In Büdesheim ist das Besondere nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen. Wenn man sich aber die Mühe macht, wird man mit allerlei Ungewöhnlichem belohnt. Da haben wir uns mal auf den Weg gemacht…
Ortsbürgermeister Albert Klasen hat rund ein Dutzend der 597 Einwohner Büdesheims, zum Treffpunkt neben der Bushaltestelle mit Wartehäuschen an der Einmündung der Bahnhofstraße in die Hauptstraße gebeten. Die Ecke soll mittelfristig zum Wendeplatz für den ÖPNV umgebaut werden. Doch Eins bleibt: Der Maibaumständer steht auch dann an seinem Platz. Sollen die Busse eben drum herum fahren. Tradition ist Tradition! Die spielt auch in Büdesheim eine große Rolle. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist in den neun Vereinen aktiv. „Eifellicht e.V.“ ist etwas Besonderes. Der hier gegründete internationale Hilfsdienst ist weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt.
Bevor die Runde ihren Anfang die Hauptstraße entlang Richtung Brunnenstraße macht, holt aber Peter Rabsahl ein paar kleine Tütchen aus der Tasche. „Sehen sie hier: alles römische Funde. Tonscherben, ein Teil eines Sägeblattes. Wenn Äcker rund um Büdesheim gepflügt werden, können Sie oft solche Funde machen“, so der Ortshistoriker. Rabsahl hat 2009 eine kleine, kenntnisreiche Geschichte der Pfarreien Büdesheim und Oos geschrieben.
Die Hauptstraße weiter wartet schon Stephan Ternes vor seinem KFZ-Ersatzteile Handel. Ternes will mittelfristig bis zu fünf neue Arbeitsplätze schaffen, und den einstigen KFZ-Werkstattbetrieb wiederbeleben. Das wäre für seinen Heimatort, in dem es heute nur noch 25 Arbeitsplätze gibt, ein kleines Konjunkturwunder. Der Schuster, ein Lebensmittelladen, zwei von drei Gaststätten, zwei Metzger, das Kalkwerk, das Munitionsdepot der französischen Streitkräfte – das ist ja alles Geschichte. Büdesheim ist heute im Wesentlichen ein Wohnort. Die Bevölkerung ist mit im Schnitt 57 Jahren deutlich überaltert.

Doch es gibt auch junge Familien, die das Angebot der gemeindeeigenen einzügigen Kita „Rappelkiste“ (derzeit 23 Kinder ab zwei Jahren) und die guten Verbindungen zu den Arbeitsplätzen in Prüm und Gerolstein über die nahe B 410 schätzen: Ellen und Andreas Schmitz sind mit den Kindern Tom und Romy 2014 aus Betteldorf nach Büdesheim gezogen. Sie fühlen sich in Büdesheim einfach wohl.
Vorbei an einem liebevoll restaurierten Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert mit Anbauten – hier werden auch Ferienwohnungen angeboten – und der 1829 erbauten Dorfkneipe „Zur Post“ geht es links die Brunnenstraße hinauf. Die heiß bis vor 15 Jahren Goldbornstraße. Nötig wurde die Namensgebung aufgrund von Verwechslungsgefahr: Im Ort gibt es auch die Straße Am Goldborn. „Aushilfsfahrer der Post kamen da immer wieder durcheinander“, schmunzelt Gemeinderatsmitglied Norbert Severt.
Der „Goldborn“, das Büdesheimer Wasser spielt im Ort viele Rollen. Eine Deckplatte vor einem einstigen Bauernhof an der Brunnenstraße ist der Zugang zu einem 300 Kubikmeter fassenden ehemaligen Keller, der zum Wasserspeicher für die Feuerwehr ausgebaut werden soll, so Ortsbürgermeister Klasen. Wenige Meter weiter rechts, an der Abbiegung der Straße Am Goldborn, ist an einer Hauswand unvermutet ein Regelhahn mit Eisenrohr angebracht. Rainer Kewes, zusammen mit Herbert Niesen der letzte Haupterwerbslandwirt in Büdesheim, würde den Hahn sofort aufdrehen, falls gewünscht.
„Hier steht das Wasser von der Goldbornquelle im Hang dahinter durch den Gefälledruck so stark an, dass noch nicht einmal eine Pumpe nötig ist.“ Selbst im vergangenen trockenen Rekordsommer versiegte der Goldborn nicht und spendete wie immer kostenlos Brauchwasser für die Büdesheimer oder für die Wasserkessel der Landwirte auch aus der Umgebung.
Nun führt schon von der Brunnenstraße rechts abbiegend die Straße Am Osterberg Richtung Pfarrkirche und ins historische Zentrum des Ortes. Es geht vorbei an üppig beladenen Apfelbäumen. An der Ecke Bergstraße haben Gerhard und Katharina Grün die Scheunentür zu ihrem kleinen „Büdesheim Museum“ geöffnet. Historisches landwirtschaftliches Gerät, Hausrat und ein großer Tisch mit Stühlen: Hier finden auch Kindergeburtstage oder Seniorentreffen statt.
Und dann freut sich Elvira Scholzen auf die kleine, gut gelaunte Besucherrunde. Sie ist seit 1989 Küsterin der Pfarrkirche St. Peter und Paul, der Mittelpunkt des historischen Ortskerns und das Wahrzeichen von Büdesheim ist einer der höchsten Punkte. Die Kirche wurde auf den Mauern eines römischen Landsitzes erbaut. Von 1500 stammt noch der Chor, zuletzt wurde 1909 im neogotischen Stil erweitert.

Der Pfad rechts um die Kirche herum Richtung Alte Schule, dem heutigen Dorfgemeinschaftshaus, führt an einer alten Stützmauer neben dem Friedhof vorbei. Eine Rätselwand: Neben alten Kreuzwegstationen aus Sandstein ist auch „die schwangere Maria“ eingesetzt worden: Eine Frauenfigur in römischem Gewand mit leicht gewölbtem Bauch. Ob die Skulptur tatsächlich römisch ist? Ortshistoriker Peter Rabsahl ist sich nicht sicher.
Bevor die Runde am Buswartehäuschen Ziel und Startpunkt erreicht, noch schnell ein Hausbesuch in der Hillesheimer Straße. Brungens Franz, so der Hausname von Franz Molitor, wirkt entspannt. Eine Krücke, ein Hörgerät – doch Büdesheims Ortsältester wirkt trotz seiner 96 Jahre zufrieden. Ja, er könnte viel erzählen. Etwa, wie er viele Jahre mit seinem Pferdefuhrwerk tagein, tagaus, die Milch in den Kannen nach Schönecken kutschierte. „Außer sonntags, sonst bei Wind und Wetter, bei Eis und Schnee“, meint Brungens Franz. Doch das ist eine andere Geschichte.