Freizeitsportmöglichkeiten gibt es in der Eifel viele. Wie wäre es mit Fliegenfischen? Für Stressgeplagte gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, abzuschalten. Die neue Saison hat gerade begonnen.
Blitzschnell ist der azurblaue Pfeil vorbei. „Das war ein Eisvogel. Den können Sie hier schon mal sehen, wenn Sie einfach ruhig im Wasser stehen“. Heinz-Peter Tombers schmunzelt. Er spricht leise. Kein Wort zu viel, denn auch das könnte die Äschen und Bachforellen stören. Tombers und Wolfgang Schulz sind hier in der Kyll bei Niederbettingen in ihrem Element. Die Kyll ist eines der besten deutschen Gewässer für Fliegenfischer, und der 1. ASV Hillesheim 1977 e.V. hat neun Kilometer zwischen Krumpsmühle und dem ehemaligen Bahnhof Bewingen gepachtet.

Auch, damit die 28 Aktiven oder die Gäste mit ihrem Tagesschein einen Eisvogel sehen können. Doch eigentlich geht es ums Fischen mit künstlichen Ködern, den „Fliegen“ und „Nymphen“, von denen manche Fliegenfischer mehrere tausend Stück  haben. „Man bindet sie oft im Winter. Das ist eine ideale Winterentspannung“, so Heinz-Peter Tombers.

Entspannung, Abschalten: Wer Fliegenfischer ist, der sucht genau das. Er hat Freude daran, in der Natur zu sein, den Fisch mit dem Köder zu überlisten. Dafür braucht es natürlich eine schwimmfähige, fängige „Fliege“ am Haken. Sie muss so gekonnt mit der Wurfschnur auf der Wasseroberfläche aufgesetzt werden, dass sie wie natürlich auf den Fisch zutreibt, der sie als Beute identifiziert und seinem Jagdtrieb folgt.

„Wenn ich Fliegenfischen gehe, vergesse ich alles um mich herum. Ich bin total relaxed“

Das funktioniert nicht mit Hektik oder „wenn ich vor lauter Grübelei durchs Wasser stolpere“, meint Wolfgang Schulz. „Wenn ich Fliegenfischen gehe, vergesse ich alles um mich herum. Ich bin total relaxed“, bestätigt auch Stephan Irmen.  Er ist selbstständiger Küchenmonteur. Ein „Zehn-Stunden-Job“, da kommt ihm dieses Hobby gerade recht.

Wer vom Ufer oder in der Kyll eine Äsche oder Bachforelle fangen will, der ist eben gut beraten, alles zu vermeiden, was eine Scheuchwirkung auf die Bachbewohner haben könnte: Gedeckte Kleidung, möglichst keine Gespräche, langsame und konzentrierte Bewegungen – und ein wacher Blick: Schulz wie Tombers, beides alte Fliegenfischer-Hasen, wissen natürlich intuitiv, wo ein möglicher Fang in der Kyll stehen könnte. Überhängende Büsche oder Gehölze, unter ihrem Schutz verstecken sich Forellen genauso im Wasser wie im Kehrwasser hinter Bachschnellen oder hinter großen Steinen auf dem Bachgrund.

Mit einem großen Schwung wirft Heinz-Peter Tombers die Wurfschnur mit dem Vorfach aus. Es dauert keine Minute, da spürt er den Zug an der Rute. Die Bachforelle, die er aus der Kyll entnimmt, zappelt um ihr Leben. Sie ist an die 15 Zentimeter groß. Und damit zehn Zentimeter zu klein für die erlaubte Entnahmegröße. Tombers befreit den Fisch behutsam vom widerhakenlosen Haken, der sich im Horn der Lippe des Fischmauls verfangen hat und setzt die Forelle wieder in die Kyll ein. „Dieser Haken fügt der Forelle keine Schmerzen zu. Sie könnte sich wahrscheinlich sogar selbst befreien“.

Tombers wirkt nicht enttäuscht. Es kommen andere Tage. Bei Dämmerung oder Frühmorgens, aber auch bei Regenwetter stehen die Forellen in der Kyll besonders gut.

INFO:
1. ASV Hillesheim 1977 e.V.
Der Verein bietet kostengünstige Schnupper- und Wurfkurse an.
Weitere Adressen:
Fliegenfischen an der Kyll (Obere Kyll): Tourist Information Stadtkyll
Fliegenfischen an der Urft und Olef (u.a.): Fischereiverein Gemünd, Ansprechpartner direkt in Urft
Fliegenfischen an der Rur: Kreisfischereiverein Düren
Sowie zahlreiche örtliche Fischereigenossenschaften und –Vereine.

Ausrüstung für Fliegenfischer:
Rute, Stiefel, Wurfschnur, Vorfachschnur, Rolle. Kosten: ab 350 €. „Fliegen“: ca. 2 €/Stück

Titelbild: Heinz-Peter Tombers (links) und Wolfgang Schulz beim Fliegenfischen in der Kyll bei Niederbettingen. Für die beiden das ideale Hobby um vom Alltag abzuschalten.