Die „Augen der Eifel“

Gemündener Maar, Weinfelder Maar, Schalkenmehrener Maar: Das sind drei „Augen der Eifel“ und ein Hotspot in der westlichen Vulkaneifel. Auf der „HeimatSpur MaareGlück“ lernt man die abwechslungsreiche Region bei Daun am besten kennen.

Das Gemündener Maar vom Dronke-Turm gesehen.

Ein Bergsee. Das Gemündener Maar wirkt wie ein verstecktes Binnengewässer irgendwo in den Alpen, etwa vergleichbar dem Freibergsee oberhalb von Oberstdorf im südlichen Oberallgäu. Doch hier ist kein Hochgebirge, sondern die Vulkaneifel und ein 10,9 Kilometer langer Wanderweg zwischen 372 und 554 Metern Höhe. Das Gemündener Maar, das nördlichste der drei Dauner Maare, ist vulkanischen Ursprungs, überraschende 38 Meter tief und bekannt als Veranstaltungsort für das Open Air-Festival „Klassiker auf dem Vulkan“, wenn eine kleine Seebühne aufgebaut ist. In einem der schönsten Freibäder der Region.

Hier kann man die „HeimatSpur MaareGlück“ am „Waldcafé“ beginnen. Offizieller Start und Ziel sind in Schalkenmehren, zwei Maare weiter östlich. Gut die Hälfte des Rundweges führt nun allerdings nicht sofort an den drei „Augen der Eifel“, wie die Schriftstellerin Clara Viebig („Das Weiberdorf“) die Maare nannte, vorbei, sondern in großem Bogen über welliges Terrain südlich darum herum.

Das Weinfelder Maar vom Mäuseberg aus gesehen.

Oder man entscheidet sich für einen der Rundwege um das Gemündener Maar und steigt mit der „MA“-Markierung und der des Eifelsteigs steil zum Mäuseberg hinauf und dann auf den elf Meter hohen Dronke-Turm, benannt nach Adolf Dronke, der 1888 in Daun den Eifelverein gründete. Die Wendeltreppe zur Aussichtsbrüstung lohnt die letzte Mühe. Weit geht der Blick Richtung Südosten über die Kuppen der Vulkaneifel bis zum fernen Höhenzug der Hunsrückausläufer jenseits des Moseltals. Richtung Norden geht er in die Tiefe und auf das kobaltblaue Wasser des Gemündener Maars.

Eifelkrimiautoren und die Eifelmaler fanden am „Totenmaar“
die ideale melancholische Kulisse.

Vom Turm aus führt die HeimatSpur nun zusammen mit anderen Wegen über den Höhenrücken in das eingezäunte Weideland rund um das zweite, das Weinfelder Maar. Es ist mit 487 Metern das höchstgelegene der drei Dauner Maare, 51 Meter tief und hat einen Durchmesser von 396 bis 429 Metern. Esel und Burenziegen beweiden die Uferhänge des Maars. Betreut wird das Pflegeprogramm vom nahen Weinfelder Hof, die Finanzierung des Projekts erfolgte durch ein LEADER-Programm der EU.

Am Friedhof der St. Martin-Kapelle.

Nun hinunter zur St. Martin Kapelle am Nordufer des für seine melancholische Stimmung berühmten Weinfelder Maars, das zahlreiche Eifelkrimiautoren wie Eifelmaler – etwa Fritz von Wille – immer wieder inspiriert hat. Wegen des Friedhofs um das Kirchlein wird das Maar auch Totenmaar genannt. Eine andere Namenserklärung bezieht sich auf Sagen, nach denen wahlweise ein ganzes Schloss oder das Dorf Weinfeld in den Fluten untergegangen sei. Weinfeld lag tatsächlich aber jenseits der Kapelle.

Das Dorf Weinfeld gibt es nicht mehr. Es wurde im 16. Jahrhundert
von der Pest heimgesucht und aufgegeben.

Das Dorf wurde im 16. Jahrhundert von der Pest heimgesucht und aufgegeben. Eine Wüstung, schon lange zugewachsen und überwuchert. Bis heute wird die St. Martin-Kapelle von der Pfarrgemeinde im nahen Schalkenmehren betreut, die hier auch ihren Friedhof hat. Zweimal verhinderte die Pfarrgemeinschaft den Abriss des abseits des Ortes gelegenen kleinen Gotteshauses.

Gästeführerin Doris Hamm.

Vom Kirchlein geht es nun nicht oberhalb des Maares weiter, sondern den Pfad hinab auf den von Sitzbänken gesäumten verträumt wirkenden Uferrundweg, schließlich hinauf zum Maarsattel zwischen Weinfelder- und Schalkenmehrener Maar. Hier wartet an diesem Tag schon Doris Hamm unter dem Sonnenschirm am kleinen Infostand. Hamm ist zertifizierte Natur- und Landschaftsführerin Eifel sowie Natur- und Geoparkführerin im UNESCO-Schutzgebiet Geopark Vulkaneifel. Sie weiß natürlich vieles zum Thema, hat eine ganze Reihe nützlicher Flyer, Karten und Broschüren im Angebot und freut sich über das Interesse.

Auf dem Weg um das Schalkenmehrener Maar.

Nun bieten sich zwei Wegevarianten nach Schalkenmehren und das dritte Maar im Bunde an. Hier wurde der direkte Abstieg vom Maarsattel gewählt, vorbei am gemütlichen „Maarbad“, ebenfalls ein Freibad, und hinein in den überraschend touristisch geprägten Ort. Es gibt je nach Zählung mehr als 20 Hotels bis hin zum 4-Sterne-Superior-Haus. Dazu Restaurants, Kneipen, ein Handwebmuseum – und eine Modedesignerin: Meisterschneiderin Angelika Hirschler hat in Schalkenmehren ihr Atelier.

Das Maarkreuz.

Aus dem Ort wieder hinaus Richtung Mehren folgt man jetzt einige hundert Meter wieder dem gelb-schwarzen „MA“-Logo der HeimatSpur. Schnell öffnet sich die Landschaft. Es geht oberhalb weiter Wiesen an den hier breiten Hängen des Auswurfkraters entlang. Wieder steht eine Entscheidung an: Entweder ein Weg oberhalb des Kraterrandes, oder – zu empfehlen – die Variante auf halber Höhe direkt am Waldsaum. Der Weg ist nicht weiter markiert, führt bald in den Wald hinein und an einem scharfen steilen Stich rechts den Hang hinauf vorbei. Es ist die Direttissima hinauf zum Maarkreuz.

Auch diesen Anstieg sollte man auf sich nehmen. Denn den Rundblick auf 534,5 Metern Höhe über das weite, in der Sonne glitzernde Maar, den Ort Schalkenmehren am Ufer, bis hoch zum Observatorium auf dem Hohen List und in die Vulkaneifel sollte man sich nicht entgehen lassen. Das Maarkreuz, das ursprünglich an anderer Stelle stand, wurde von der Bevölkerung 1932, einem Notjahr mit Unwettern und Missernten, errichtet. Es sollte als Schutzkreuz für die Zukunft dienen.

Zurück zum Maarsattel zwischen Schalkenmehrener und Weinfelder Maar, dann wieder hoch zum Dronke Turm und von dort steil hinab zum „Waldcafé“ am Ostufer des Gemündener Maars endet diese je nach Variante rund fünfstündige Tour. Eine HeimatSpur durch eine der spektakulärsten Teillandschaften der Eifel. Eine andere der in den Corona-Jahren von den Touristikern des Gesundland Vulkaneifel neu konzipierten „HeimatSpuren“-Rundwege wurde gerade zu „Deutschlands schönster Wanderweg“ gekürt. Wie die „Wasserfall-Erlebnisroute“ bei Bad Bertrich hat auch das „MaareGlück“ das Zeug dazu, die Auszeichnung zu gewinnen. (sli)

Weinfelder Maar mit St. Martin-Kapelle am Ostufer.

Titelbild: Maarkreuz und Blick auf das Schalkenmehrener Maar.
Text/Fotos: Eifelschreiber