Rebzeilen und Steige

Der „Traumpfad Hatzenporter Laysteig“ ist über gut drei Stunden eine komprimierte Sache: Mit Wein-Lehrpfad, felsigen Abschnitten, weiten Hochflächen, verträumten Waldpassagen – und sogar zwei Leitern, die es zu besteigen gilt.

Erneut kann man sich nach diesem „Traumpfad“ über den „Hatzenporter Laysteig“ fragen, ob die Planer nach dem Motto vorgingen „Bange machen gilt nicht“. Anders sind die am Ende übertriebenen Warnungen vor der kurzen „alpinen“ Schlusspassage über den Dolling-Felsen unmittelbar über den Dächern von Hatzenport nicht zu erklären. Doch was ist alpin an einem engen Felsenpfad, bei dem man schlicht nur ein bisschen Erfahrung und festes Schuhwerk braucht?

Die erste steile Passage ist überwunden: entspanntes wandern in Richtung Rabenlay.

Doch zurück zum Start: Direkt hinter dem Bahnhof von Hatzenport beginnt die gut dreistündige Runde, die streckenweise auf der Route des älteren „Moselhöhenwegs“, des neueren „Moselsteigs“, einem der „Traumpfädchen“ und dem „Weinwetterweg“ – einem Weinlehrpfad – verläuft.

Jäh geht es von der Straße hinauf über Schiefer und Fels, der Pfad macht schon hier seinem Namen alle Ehre. Eine Seilsicherung ist an besonders steiler Stelle des Aufstiegs gespannt – und dann ist das Spektakel auch schon wieder vorbei.  Entspannt geht es durch einen aufgelassenen Weinberg und dann oberhalb der Wingerte weiter. Der Pfad belohnt mit Blicken auf das schon erstaunlich tief unten im Moseltal liegende Städtchen mit seinen beiden Kirchen.

Historisches Wingatshäisje.

Am Hang führt der Weg nun zum ersten von zwei aus dem 19. Jahrhundert stammenden „Wingatshäisje“ im Weinberghang. Das sind gemauerte Unterschlupfe der Winzer gegen Regen, Wind und Unwetter. Hatzenport liegt am Übergang von Untermosel zur Terrassenmosel, die am eindrucksvollsten bei Winningen mit den Massiven von Uhlen und Röttgen zu sehen ist. Erste Terrassen – gestuft durch die Feuchtigkeit und Wärme speichernde Trockenmauern – sind vom „Laysteig“ aber schon hinter der Hatzenporter Kirche zu sehen. So nach Überquerung des Naafgrabens von den Aussichtspunkten Rabenlay und Kreuzlay. Zur Rabelenlay führt auch ein eigener – teilweise Seil gesicherter – Steig hinauf.

Weiter auf dem Weg im ersten Teil.

Schon bis hierhin ist der Weg wirklich traumhaft, doch dann kommt, was kommen muss bei einem Rundweg durch solche Topographie: Da der Weg von knapp unterhalb der Hangkante jetzt nicht tiefer schon wieder zurückführt, geht es ganz hinauf aufs Plateau oberhalb der Hänge der Weinberge.

Idyllisch ist der Weg hinab ins Schrumpfbachtal – doch dann geht es die eben verlorene Höhenmeter auch bald wieder hinauf.

Die Landschaft ändert sich natürlich entsprechend: Statt niedrig gewachsener Krüppeleichen und Buchen nun weite Felder, Gebüschzeilen säumen den Hangübergang. Auf weichen Wiesenwegen geht es auch mal Feldgemarkungen entlang, schließlich, nach Überqueren einer Kreisstraße, wieder in den Wald und hinab in Richtung Schrumpfbachtal. Das Waldtal macht einen verwunschenen Eindruck, nahe des Pfades äugt vorsichtig hinter einem Baum halb versteckt ein Reh hinüber, die Waldvögel singen – eine Idylle.

Auf der Höhe.

Was man so zügig an Höhenmetern verloren hat, muss im Tal angekommen nach erneuter Überquerung einer Kreisstra0e natürlich wiedergewonnen werden. Es beginnt ein knackiger längerer Anstieg durch den Hochwald. Oben auf der Höhe angekommen führt der Weg an Schafweiden, Streuobstwiesen und einer große „Bienenweide“ vorbei zum westlichen Wendepunkt des Weges. Ab hier geht es wieder hinab in den Wald und in Richtung der steilen Weinberge und des „Moselpanoramawegs“.

Schon bald öffnet sich der Weg, die Mosel leuchtet, ein Aussichtspunkt wird erreicht. Der breiter werdende Weg führt nun zunehmend bergab, bis schon die ersten Häuser von Hatzenport erreicht sind.

Nun geht es links ab über eine Wiese, erneut über die Straße und auf der anderen Seite etwas weiter oberhalb direkt in den Einstieg der abschließenden Passage über den Dolling. Hier stehen auch die erwähnten Warntafeln: Schwindelfreiheit und Trittsicherheit werden empfohlen.

Leiter am Dolling.

Was sich dann aber nicht als so alpin entpuppt wie angedroht. Zwei Leitern sind schließlich zu nutzen, die erste macht tatsächlich Sinn. Doch die zweite aus drei Tritten, schon unmittelbar über den Gleisen der Bahnstrecke und zwischen den Häusern, ist eher Kosmetik.

Eine für die Kürze der Strecke erstaunlich vielseitige Runde mit geschickter Streckenführung, die vieles bietet. Am Ende auch der Kurzbesuch bei Hatzenporter Winzern. Einige von ihnen bieten Weinverkauf trotz Corona-Sperren an. So viel Unterstützung der lokalen Wirtschaft muss sein.

Titelbild: Auf dem „Hatzenporter Laysteig“