Der Eifelsteig generiert für die touristischen Betriebe und den Einzelhandel der 15 Anliegerkommunen zwischen Aachen-Kornelimünster und Trier pro Jahr mittlerweile bis zu 22,8 Millionen Euro Umsatz und schafft 360 Vollzeitjobs. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Eifel Tourismus GmbH und der Eifelverein vorgelegt haben.
„Das ist ein hervorragendes Ergebnis für die Region“, kommentierte Euskirchens Landrat Markus Ramers in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Eifel Tourismus GmbH die ausgewerteten Zahlen der vom Münchner dwif-Institit im April und Mai 2024 erhobenen Online-Umfrage zu den „Ökonomischen Effekten durch den Eifelsteig“. 377 touristische Betriebe entlang der 313 Kilometer langen Wanderstrecke waren befragt worden, 182 antworteten, eine Rücklaufquote von 60 Prozent. Darunter vor allem Privatanbieter (bis zu zehn Betten oder einer privaten Ferienwohnung) mit 60 Prozent, Betreiber von Hotels (16 Prozent), von Ferienhäusern und Ferienwohnungen oder Pensionen (jeweils neun Prozent), sowie von Jugendherbergen und Campingplätzen.

Die Ergebnisse der ersten Tiefenanalyse dieser Art für ein touristisches Angebot in der Eifel sind für die Auftraggeber, die Eifel Tourismus GmbH (Prüm) und den Eifelverein e.V. (Düren) überraschend und erfreulich. 22,8 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2023 ergeben immerhin einen Durchschnittswert von 72.900 Euro pro jeden der 313 Eifelsteig-Kilometer. Eine deutliche Rendite im Vergleich zu den Einrichtungskosten für den bundeslandübergreifenden Wanderweg vor 15 Jahren. Damals wurden nach den Angaben von Markus Ramers „rund 1500 Euro pro Kilometer“ investiert.
Geld das sich offenbar lohnte. Die laufenden Kosten decken die 15 Anrainerkommunen über einen Gemeinschaftsfonds, in den jährlich 200 Euro pro Kilometer eingezahlt werden: 100 Euro für Marketingmaßnahmen und 100 für die Unterhaltungskosten.
„Der Eifelsteig ist ein absolutes Leuchtturmprojekt“ Dr. Rainer Nolten
Der deutliche Millionenumsatz errechnet sich dabei aus rund 600.000 Wandernden bei 102.000 Übernachtungen entlang des Eifelsteigs. Tageswanderer erwirtschafteten der Studie zufolge 13,2 Millionen Euro, Übernachtungsgäste, die etwa den gesamten Weg am Stück gehen kommen auf rund 9,6 Millionen Euro. Diese Umsatzzahlen waren zugleich die Datengrundlage für die Berechnung des Einkommensbeitrages für die 15 Kommunen entlang des Weges: 10,4 Millionen Euro werden von den dwif-Experten angenommen. Das wiederum sorge für 360 Vollzeitjobs nur durch den Eifelsteig – bei einem angenommenen Jahreseinkommen von 29.000 Euro. Der Eifelsteig, so Markus Ramers, „fördert die wirtschaftliche Entwicklung der Eifel!“. Dr. Ralf Nolten Hauptvorsitzender des Eifelvereins, bestätigte das: „Der Eifelsteig ist ein absolutes Leuchtturmprojekt!“

Sieht man sich die Studienergebnisse unabhängig von der Gesamtbewertung genauer an, sind die Ergebnisse allerdings nicht nur rosig. Als Schwachpunkte werden von den beteiligten Unternehmen auf Basis der Aussagen ihrer Gäste vor allen Dingen zwei Punkte benannt: Die ÖPNV-Versorgung entlang der Etappenorte und das gastronomische Angebot. So haben für 15 Prozent der Betriebe ihre Gäste bemängelt, dass es an Busverbindungen zu anderen Orten mangele. Die „Eifel-Strecke“ der Bahn zwischen Köln und Trier wird immerhin mittelfristig wieder regelmäßig bedient. Noch bis zum 1. November sind mit dem „Eifelsteg Wanderbus“ zumindest an den Wochenenden alle Etappenziele des Fernwanderweges erreichbar.

Zudem fehlt es aus Sicht vieler Wanderer aber auch an der Gastronomie am Zielort wie unterwegs. 22 Prozent der an der Befragung teilnehmenden Betriebe geben diese Kritik ihrer Gäste weiter. Tourismusforscher Karsten Heinsohn, Geschäftsführer der dwif, wollte daraus kein Eifel-Spezifikum machen: „In ganz Deutschland, ob am Timmendorfer Strand oder in Bayern, ist von montags bis mittwochs oft die Gastronomie geschlossen. Das liegt auch am Fachkräftemangel.“
Im Gerolsteiner Land wird als Konsequenz über ein LEADER-Projekt getestet, ob Getränke- und Verpflegungsautomaten in Orten entlang des Eifelsteigs oder an Radwanderwegen ohne gastronomische Angebote angenommen werden. Fällt die Resonanz positiv aus, könne man das Angebot auf den gesamten Eifelsteig ausweiten, so Wolfgang Reh, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH.
Ein weiteres Defizit betrifft die Beherbergungsbetriebe entlang des Eifelsteigs selbst: Auch 15 Jahre nach Eröffnung des Weitwanderweges fehlen offenbar immer noch Hol- und Bringdienste für die Etappenwandernden, oder auch der Gepäcktransport von einem Etappenort zum nächsten. Nur rund ein Viertel der antwortenden Betriebe gaben an, diese Dienstleistungen anzubieten.
Überraschend: Kritik an der eigentlich als mustergültig empfundenen Beschilderung des Weitwanderweges.
Und überraschenderweise wird auch die Beschilderung – das System mit witterungsfesten Entfernungs- und Destinationsangaben auf Alu-Dibond-Tafeln wurde in der weiteren Region erstmals auf dem Rheinsteig umgesetzt und kommt ursprünglich aus dem Oberallgäu-Tourismus – des Wanderweges kritisiert. Sie instand zu halten, ist Aufgabe der Wegepaten des Eifelvereins, die auch die 16 Hauptwanderwege des Vereins und unzählige regionale und örtliche Wanderwege pflegen. Sie nutzen mittlerweile die Tourinfra-App zu Schadensmeldung und Live-Update des Wegezustands. Neben den Wegepaten können auch Bauhöfe oder Förster die App mit relevanten Daten füttern, oder sie abfragen.

Unstrittig ist, dass aus Sicht der an der Online-Befragung teilnehmenden Betriebe der Eifelsteig dem Marketing nützt. 51 Prozent der Betriebe sehen „positive Effekte“. Die große Bekanntheit des Wanderweges habe die Auslastung erhöht, sagen 41 Prozent, zudem sei der eigene Betrieb, ob Gasthof, Hotel, oder Pension, durch das positive Image des Eifelsteigs ebenfalls bekannter und sichtbarer geworden (40 Prozent) und man habe neue Gästegruppen gefunden (38 Prozent).
Das merkt man auch bei der Eifel Tourismus GmbH, wo Eifelsteig-Wandernde einen relevanten Teil der Buchungsanfragen ausmachen. Seit dem vergangenen Jahr werden zusätzlich fünf Pauschalpakete für „Eifelsteig auf kurzen Etappen“ mit zwölf und 13 Kilometern Länge angeboten, so Wolfgang Reh. „Normale“ Eifelsteig-Etappen sind mehr als 20 Kilometer lang. (Eifelschreiber für die Rheinische Redaktionsgemeinschaft und EIFEL hautnah).

EXTRA
Der Eifelsteig sorgt zwischen Aachen-Kornelimünster und Trier für Investitionen. Hoteliers und Betreiber kleiner Pensionen oder von nur wenigen Gästezimmern vor allem in den kleineren Orten bauen die Bettenkapazitäten aus. In Roetgen im Monschauer Heckenland, in Dohm-Lammersdorf bei Gerolstein, oder in der Doppelburgenstadt Manderscheid in der Vulkaneifel haben Hoteliers ihre Häuser vergrößert. In Blankenheim bestätigt Gilberte Mercier, Inhaberin des Hotel-Cafés Schlossblick, dass „rund 85 Prozent unserer Gäste Wanderer sind“. Das Hotel liegt unmittelbar am Eifelsteig und nutzt die Bekanntheit des Weitwanderweges gezielt als Marketinginstrument. Im kleinen Bruch in der Südeifel, Etappenziel der idyllischen Wanderung entlang des Salmbaches, hat Alexander Müller, Betreiber der romantischen Burg Bruch, zum Stellenwert des Eifelsteigs eine klare Meinung: „Das ist vor allem im Sommer für uns ein Umsatzbringer. Mindestens achtzig Prozent unserer Gäste wandern auf dem Eifelsteig!“
Titelbild: Die Urfttalsperre im Nationalpark Eifel.

