Kunos, Heidi und ein Schloss

Malberg in der Kyllburger Waldeifel ist bekannt durch das von Johann Werner von Veyder in den 1710er Jahren erbaute barocke „Neue Haus“ auf einem Bergsporn über einer Kyllbiegung. Das gleichnamige Dorf unterhalb des Schlossbergs hingegen ist vergleichsweise unscheinbar. Wie ging und geht das zusammen?

„Wir waren immer die da unten, und auf dem Schloss, die da oben.“ Friedel Hargarten, zwischen 1984 und 1994, dann wieder von 1999 bis 2009 Ortsbürgermeister von Malberg lacht. Der gebürtige Malberger weiß, dass sein Heimatdorf ohne das Schloss über den Dächern der kleinen Häuser in den engen Gassen nur eines von vielen wäre. Dem Schloss verdankt Malberg vieles. Und heute?

Friedel Hargarten (links), Alt-Ortsbürgermeister und Marius Thiel, Beigeordneter der Gemeinde Malberg.

Mit ihm und Marius Thiel, Beigeordneter der Gemeinde Malberg, geht es gerade die – wie viele Gassen im Dorf – steile Gasse An der Alten Kirche hinab ins kleine Ortszentrum. An die 570 Einwohnet, darunter 70 Kinder unter 14 Jahren. hat Malberg heute. Fast doppelt so viele waren es noch vor rund 50 Jahren. Ein aussterbendes Dorf? Thiel sieht das nicht so: „Seit ein, zwei Jahren stagnieren, beziehungsweise steigen die Einwohnerzahlen leicht.“ Doch von den zehn Einzelhandelsgeschäften und zehn Gaststätten, an die sich Friedel Hargarten erinnert, ist heute so gut wie nichts geblieben. Bis Corona kam gab es wenigstens noch einmal im Monat einen „Kneipenabend“ in der Dorfhalle. Und das auch nur deshalb, weil das Angebot Teil der Maßnahmen des Malberger „Zukunfts-Check Dorf“ ist, ein Förderprogramm des Landkreises Bitburg-Prüm.

Malberg ist aber auch das etwas andere Dorf. „Es gab hier zum Beispiel nur einen einzigen Haupterwerbslandwirt, der hatte acht bis zehn Kühe. Die Anderen hielten Ziegen im Stall am Haus, oder hier, wo es noch nicht mal dafür den Platz gab, im Keller.“ Friedel Hargarten deutet auf die enge Reihenbebauung der Gasse Am Neidenbach. Gegenüber dem in der Ortslage teilweise freigelegten Dorfbach, der in die Kyll unterhalb mündet, ist eine enge Reihenbebauung am Schlossberg angebaut, teilweise stamm sie noch aus dem 19. Jahrhundert.

Die alte Kyllbrücke, früher die einzige Straßenverbindung zwischen Kyllburg und Malberg.

Wiesen, Weiden und Felder – dafür war rund um Malberg nie der Platz. Bis auf einen schmalen Wiesenstreifen an der Flussbiegung ragen die steilen Hänge der Waldeifel schnell in die Höhe. Die Malberger waren daher keine Bauern, sondern Facharbeiter, Lohnarbeiter, die außerhalb ihres Dorfes Arbeit finden mussten. Mit dem 1749 von Schlossherr Franz Moritz von Veyder begründeten Eisenhüttenwerk am Kyllufer änderte sich das für fast 120 Jahre. Die Hütte stellte 1864 den Betrieb ein. Von 1912 bis 1989 führten verschiedene Inhaber, zuletzt die Eifelwerke Heinrich Stein  die Hütte weiter, die heute in Privatbesitz ist. Die einstige Lehrwerkstatt dient mittlerweile als Dorfhalle.

Hopfenanbau, auch der Versuch, über die Anlage von Obstbaumwiesen Einnahmen zu generieren, waren Anfang des 20. Jahrhunderts alles in allem eine Episode. Heute, so Marius Thiel, „pendeln die Malberger zu den Arbeitsplätzen nach Bitburg, Wittlich oder Luxemburg“.

Szene unterhalb der alten Kirche. Das Ritter-Kuno-Denkmal (oben rechts) erinnert an den Raubritter aus dem 12. Jahrhundert, der nach einem Paulus-Erlebnis ins Kloster Himmerod eintrat. Im einstigen „Herrengarten“ am Fuß des Schlossbergs wurde einst Hopfen angebaut. Einige der Häuser der Reihenbebauung an der Tellstraße haben noch schmale Fenster im Dachgeschoss. Auf dem Dachboden wurde der Hopfen für die Schlossbrauerei getrocknet.

Malberg hatte eben schon immer nur begrenzte Möglichkeiten, aus eigener Kraft zu wachsen. Heute ist der Leerstand in den alten Gassen merklich, schöne alte Bausubstanz allerdings ist nach wie vor gefragt, und wird etwa wie in der Alten Schule am Kirchplatz zu Ferienwohnungen umgebaut. Und natürlich sorgen die Malberger selbst dafür, dass es schön ist. Es gibt kleine idyllische Winkel und Ecken zu entdecken, an sieben Häusern sind noch historische Doppeltüren erhalten, am Platz zwischen Schleifstraße und Am Neidenbach wurde das „Ritter Kuno Denkmal“ errichtet, das an eine Sage rund um den bekanntesten Malberger Burgherren erinnert (siehe EXTRA).

Die erste Quirinus-Kirche von Malberg (links), die 1316 das erste Mal erwähnt wurde, stand an dieser Stelle. 1755 wurde sie neu erbaut, ist heute profaniert und ein Kunstatelier. Blick vom „Runden Garten“ auf das 1749 von Schlossherr Franz Moritz von Veyder begründete Eisenhüttenwerk am Kyllufer. Es wurde zuletzt als Eifelwerke Heinrich Stein bis zur endgültigen Schließung 1989 weitergeführt.

Neubauplätze sind wegen der Topografie aber Mangelware: „Wir haben acht Grundstücke, von denen vier bebaut sind, vier aber auch schon länger nicht“, so Marius Thiel. Malberg, dessen „Schloss“-Tourismus durchaus merklich ist, hat mit seiner abgeschiedenen Lage nichts vom Neubauboom andernorts in der Eifel zu tun.

Dabei hat der Ort durchaus Interessantes auch außerhalb der Schlossmauern zu bieten. Etwa drei Kirchen. 1316 wurde eine Kapelle zu Malberg erstmals urkundlich erwähnt, die 1570 als renoviert verzeichnet ist. Das kleine Gotteshaus sei 1621 wieder baufällig gewesen und wurde 1755 neu erbaut. Kirche Nummer 2 ist die Schlosskirche, die aufgrund der stark wachsenden Malberger Bevölkerung von Schlossherr von Veyder 1826 vergrößert wurde. Die alte Quirinus-Kapelle wurde daraufhin profaniert, steht seit 1987 unter Denkmalschutz und ist seit 2014 in Privatbesitz. Sie wird heute als Kunstatelier genutzt. Kirche Nummer 3 ist schließlich die 1906 erbaute Pfarrkirche, die ebenfalls St. Quirinus geweiht ist.

Fast schon klassizistisch reduziert ist die „Gartenseite“ von Schloss Malberg. Der Anblick des „Neuen Hauses“ auf dem Bergsporn verfehlt seine Wirkung nicht, wenn man von Kyllburg aus die Kyllbiegung entlangfährt.
Heidi Rink

 Das Gotteshaus wirkt heute überdimensioniert, doch noch vor rund 50 Jahren, war es gerade groß genug. Die damals tausendste Malbergerin führt heute den Dorfladen an der Ecke Tellstraße/Schlossstraße. „Bei Heidi“ (Rink) ist wie bei ihrer Mutter „bei Leni“ nicht nur der einzige – kleine – Lebensmittelladen in Malberg. Hier, wo Heidi täglich Brot, Brötchen und Kuchen backt, ist auch das Kommunikationszentrum von Malberg. Es habe für sie als Rekord-Malbergerin damals ja sogar „eine Wolldecke und eine Urkunde“ von der Gemeinde gegeben, schmunzelt die Einzelhändlerin.

Und dann erzählt sie, wie das damals war, als sie als eine der wenigen „von denen da unten“ jeden Morgen die Brötchen ins Hotel, das Schlossherrin Maria Schmitz-Malberg ab 1931 bis 1986 führte, also zu denen „da oben“ brachte. Ins Schloss hinein durften ansonsten nur Angestellte wie die Köche oder die drei Zimmerdamen. Bis auf den Schlossplatz schafften es immerhin die Klapperkinder zwischen Karfreitag und Karsamstag, erinnert sich Alt-Bürgermeister Friedel Hargarten, der als Kind dabei war.

Besuchergruppe im Innenhof zwischen „altem“ und „Neuem Haus“.

Ansonsten aber galt: „Das Schloss war zu“, so Inge Solchenbach, Vorsitzende des 1996 gegründeten Fördervereins Schloss Malberg. Es war zum „ersten Hide-Away der Eifel“, so ihre Einschätzung, für den rheinischen Adel geworden. Doch das feudale Ambiente in den 21 Zimmern hatte auch seine Nachteile: Gemeinschaftsbad und Gemeinschafts-WC – das mochte noch bis in die umsatzstarken 1960er Jahre genügen, und noch 1981 beherbergte das Schloss Malberg immerhin 481 Gäste mit 2909 Übernachtungen.

Renate Kappes ist seit 23 Jahren Schlossführerin in Malberg.

Doch dann war der niedrige mögliche Standard im historischen Gemäuer aus der Zeit gefallen. Der Hotelbetrieb wurde 1986 eingestellt, das Schloss 1990 an die damalige Verbandsgemeinde Kyllburg, seit 2015 fusioniert zur Verbandsgemeinde Bitburger Land, bei einer Versteigerung verkauft. Die letzte Schlossbesitzerin Elisabeth Schmitz-Malberg lebte da schon längst in der ehemaligen „Brauerei“ im Bereich der einstigen mittelalterlichen Niederburg auf dem Bergsporn über Malberg. Sie starb 97-jährig 2016, zwei Jahre später ihr Sohn. Die letzte der verwinkelten verschiedenen Besitzerfamilien, einst ein Ritter, dann feudal, schließlich bürgerlich, war ausgestorben.

Doch weiter im Dorf unter dem Gemäuer. Die Tellstraße ortauswärts wird jetzt das einstige „Hopfenhaus“ am zum Schloss gehörenden „Herrengarten“ passiert, wo Marius Thiel den „Urklon des Bitburger Siegelhopfens“ ausgemacht hat. Ist das vielleicht nur Wunschgedanke, erinnern schmale Fenster im Dachgeschoss der Reihenbebauung gegenüber daran, dass hier noch Anfang des 20. Jahrhunderts der Hopfen für die Schlossbrauerei auf dem Dachboden getrocknet wurde.

Ob aus dem alten Häuschen das Vereinsheim für die Malberger Vereine, von der Feuerwehr über den Verein Dorfleben e.V., den Theaterverein bis zu den zwei Schützenvereinen werden kann, ist noch offen und hängt an den künftigen Nutzungsplänen für das Schloss insgesamt.

Der „Eiserne Garten“, benannt nach dem einfriedenden Staketenzaun zum Schlossaufgang, ist ein in der Anlage echter Barockgarten mit einzelnen Abteilunge. Die Aufteilung wurde rekonstruiert.

Am Kyllufer angekommen macht Marius Thiel die alte Brücke über den Fluss Sorgen. Sie musste nach dem Julihochwasser 2021 saniert werden, neue Fundamente für die Stützpfeiler waren nötig. Weitere aufwändige Ausbesserungsarbeiten stehen noch an. Finanziert wird das aus dem Wiederaufbaufonds des Landes Rheinland-Pfalz wie auch die Beseitigung von Straßenschäden oder an der Dorfhalle am Kyllufer, die überflutet wurde. An die 430.000 Euro sind alleine für die Halle aufgerufen.

Das „Neue Haus“ mit der Balustrade des Schlosshofes.

Über die Kyll geht es schließlich in den Wald hinein und zum Tellplatz. Pfingsten 1922 spielte die „Eifeler Volksbühne in Malberg bei Kyllburg“ das Drama „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller hier auf einer Freilichtbühne. Zuschauertribünen waren auf den Wiesen am Kyllufer gegenüber aufgebaut. Es gab 43 Aufführungen zwischen 1922 und 1929 mit über 100.000 Zuschauern, die mit Sonderzügen nach Malberg kamen und den Ort bekannt machten. 100 Jahre später wurde die Aufführung wiederholt. Dieses Mal von der unter Franz Moritz von Veyder, dem Erben des Bauherren, 1730 erbauten Freitreppe zum 900 Quadratmeter großen „Runden Garten“ an der Kyllseite des „Neuen Hauses“, dem barocken Haupthaus von Schloss Malberg.

„Eich sein ne Malberger Kuno“, begrüßt Schlossführerin Renate Kappes wenig später den Besucher. Die Selbstbezeichnung bezieht sich auf Ritter Kuno von Malberg, der von 1110-1180 gelebt haben soll, mutmaßlich in der mittelalterlichen Vorläuferburg auf dem Bergsporn, und der ein rechter Raubritter war. Zur Eindämmung der Umtriebe, eigentlich aber um seinen Herrschaftsbereich zu sichern, ließ der Trierer Erzbischof Dietrich von Wied 1239 die Burg Kyllburg errichten, dessen Wächter ein „Schmino“ war. „Seitdem sind wir Mallberger die Kunos, die Kyllburger die Schminos“, so Altbürgermeister Friedel Hargarten.

Das „Alte Haus“ war mutmaßlich einst der Pallas der mittelalterlichen Oberburg von Malberg. Der markante „Uhrenturm“ mit dem eingesetzten Schrägfenster könnte astronomischen Beobachtungen gedient haben.

Mit Schlossführerin Renate Kappes, die das Ehrenamt seit 23 Jahren hat, geht es nun vorbei am nach dem einfriedenden Staketenzaun benannten barocken „Eisernen Garten“ – unverstellter Blick von der Außenmauer in die Waldeifel an der Kyll – an der einstigen „Brauerei“ vorbei, durch das „Obere Tor“ auf den Schlossplatz. Im Rücken hat der Besucher jetzt das „Alte Haus“ mit dem markanten schlanken „Uhrenturm“, aus dessen versetzt eingebautem Dachfenster man vielleicht einst auch astronomische Beobachtungen des nächtlichen Sternenhimmels über der Waldeifel machen konnte.

Das „Alte Haus“, der Pallas der mittelalterlichen Oberburg, ist heute für die Öffentlichkeit gesperrt. Er wurde statisch gesichert und hat ein neues Dach. Ein verbindender „Arkadenbau“, einst waren hier unter anderem die Stallungen untergebracht, soll hingegen zu Ferienwohnungen ausgebaut werden, so die derzeitigen Planungen der Verbandsgemeinde Bitburger Land.

Vor allen Dingen aber fällt der Blick jetzt sofort auf die prachtvolle Barockarchitektur des „Neuen Hauses“, von 1708 bis 1715 vom italienischen Baumeister Matteo Alberti im Auftrag des neuen Schlossherren Johann Werner von Veyder erbaut. Die fast schon klassizistisch reduzierte Kylltalseite des Gebäudes macht klar, was Sinn der Baumaßnahme war: Von Veyder, kurz zuvor zum Weihbischof im Erzbistum Köln gewählt, brauchte eine ihn nobilitierende standesgemäße „Adresse“.

Dafür ließ er ins kleine Eifeldorf an der Kyll den damaligen Stararchitekten Alberti kommen wie den bekannten Stuckateur Wilhelm Meyer aus Köln. Gemälde zur Ausstattung wurden in Auftrag gegeben. Der „Gartensaal“ im Erdgeschoss erhielt umlaufende wertvolle Vertäfelungen mit Marketerien aus Rosenholz und dunklen Wurzelhölzern.

Das „Musikzimmer“ im ersten Obergeschoss des „Neuen Hauses“.

Das wertvollste Inventar von Schloss Malberg befindet sich im oberen „Musikzimmer“. Franz Moritz von Veyder, Erbe des Bauherren von Schloss Malberg, sorgte um1760 für die Vollendung des „Neuen Hauses“. Er ließ auch die barocke Freitreppe zum „Runden Garten“ errichten. Im oberen Schlossaal ließ er bemalte Leinenwandbehänge anbringen, die in ihrer Stofflichkeit wie Tapisserien wirken. Sie zeigen Jagdszenen und Motive des höfischen Lebens – allerlei Freizeitvergnügungen, ganz im Stil der Zeit.

Hergestellt wurden sie durch die auch von Goethe gerühmte Frankfurter Manufaktur von Johann Andreas Nothnagel. Erhaltene Arbeiten von ihm sind in dieser Größe äußerst selten und machen wie auch die barocken Figuren aus der Werkstatt von Ferdinand Tietz auf den Balustraden zum „Runden Garten“, die Originale befinden sich in der Schlosskapelle, Schoss Malberg zum „Barockjuwel in der Südeifel“, wie der Titel eines vom Förderverein herausgegebenen Buches über Schloss, seine Erbauer und Besitzer lautet.

Die wertvollen barocken Leinwandbemalungen im „Musikzimmer“ zeigen höfische Szenen des Lustwandelns, der Galanterie und der Jagd, wie es damals beim Adel üblich war. Die Unikate wurden von der US Armee bei der Befreiung Malbergs inventarisiert. Marketerien in den Laibungen der Fenster des „Gartensaals“ im Erdgeschoss (rechts unten).

Inge Solchenbach, Vorsitzende des Fördervereins Schloss Malberg, mit dem alten großen Bartschlüssel zum „Gartensaal“.

Doch wie sieht die Zukunft des Schlosses aus, neben der offenbar beabsichtigten Mischnutzung? Schon 2016 waren für erste Sanierungsarbeiten wie die Sicherung des Treppenhauses mit schweren Stahlträgern, die Erneuerung der Decke im Arkadenbau und weitere wichtige Maßnahmen an die 485.00 Euro investiert worden, von denen die Verbandsgemeinde Bitburger Land zehn Prozent Eigenanteil übernehmen muss.  Geplant ist, so Inge Solchenbach, Vorsitzende des Fördervereins, zum Beispiel ein neues Bistrot im Arkadenbau.

„Je nach Budgetlage“ soll 2025 die Sanierung des „Brauhauses“ begonnen werden. Ein Gärtner kümmert sich mittlerweile um die beiden Barockgärten. Und natürlich will sie das ehrgeizige Kunst- und Kulturprogramm auf Schloss Malberg fortführen. Platz ist in den beiden Sälen und in der Schlosskapelle ja genug. Zudem ist das Schloss Standesamt der Verbandsgemeinde Bitburger Land und könnte auch für private Feiern vermietet werden.

Finanziert werden die nötigen Sanierungen bisher aus 160.000 Euro jährlichen Landesmitteln an die Verbandsgemeinde, der Förderverein hat etwa für Gemälderestaurierungen ein Jahresbudget von 20.000 Euro, die Stiftung Schloss Malberg als bisher nicht genutzte Reserve eine halbe Million Euro. Weitere Einnahmen kommen aus Eintrittsgeldern, auch für die Schlossführungen mit „Kuno“ Renate Kappes.

Die auf dem Dachboden entdeckte und restaurierte barocke „Luxemburger Madonna“ und ein zeitgenössisches Porträt des Schlosserbauers Johann Werner von Veyder.

„Unser Ziel ist, dass Schloss Malberg öffentlich zugänglich bleibt“, so Inge Solchenbach entschieden. Die Zeit derer „da oben“ und derer „da unten“ soll ein für allemal vorbei sein. Bisher hat sich schließlich kein ernsthafter Kaufinteressent für Malbergs Alleinstellungsmerkmal gefunden.

Es verdankt sich der Eitelkeit eines Emporkömmlings in der katholischen Kirche, denn Johann Werner von Veyder hielt die damals mehr oder weniger heruntergekommene Doppel-Burgruine über Malberg für wenig repräsentabel. Heute denkt man: zum Glück.

Der „Tellplatz“ am Kyllufer. Am jenseitigen Ufer waren in den 1920er Jahren Tribünen aufgebaut. Zehntausende besuchten die Theateraufführungen und machten Malberg bekannt. 2022 fand eine Wideraufnahme im „Runden Garten“ von Schloss Malberg statt.

INFO: Der Förderverein Schloss Malberg hat 2021 eine erste Gesamtdarstellung zu Schloss Malberg vorgelegt, die schon jetzt als Standardwerk gelten kann: Schloss Malberg – Das Barockjuwel in der Südeifel. Herausgegeben vom Förderverein Schloss Malberg e.V., 238 Seiten, reich bebildert. 20 Euro. ISBN978-3-00-068717-4
Internetseite: www.schloss-malberg.de

Wer war „Kuno von Malberg?
In den Urkunden der Trierer Erzbischöfe des 12. Jahrhunderts ist in der Zeit von 1140-1174 ein Kuno, der in den Urkunden auch „magnus“ (der Große) heißt, nachgewiesen. Er könnte um 1110 geboren sein, am 2. Kreuzzug 1147-1149 teilgenommen haben und gegen 1175 im Alter von circa 65 Jahren in das Kloster Himmerod eingetreten und dort bald gestorben sein. Die wesentliche Quelle dafür sind die Schriften des Caesarius von Heisterbach, der von 1180-1240 im Kloster Heisterbach im Siebengebirge bei Bonn sein Hauptwerk, eine Art geistliche Anekdotensammlung aufschrieb. Kloster Heisterbach war eine neue Gründung von Kloster Himmerod, daher konnte er die Anekdoten aus dem Leben Kunos kennen, aus denen sich spätere Ritter-Kuno-Sagen entwickelten.

In Malberg ist ein Denkmal am Platz Schleifergasse/Am Neidenbach aufgestellt, das an eine der bekanntesten erinnert. Demnach zweifelte Kuno, ob ihm ein gottgerechtes Leben möglich sei. Doch er ließ sich nach einem Paulus-Erlebnis bekehren. Die Inschrift auf den zwei bis auf einen Spalt gegeneinander gestellten Eisenplatten, in die auch die Konturen eines mittelalterlichen Ritters in voller Rüstung auf seinem Pferd eingebrannt ist, lautet „Eh’r geht mein Ross durch diese Eiche,/ als dass von meinem Weg ich weiche./ Da fährt ein Blitz aus heitrem Himmel/ und durch die Eiche saust der Schimmel“. Heute kann man durch den Spalt den Hügel hinauf den Aussichtspunkt „Ritter-Kuno-Platz“ sehen und eine alte, gespaltene Eiche.

Titelbild: Schloss Malberg und der Ort Malberg im Kylltal. Über Jahrhunderte gab es kaum einen Austausch zwischen denen „da oben“ und den „da unten“ im Dorf. Seitdem das Schloss in öffentlichem Besitz ist, werden die alten Gemäuer nach erfolgter Grundsicherung und Sanierung nach und nach geöffnet. Es gibt Schlossführungen, eine kleine Gastronomie und eine lesenswerte Dokumentation zur Schlossgeschichte. Fotos: Eifelschreiber