ist nicht der erste Gedanke, den man mit Blick hinab von der Mariensäule auf Trier und die Mosel im nachmittäglichen Sonnenlicht hat. Die Perspektive erinnert dafür viel zu sehr an den ersten Tag, an den Blick von oberhalb der „Eselstrapp“ auf Brohl, den Rhein und das Siebengebirge am Horizont. Zwischen beiden Flüssen: die Eifel.

Wanderung 26.3.-8.5.2011, aktualisiert.
Titelbild: Am Markusberg oberhalb von Trier.
„In den Eifelfrühling- Teil 1 “ ist am 11.03.2019 erschienen.
INFO: Der hier beschriebene Weitwanderweg folgt: Christiane Rüffer-Lukowicz, Jochen Rüffer: Der Weitwanderweg durch die südliche Eifel – Von der Vulkaneifel nach Trier“, Bachem Verlag, Köln. Die Etappen: Start Brohl am Rhein – Maria Laach – Mayen – Monreal – Ulmen – Daun – Gerolstein – Prüm – Waxweiler – Neuerburg – Vianden – Bollendorf – Echternach -Rundweg Luxemburgische Schweiz – Trier Ende.
Neue Markierungen: Im Zuge des Wegemanagements markiert der Eifelverein seit einiger Zeit alle Wege neu. Es empfiehlt sich daher, vor Beginn der einzelnen Etappen auf den Seite der Ortsgruppen des Eifelvereins nachzusehen, ob die Route laut Wanderführer u.U. neu markiert wurde.