Zum höchsten Wasserfall

Die „HeimatSpur Wasserfall-Erlebnisroute“ ist zur Wahl von „Deutschlands schönsten Wanderweg“ nominiert worden. Auf 13,3 Kilometern zeigt sich hier die Vulkaneifel von ihrer besten Wanderseite.

Die 40. „HeimatSpur“ wurde im Herbst 2021 eröffnet und war sofort bei den vielen Wanderfreunden der Eifel und den sie mit fleißigen Berichten begleitenden Wanderbloggern ein Geheimtipp. Dabei ist die Strecke selbst, wenn auch nicht in exakt der jetzt sogfältig von der Ortsgruppe des Eifelvereins markierten Variante, eigentlich nichts Neues. Wanderwege gibt und gab es rund um den Kurort Bad Bertrich mit seiner Glaubersalz-Therme immer schon mehr als genug, und der „Klidinger Wasserfall“, die Gemarkung wird auch Schießenlay genannt, war bei den Kur-Urlaubern und den Bertrichern bekannt.

Blick von unterhalb der Kuckuckslay ins Ueßbachtal.

Doch manchmal bedarf es eben der Investition von Marketingmittel, um einen Region neu ins Bewusstsein der Urlauber zu rücken und siehe da: Das als verschlafen geltende Kurörtchen im romantischen Ueßbachtal hat sich einen neuen Anstrich verpasst: Kurhaus und Parkhotel wurden renoviert und saniert, der Ort selbst wirkt teilweise wie rausgeputzt. Und nun gibt es mit der „HeimatSpur Wasserfall Erlebnisroute“ sogar einen Rundwanderweg, der als „Deutschlands schönster Wanderweg“ nominiert worden ist.

Hohenzollernturm

Wanderschuhe geschnürt, vielleicht auch Teleskop-Wanderstöcke als Auf- oder Abstiegshilfe am Rucksack befestigt, geht es auf die 13,3 Kilometer lange Runde. Sie ist bequem absolvierbar in gut vier Stunden und führt über 449 Höhenmeter zwischen dem Startpunkt am Kurfürstlichen Schlösschen auf rund 150 Metern Höhe bis zur Falkenlay in rund 397 Metern.

Gleich nach einer etwas uninspirierten halben Runde um den Schwanenteich am Rand des Kurortes geht es steil den Hang hinauf zur Kuckuckslay mit ersten schönen Ausblicken ins Tal, der Pfad führt vorbei an steil aufragenden Felswänden. Das ist schon schnell eine schöne Herausforderung für Spaziergänger, doch viele von ihnen haben in dieser ersten Passage des Wanderweges ja ein besonderes Ziel: den pittoresken, auf einem Felssattel ausgesetzten gusseisernen Hohenzollernturm mit seinem putzigen Zwiebeldach. Von hier oben ist der Blick auf den Kurort einfach besonders schön.

Einige Meter geht es fast schon alpin hinauf.

Danach geht es weiter hinauf zum 1910 erbauten Bismarckturm, der allerdings weniger schöne Aussichten verspricht, man sollte vor dem Start in der Bad Bertricher Tourist Information nachfragen, ob er zum Aufstieg geöffnet, oder noch immer geschlossen ist. Im Anschluss führt der Weg hinab ins Erdenbachtal, oberhalb des Wasserlaufs folgt eine längere, ruhige Passage durch den Wald. Die Felswände am Wegesrand sind dicht mit Efeu und Farn bewachsen. Je nach Jahreszeit ist die Waldflora ohnehin üppig zum Beispiel mit wilden Veilchen und Buschwindröschen, im Frühjahr sind die Wildnarzissen zu sehen.

Von oben nach unten und von links: Falkenlay, Maischquelle, Blick ins Ueßbachtal, Kurhaus Bad Bertrich

„Erdenbach“ steht auch auf einem kleine Holzschildchen an einem Baum geschrieben, unweit davon führt eine Eisenbrücke über das Gewässer. Es beginnt der Abstecher zum Höhepunkt des Wanderweges, eng am steilen Siefen des Klidinger Bachs entlang geht es nun im Wald den Berg hinauf. Über Stufen und Planken, teilweise ist ein Seil an Haken im Fels befestigt um den Auf- und Abstieg zu erleichtern, geht es kurz fast schon alpin nach oben. Den 28 Meter hohen Klidinger Wasserfall an der Schießenlay sieht man erst kurz bevor man ihn erreicht:

Eiszeitliche Höhlen werden passiert, später die „Oase der Stille“

Weitere Stufen führen direkt an die Sohle. Mooskissen umhüllen hier die Steine, das Rauschen des je nach Pegelstand des Klidinger Bachs lotrecht hinabstürzenden Wassers ist ohrenbetäubend. Sprühnebel bilden sich. Trittsteine führen hinüber ans Ufer. Von hier aus sieht man wie der Klidinger Bach ins Siefental hinabfließt, er nimmt zunächst noch einen kleinen zweiten Katarakt. Weit außerhalb der Sichtweite mündet er weiter unten in den Erdenbach, direkt am Wanderweg.

Klidinger Wasserfall

Natürlich ist dieses Naturspektakel, der Klidinger Wasserfall ist schließlich der höchste Katarakt der Eifel, alle Mühen des Weges wert. Von hier aus machen sich viele Wanderer auch wieder auf den Rückweg, die „Wasserfall-Erlebnisroute“ allerdings hat erst die Hälfte der Strecke erreicht. Der Weg führt nun im Erdenbachtal wieder zunehmend deutlich ansteigend auf die Höhe und die Felder und Wiesen am Ortsrand von Kennfus mit seiner neoromanischen Saalkirche St. Maria. Bald wir nun der höchste Punkt des Rundwanderweges erreicht: Die Falkenlay befindet sich auf 397 Metern Höhe, das Etappenziel ist durch einen hölzernen Falken vor der Schutzhütte erkennbar.

Bad Bertrich wurde aufgehübscht, es wirkt ein bisschen wie wachgeküsst.

Von hier aus hat man einen der schönsten Weit- und Rundblicke des gesamten Weges. Ganz nah unterhalb des 50 Meter hohen Felsens der Falkenlay das gewundene Kerbtal des Ueßbachs, in mittlerer Entfernung die Höhenzüge der Vulkaneifel, schließlich am Horizont den Hunsrück, davor eher geahnt das Moseltal.

Nun geht es bergab einmal um die Falkenlay herum und vorbei an einer Gruppe eiszeitliche Höhlen in den wilden Wänden und Pfeilern des aufragenden Lavagesteins. Bald wird nach einer Passage durch schöne Rotbuchenbestände die Maischquelle, eine Schichtquelle vulkanischen Ursprungs, deren Wasser nicht trinkbar ist, erreicht. In einem alten Sandsteintrog am Austritt des kristallklaren Felswassers haben die Kennfuser Getränkekisten gelagert. Gegen eine Spende kann man sich bedienen.

Auf sanft abfallenden Waldwegen wird am Viktoriaberg eine weiterer Aussichtspavillon erreicht, schließlich die „Oase der Ruhe“: Wer will, kann sich auf XXL-Liegen ausruhen und erstmals nach längerer Zeit wieder die Aussicht auf Bad Bertrich im Tal genießen. Serpentinen führen am Ende zurück zum Ortseingang oberhalb des Pavillons der Tourist Information. Ein weiterer der abwechslungsreichen Rundwanderwege in der Vulkaneifel ist tatsächlich auch einer der schönsten.

Wer nun die Gelegenheit hat, kann einen Wandertag rund um Bad Bertrich mit etwas Kultur beenden. Im neuen „Kulturraum“ im alten Kurhaus im Kurpark wird Kleinkunst und Live-Musik geboten. (sli)

INFO:
Übersicht über die Heimatspuren insgesamt auf www.gesundland-vulkaneifel.de Die Heimatspur „Wasserfall-Erlebnisroute“ ist auf den Wanderportalen outdooractive und komoot zu finden. Das Programm des Bad Bertricher Kulturraums findet man hier: www.kulturraum-badbertrich.de

Titelbild: Blick auf Bad Bertrich vom Wandeerweg zwischen Kuckuckslay und Hohenzollernturm.