A1-Lückenschluss: Start im Frühjahr

Eine Baustraße wird das Zeichen sein: Mit dem Bau der 1,5 Kilometer langen Trasse beginnt in wenigen Monaten der Teillückenschluss der A1 zwischen Kelberg und Adenau. Darauf haben Anwohner, Gewerbebetriebe, Kommunal- und Regionalpolitiker, auch viele Eifel-Urlauber seit Jahrzehnten gewartet. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder erklärte am 8. Dezember in Dreis-Brück das 317 Millionen Euro-Projekt.

Zwei Situationen kamen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder am Verkehrskreisel in Dreis-Brück näher als vermutet. Nur wenige Meter von dem Rednerpult unter einem vor dem Eifelregen schützenden Zeltbogen entfernt kreuzten immer wieder beunruhigend nahe LKWs den kleinen Platz auf der Fahrt von oder zur nahen A1-Anschlusstelle Kelberg. So spürte Schnieder fast schon körperlich, was Verkehrsbelastung für die Anwohner im Dorf bedeutet. Anderes war angenehmer:  Dreis- Brücks Ortsbürgermeisterin Edith Löhr-Hoffmann umarmte spontan den zwei Köpfe größeren Minister. „Ich bin heute die glücklichste Bürgermeisterin im ganzen Landkreis!“, so Löhr-Hoffmann. Sie habe „immer daran geglaubt“, dass der A1-Lückenschluss komme. Nun ist es so weit.

Zufriedenheit bei allen Beteiligten, dass es beim A1-Teillückenschluss endlich losgeht (von links): Thomas Ganz (Autobahn GmbH, Niederlassung Rheinland), Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, Edith Löhr-Hoffmann (Ortsbürgermeisterin Dreis-Brück), Thomas Scheppe (Bürgermeister Verbandsgemeinde Daun), Dr. Michael Güntner (Vorsitzender der Geschäftsführung Autobahn GmbH des Bundes) und Atanasios Mpasios (Außenstellenleiter Euskirchen Autobahn GmbH des Bundes). Foto: Stefan Lieser

Denn mit dem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes vom 18. November, das die Planfeststellung für den 10,5 Kilometer langen Teilabschnitt der insgesamt 25 Kilometer langen Lücke und damit den Bau genehmigt, hatte Schnieder die Baufreigabe erteilt. Auch die Finanzierung über den Bundeshaushalt ist mit zusätzlichen drei Milliarden Euro für den Straßenbau in Deutschland gesichert.

317 Millionen Euro werden so für die Schließung des südlichsten Teilabschnitts investiert werden. Insgesamt werde das Jahrzehntprojekt inklusive der beiden nördlicheren Bauabschnitte bis zum derzeitigen Autobahnende bei Blankenheim in Nordrhein-Westfalen nach derzeitigem Stand 1,14 Milliarden Euro kosten, so Schnieder.

Um nun „Tempo“ zu machen, sollen Prozesse auch parallel begonnen werden, etwa mit beschleunigten Verfahren, wo das möglich sei, so Schnieder. „Jetzt heißt es, die Ärmel hochzukrempeln“, betonte auch Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes.

Dr. Michael Güntner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH des Bundes, erläuterte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder die Trassenführung des A1-Teillückenschlusses zwischen Kelberg und Adenau. Foto: Stefan Lieser

Sichtbar soll das schon im kommenden Frühjahr werden. Dann wird eine erste 1,5 Kilometer lange und 15 Meter breite Baustraße vom derzeitigen südlichen A1-Ausbauende bei Kelberg in Richtung Norden gebaut. Man wolle so die Bereiche der nötigen Ausgleichsflächen und der Flächen entsprechend der Auflagen für den Natur- und Artenschutz erreichen und anlegen, so Güntner. Für umzusiedelnde Haselmäuse oder als neues Refugium für den Neuntöter seien „artenreiches Grünland, strukturierte Waldrandstreifen“ und anderes mehr geplant.

Ist dem Schutz und der Kompensation Genüge getan, kann der eigentliche A1-Weiterbau beginnen. Noch benötigte Flächen werde man über das laufende Flurbereinigungsverfahren erhalten, so Güntner.

Zudem werden die Verantwortlichkeiten gebündelt. Die Arbeiten koordinieren wird für die Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH ab sofort die Außenstelle Euskirchen, wie der Außenstellenleiter Athanasis Mpasios auf Anfrage bestätigte. Die bisherige Zweiteilung der Zuständigkeiten für die drei Lückenabschnitte zwischen NRW und Rheinland-Pfalz ist Geschichte.  

Er wird den A1-Lückenschluss koordinieren: Atanasios Mpasios, Außenstellenleiter Euskirchen der Autobahn GmbH. Foto: Stefan Lieser

Zwischen Kelberg und Adenau soll aber nicht nur eine neue Autobahn gebaut werden. Daneben gehe es um 21 Brücken über die 10,5 Kilometer, so Mpasios. Zehn davon sind Talbrücken der Trasse, vier bis fünf Wildbrücken und ein halbes Dutzend Wirtschaftswegebrücken. „Dieser Abschnitt ist sicher der technisch anspruchsvollste“, so Autobahn Gmbh-Chef Güntner. Ab Adenau steht dann ein 9,4 Kilometer langer mittlerer Bauabschnitt bis nach Lommersdorf in NRW auf der Agenda, inklusive einer Brücke über die Ahr. Anschließend der mit sechs Kilometern kürzeste nördliche Abschnitt bis zum derzeitigen A1-Ausbauende bei Blankenheim – inklusive eines Tunnelbaus.

Auf ein Fertigstellungsdatum des seit Jahrzehnten versprochenen Lückenschlusses wollte sich Minister Schnieder trotz Nachfragen nicht festlegen. Und auch ob er wisse, wann es wenigstens für den jetzt beginnenden südlichsten Bauabschnitt „Freie Fahrt“ heiße, gab er keine klare Antwort. Er könne es nicht mehr hören, dass man das zu Lebzeiten wohl nicht mehr erleben werde, wie es oft heiße, so Patrick Schnieder. Er wünsche allen, die so dächten „ein langes Leben“.
 
Schnieder war gegenüber den vom derzeitigen hohen Verkehrsaufkommen geplagten Anwohnern in Dreis-Brück andererseits ehrlich: Mit dem Beginn der so lange ersehnten A1-Baustelle werde sich der Verkehr durch den Ort erst noch erhöhen. Aber: „Wenn der Abschnitt fertig ist, sinkt das Verkehrsaufkommen wahrscheinlich sofort um 50 bis 70 Prozent“.

Titelbild: Das derzeitige südliche Ausbauende der A1 bei Kelberg. Foto: Stefan Lieser