Webers Kapellchen

Die Eifel ist für vieles gut – doch eine Privatkapelle, die hat nun wirklich nicht Jeder. Landwirt Karl Weber auf seinem Hof zwischen Oberbettingen und Lissendorf aber schon. 

An diesen Morgen im Sommer 2008 kann sich Karl Weber nur noch bruchstückhaft erinnern. Es fing doch alles so belanglos an: „Ich kam aus dem Stall und habe mich wie immer geduscht. Und dann wurde mir auf einmal flau.“ Als Ehefrau Carola ihren Mann sah, handelte sie schnell und rief den Hausarzt um Hilfe. Als der wenige Minuten später Karl Weber eintraf, war schnell klar: Ein Notfall. Mit dem Rettungswagen, dann weiter mit dem Hubschrauber kam Karl Weber ins Krankenhaus in Trier.

„Ich bin schon oben an der Tür gewesen“, fasst er elf Jahre später die Situation zusammen. Als  Christenmensch meint er die Himmelspforte: „Ich war weg“. Sein Blutdruck war auf 400 gestiegen und stürzte danach dramatisch ab. Weber gab in größter Not ein Versprechen: „Wenn ich das überlebe, werde ich als Dank eine Kapelle bauen!“

Karl Weber mit dem „Werkplan“ seines „Kapellchens“.

120 Gäste kamen am 11. Juni 2011, es war der Pfingstsamstag, zu Karl Webers 70. Geburtstag auf den Hof zwischen Oberbettingen und Lissendorf und staunten: Am Hofeingang, von einer Rotbuchenhecke geschützt, steht auf der Wiese eine kleine Kapelle. Sie wurde an diesem Tag eingesegnet. Genauer hatte Architektin Dorothea Klinkhammer aus Lissendorf ein 4,62 Meter hohes, 5,31 Meter langes und 4,06 Meter breites kleines Gotteshaus geplant. Der Glockenturm ist 9,43 Meter hoch. Handwerksbetriebe aus der Region bauten das einschiffige Gotteshaus.

Grauwacke und Hohlbausteine, Bodenheizung, Holzdachkonstruktion, Schiefer obenauf. Der Altar ist aus Eifeler Sandstein, die Kirchenbänke sind aus Eiche. Die 36-Kilogramm schwere Glocke – im bekannten Glockenbauerdorf Brockscheid in der Vulkaneifel gegossen – läutet dreimal täglich immer zwei Minuten lang: Morgens um Sieben, Mittags um 12 und abends um 19 Uhr. Je nach Windrichtung ist sie bis Birgel zu hören. Dann wissen aber nur Ortskundige, wo das dazugehörige Gotteshäuschen steht.

Für die Mittellage der dreifach verglasten Fenster fertigte Sabine Martinetz aus Gerolstein die Heiligen Matthias und Jakob, und Ähren, mal in Hocken gebunden, mal stehend im Wind, in Bleiglastechnik an. Künstler Eberhard Rosenberger malte die Kapelle aus: Ein Christusbild und Medaillons unter anderem zum Kreuzweg Christi.

Zum Dankamt anlässlich der Goldenen Hochzeit von Karl und Carola Weber wurde das kleine  Gotteshaus geöffnet, auch zur Taufe des jüngsten Enkels. Und täglich vor und nach der Arbeit geht Karl Weber seit acht Jahren zum stillen Gebet hinein. Dass  damals, beim Antrag auf Einsegnung, Gottes irdische Bürokratie-Mühlen beim Bistum vernehmlich ächzten – Weber nimmt es mittlerweile mit Humor.

Ehefrau Carola hätte ja „eine Mariengrotte  gereicht“, stellt sie schmunzelnd fest. Doch für ihren Karl musste es ein Kapellchen werden. Keins wie die Bruder Klaus-Kapelle in Wachendorf von Stararchitekt Peter Zumthor, und auch nicht so ausgemalt wie von „Malerpastor“ Christoph März die Pfarrkirche St. Luzia in Eschfeld – einfach ein Kapellchen. Karl Weber weiß, warum. Er hat sein Versprechen eingelöst.