Zum Weihnachtsmarkt der Liebe wegen

Besser konnte das Wetter an diesem Wochenende  zur Eröffnung der ersten Weihnachtsmärkte im Südkreis Euskirchen nicht sein. Mehrere tausend Besucher kamen zum Budenzauber an die Kakushöhle und in die historischen Burgorte von Kronenburg und Reifferscheid. Darunter zwei aus einem ganz besonderen Grund.

Abschiedsstimmung an der Kakushöhle bei Dreimühlen. Schnell hatte sich herumgesprochen, dass dieser urige Weihnachtsmarkt zum letzten Mal stattfinden darf – der Naturschutz verlangt seinen Tribut. Vielleicht auch deshalb waren besonders viele Besucher gekommen.

Milan, Jonas, Yannick und Robin, Oberstufenschüler aus Mechernich, wollen ihre Abi-Party im kommenden Jahr finanzieren. Also verkaufte das Quartett selbstgebackene Plätzchen und Popcorn auf dem Weihnachtsmarkt an der Kakushöhle.

Jedenfalls genug für Milan, Jonas, Yannick und Robin, vier Oberstufenschüler am Mechernicher Gymnasium am Turmhof (GAT). „Wir haben die erste Bude am Platz. Hier kommen sie alle vorbei!“ grinste Milan. Das Quartett sammelte für die im kommenden Frühjahr anstehende Abi-Party – vorausgesetzt sie bestehen auch die Leistungsnachwese davor – und hatten neben Popcorn aus der mitgebrachten Maschine  vor allem selbstgebackene Plätzchen dabei: „Wie zu Omas Zeiten!“ versprach Milan. Eine Mitschülerin stand als „Deko-Publikum“ draußen vor dem Verkaufstresen, „damit die Leute sehen: aha, hier gibt’s was!“ meinten die Vier aus dem warmen Büdchen heraus.

„Das kann man an einem anderen Ort nicht wiederholen.“ (Mischa Kreuser aus Vussem)

„Das ist sehr schade, denn einen solchen Ort kann man nicht ersetzen“, kommentierte unterdessen Mischa Kreuser aus Vussem das Aus des vom Bürgerverein Dreimühlen, Eiserfey und Vollem organisierten Weihnachtsmarktes an der Kakushöhle: „Die Vereine haben sich eine solche Mühe mit dem Aufbau gemacht“, bedauerte er anerkennend.

Und auch Kakus Vocale, an die 30 Sängerinnen und Sänger, die sich vor vier Jahren aus den Chören in Eiserfey und Weyer unter Leitung von Uli Schneider zum neuen Ensemble gefunden haben, sangen so zum letzten Mal unter ihren roten Nikolausmützen auf der kleinen Naturbühne im Hang über dem Budendorf.

Ein großes Pavillondach überspannte die „Fressmeile“ vor dem historischen Burgort von Kronenburg.

Die Sorgen hat Christoph Kutsch von der „Vereinsgemeinschaft Weihnachtsmarkt“ in Kronenburg nicht. Hier müsste der Markt allenfalls kurzzeitig wegen Überfüllung geschlossen werden. „Wir rechnen mit an die 8000 Besuchern bei dem Wetter“, meinte Kutsch am Samstagabend mit Blick hoch in den sternenklaren Himmel und die leicht frostigen Temperaturen – eben ideales Weihnachtsmarktwetter. 80 Buden hatten die freiwilligen Helfer – der harte Kern besteht aus rund 30 Aktiven aus Musikverein, Feuerwehr, Kirchenchor und FZM/Jugendclub aus Kronenburg – aufgebaut. Man sei an den „Kapazitätsgrenzen angekommen“, ist Kutsch überzeugt.

Der Burgort war festlich dekoriert.

Die Sieben Einhörner“ spielten vier Stunden lang – Glühweinpausen inklusive.

Um die Besuchermassen halbwegs im historischen Burgort oberhalb der Kyll zu verteilen und so die Ruhe der Anwohner im Burgring so gut wie möglich zu schützen, haben sich die Organisatoren zwei Tricks einfallen lassen: Auf dem Parkplatz vor dem Eingangstor ist eine „Fressmeile“ aufgebaut, die in diesem Jahr erstmals mit einem großen Zeltdach über die gesamte Länge überspannt war. Im Burgort selbst gab es so nur wärmende Getränke an den Verkaufsständen. Ebenfalls dem Zweck dient die „CMAP“-Party, die „Christmas Market After Show“ im Haus des Gastes unterhalb des Burgortes, wo am Samstagabend ab 21 Uhr getanzt werden konnte.

In den alten Gassen oberhalb war – für die Veranstalter besonders erfreulich – auch das Engagement der Anwohner groß. Einige hatten ihre private Garage als zusätzliche Fläche für die Aussteller geöffnet. Erstmals leuchtete auch ein großer Weihnachtsbaum auf dem Marktplatz vor der Zehntscheune im Kerzenglanz, geschmückt mit Geschenken, die Kinder der Grundschule Dahlem gebastelt hatten.

Michaela Looso aus Bitburg kochte Weihnachtsmarkt-Punsch im großen Kessel über dem offenen Feuer: „Das gibt die ganz besondere Würze!“

Hier spielten „Die Sieben Einhörner“ aus Birgel  an der Oberen Kyll weihnachtliche Klänge – vier Stunden lang am Samstagabend. Nötige Pausen mit Glühwein zur Stärkung inklusive, hieß es der Ordnung halber. Oder mit „Weihnachtmarkt-Punsch“ von Michaela und Lothar Looso aus Bitburg: „Da sind Fruchtsäfte von Äpfeln, Trauben, Orangen, Zitrone , Ananas und Gewürze drin. Die richtige Würze besorgt aber das offene Feuer unter dem Kessel. Das schmeckt anders als Zuhause aus dem Topf auf dem Herd“, versprach Michaela Looso.

Fred (vorne) und Florian Lindt aus Ettelscheid fütterten mit ihrem Vater René die Esel auf dem Reifferscheider Weihnachtsmarkt.

19 Kilometer entfernt war zeitgleich in einem anderen Burgort der Weihnachtsmarkt ebenfalls gut gefüllt. „Wir rechnen mit an die 3000 Besuchern“, so Paul-Josef Schmülling von der Ortsgruppe Reifferscheid des Eifelvereins, die den Budenzauber traditionell ausrichtet. „Und wir bleiben auch im oberen Teil des Burgrings. Natürlich könnten wir vergrößern, aber das würde den Markt auseinander reißen“, so Schmülling zur bewussten Selbstbeschränkung.

Zurück an dem Ort, an dem sie geheiratet haben: das junge Ehepaar Julia und Wladimir Sterz aus Aachen auf dem Reifferscheider Weihnachtsmarkt.

Auch in diesem Jahr hörten die Besucher hier ungewohnte Klänge: Die Alphornbläser aus dem rheinland-pfälzischen Büdesheim spielen schon seit einigen Jahren auf dem Reifferscheider Weihnachtsmarkt auf. Dazu gab es kleine Konzerte der Musikvereine aus Reifferscheid und Manscheid. Die 39 Aussteller in ihren Buden zwischen Vorburg und hoch hinauf bis unter den mit einem großen leuchtenden Stern bekrönten  Burgfried kommen traditionell aus den Orten drum herum wie Wolfert oder Hecken.

Zwei aus Aachen staunten über so viel vorweihnachtlichen Zauber. Julia und Wladimir Sterz waren  zum ersten Mal auf dem Reifferscheider Weihnachtsmarkt, doch nicht zum ersten Mal im Burgort selbst: „Im Standesamt in der Vorburg haben wir 2016 geheiratet“, strahlte Julia.  Und jetzt wollten die beiden, Hand in Hand, einmal die ganz besondere Romantik des Ortes erleben, an dem ihr Glück besiegelt wurde.  So schön und kitschig kann der Weihnachtsmarkt im Südkreis sein – aber wahr.

Titelbild: Kakus Vocale beim Weihnachtsmarkt an der Kakushöhle.