67 Jahre dauerte es bis die bekannte Reisezeitschriftenreihe „Merian – Die Lust am Reisen“ sich wieder der Eifel gewidmet hat. Die 130-seitige Übersicht mit vielen Urlaubs- und Freizeittips ist vor wenigen Tagen im Hamburger Jahreszeiten Verlag erschienen.
Die Eifel erlebe gerade einen „Run wie bisher noch nie in ihrer Geschichte“, meint Chefredakteur Hansjörg Falz im Editorial der neuesten Ausgabe der bekannten Reisezeitschrift „Merian – die Lust am Reisen“, die sich zum ersten Mal seit 1954 wieder der Großregion widmet. Das ist mit Blick auf die rasant gestiegenen Zahlen der Wanderfreunde und Radwanderenthusiasten im Mittelgebirge zwischen Aachen, Bonn, Koblenz und Trier im „ersten Coronajahr“ 2020 nicht übertrieben.
Zudem, so Falz, sei die Region zunehmend aufgrund günstiger Bodenpreise und vieler Leerstände ein viel nachgefragtes weil preisgünstiges Gebiet für Immobilienverkäufer und Bauwillige. Wer wollte dem etwa im Südteil des Kreises Euskirchen ernsthaft widersprechen.








Eifelansichten (von oben nach unten, v links n. rechts): Blankenheim, Manderscheider Doppelburgen im Morgenlicht, Auf dem „Teufelspfad“, Rapsfelder bei Marmagen, Irreler Wasserfälle, Blick von der Scheuerdell auf Weidingen und das Bitburger Gutland, Blick vom Krufter Ofen, oberhalb des Laacher Sees, St. Leodegar in Niederehe.
Dass so nach einer 67-jährigen Pause ausgerechnet eine Pandemie Motiv für die Widmung von 129 gut sortieren Reisetipps, Features und touristischen „Highlights“ der Region wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Die Region ist eben ein Reiseziel, das selbst unter Lockdown-Bedingungen erreichbar ist. Vor allem aber ist das nicht ganz richtig erkannt.
Denn mit der anhaltenden – derzeit verstärkten – Stadtflucht ist die Region schon länger attraktiv geworden. Als innerdeutsche Reiselandschaft rangiert die Eifel schon seit einigen Jahren unter den Top-5.
Ein Reisemagazin will nicht problematisieren, sondern unterhalten und im besten Fall Menschen eine reizvolle Region, die sie noch nicht oder nur wenig kennen, näherbringen. So gesehen bietet der neue „Merian“-Eifel nicht viel Neues, eher aktuelle Updates, aber mit guten Fotos attraktiv verpackt und durchaus kenntnisreich beschrieben.

Da wird die Eifel als Wanderparadies ausführlich gewürdigt, oder als Land der Maare und Vulkane vorgestellt, der Nürburgring, natürlich meint das hier die „Grüne Hölle“ (Jackie Stewart) der „Nordschleife“, darf nicht fehlen. Eine der mutmaßlich schönsten Burgen Deutschlands, Burg Eltz in der Nähe von Mayen, wird mit dem Hausherrn Graf Eltz besichtigt, der hier auch zeitweise lebt. Das Städtchen Hillesheim als „Deutschlands Krimihauptstadt“ findet ebenso Platz oder die „Eifel-Kulinarik“ zwischen Gin aus der Manufaktur, Ziegenkäse vom Biohof und Sterne-Restaurant.
„Die Eifel amüsiert und überrascht mich bis heute“
Beiträge widmen sich etwa der „Bruder Klaus-Kapelle“ oberhalb von Wachendorf oder der Urfttalsperre, einst die größte ihrer Art in Europa, dem Weinbau an der Ahr oder dem Hopfenanbaugebiet beim kleinen Holsthum in der Südeifel. Hier bezieht die Bitburger Brauerei, eines der bekanntesten Industrieunternehmen der Großregion, von einem Vertragslandwirt einen Großteil der Brauzutat für ihre Bierspezialitäten. In Interviews kommen zwei Promis aus Hümmel zu Wort: Natur- und Tierfilmer Andreas Kieling und Baumflüsterer und Förster Peter Wohhlleben.
„Die Eifel amüsiert und überrascht mich bis heute“, gesteht Marie Reiners, Erfinderin der beliebten ARD-Serie „Mord mit Aussicht“, die bekanntlich auch in Kommern und in Kallmuth gedreht wurde. Die erstaunlichste Erkenntnis – und Warnung – aber kommt von einem Nicht-Eifeler, der hier schon lange lebt: dem gebürtigen Euskirchener Ralf Kramp, Verleger und Krimautor in Hillesheim. Er meint: „Wer kommt, um den Eifeler zu belehren, der beißt sich garantiert die Zähne aus, wer kommt, um von ihm zu lernen, der gewinnt einen Freund fürs Leben.“
Wenn das keine Werbung für eine besondere Form des „sanften“ Tourismus im Reiseland Eifel ist… (sli)
INFO
„Eifel“ – erschienen in der Reihe „Merian- Die Lust am Reisen“, Jahreszeiten Verlag, Hamburg, 2021, 132 Seiten, 9,90 Euro. Erhältlich im Zeitschriftenhandel.
Titelbild: Blick vom Aussichtsturm „Landesblick“ auf das Meerfelder Maar